Ingolstadt
Bittere Bilanz

In fünf Jahren Champions League erreichten deutsche Eishockey-Klubs nur fünfmal das Achtelfinale

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
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ERC Ingolstadt vs Augsburger Panther, Eishockey, DEL, Deutsche Eishockey Liga, Spieltag 17, 14.11.2014 −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt/Nürnberg (DK) Die 4031 Zuschauer in der Nürnberger Arena pfiffen, während die Ice Tigers enttäuscht vom Eis schlichen. Mit dem 2:5 am Dienstagabend gegen den französischen Außenseiter Rouen Dragons ist der fränkische Eishockey-Klub schon in der Gruppenphase der Champions Hockey League (CHL) ausgeschieden - nach einer völlig enttäuschenden Vorstellung.

Zwei Erfolge gegen die Tschechen aus Hradec Kralove und sogar ein Triumph gegen die finnischen Mitfavoriten von Kärpät Oulu hatten den Nürnbergern eine hervorragende Ausgangsposition verschafft. In der abschließenden Partie der Vorrunde gegen Rouen hätte ein einziger Punkt gereicht, doch mit einer indiskutablen Leistung verspielte die Mannschaft von Trainer und Sportdirektor Martin Jiranek alle Chancen. Stattdessen stehen nun die Franzosen in der K.-o.-Runde. "Ich sehe auf die Statistik und sehe 53 Schüsse, aber da hat heute einfach einiges gefehlt. Rouen hat mehr Willen gezeigt und das gemacht, was es gebraucht hat, um zu gewinnen", sagte Jiranek.

Auch die Eisbären Berlin sind raus, nur der Deutsche Meister EHC München steht im Achtelfinale. Damit schrieben die deutschen Klubs auch bei der fünften CHL-Auflage die schwache deutsche Königsklassen-Bilanz fort: 13 der bislang 24 Teilnahmen von Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) endeten schon in der Vorrunde, darunter auch die Versuche des ERC Ingolstadt 2014/15 und 2016/17. Nur fünfmal erreichte ein deutscher Vertreter das Achtelfinale, darunter zweimal die Eisbären Berlin und zweimal der EHC München. Ins Viertelfinale stieß noch kein DEL-Klub vor.

Dabei sind es keineswegs nur die Vereine der starken Ligen aus Schweden und Finnland, die in der K.-o.-Runde Furore machen. Klubs aus der Schweiz und Tschechien sind regelmäßige Gäste in Viertel- und Halbfinale. Ins Achtelfinale schafften es neben den Deutschen auch Vertreter aus Österreich/Italien (ebenfalls fünfmal), Norwegen (zweimal) sowie Frankreich und sogar Großbritannien (je einmal).

Immerhin können die Münchner, deren Gegner in der Runde der letzten 16 morgen Mittag um 12 Uhr ausgelost wird, die deutsche Bilanz noch aufbessern. "Wir spielen in der CHL, um den Pokal zu gewinnen. Außerdem möchten wir das deutsche Eishockey auf das nächste Level bringen", hatte Trainer Don Jackson vor Saisonbeginn selbstbewusst verlauten lassen. Doch ob das deutsche "Königsklassen-Märchen", wie es sich der Schweizer CHL-Boss Martin Baumann aus Marketing- und Popularitätsgründen wünscht, heuer wahr wird, ist fraglich. Am Dienstag verspielte der EHC beim 1:6 in Malmö noch den sicher geglaubten Gruppensieg. Damit wartet im Achtelfinale in jedem Fall ein europäisches Schwergewicht.
 

Kommentar

Die Bilanz nach fünf Jahren Champions Hockey League (CHL) zeigt es deutlich auf: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat ein Qualitätsproblem. Hinter der russischen KHL, die nicht an der CHL teilnimmt, den Ligen aus Schweden, Finnland, der Schweiz und Tschechien ist die DEL maximal die sechste Kraft in Europa – auf Augenhöhe mit der gerne belächelten österreichischen EBEL. Die jüngsten Erfolge der Nationalmannschaft mit der alles überragenden Olympia-Silbermedaille dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das deutsche Eishockey in der Breite und insbesondere auf Vereinsebene wenig zu melden hat. Einer der wesentlichen Gründe: Im Vergleich zu den Klubs der führenden Nationen, bei denen einheimische Talente ganz selbstverständlich mitmischen und sogar zu den Leistungsträgern gehören, finden in den Kadern der DEL-Vertreter immer noch zu viele mittelmäßige Ausländer einen Platz. Solange das so bleibt, wird sich am deutschen CHL-Abschneiden wenig ändern. Alexander Petri

Alexander Petri