Pfaffenhofen
Bitte wenden

Sperrung von Hauptplatz sorgt für Verunsicherung - PK-Redaktion beantwortet Fragen

15.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
An der Sperrung der Hauptplatzdurchfahrt scheiden sich die Geister. −Foto: Kraus (Symbolfoto)

Pfaffenhofen (PK) Die vom Stadtrat beschlossene Sperrung des Pfaffenhofener Hauptplatzes für den Durchgangsverkehr hat bei vielen Bürgern Verunsicherung ausgelöst. Vor allem, was die Erreichbarkeit und das Parken betrifft, kursieren Falschinformationen. Unsere Zeitung beantwortet häufig gestellte Fragen zur Verkehrsberuhigung.


Was soll das Verkehrskonzept überhaupt bringen?

Durch die Umsetzung der ersten Stufe des neuen Verkehrskonzepts verspricht sich die Stadt weniger Verkehrsbelastung in der ganzen Kernstadt sowie eine Steigerung der Aufenthaltsqualität in einem verkehrsberuhigten Zentrum. Diese Ziele sind im Verkehrsentwicklungsplan formuliert und vom Stadtrat beschlossen.
 

Welchen Effekt erhofft sich die Stadt von der Sperrung der Hauptplatzdurchfahrt?

Experten beziffern den reinen Durchgangsverkehr über den Pfaffenhofener Hauptplatz mit 6000 Kraftfahrzeugen pro Tag – das haben Verkehrszählungen und -befragungen ergeben. Diese Autos sollen von der Innenstadt auf die Umgehungsstraße, die B 13 oder zumindest auf den Altstadtring verlagert werden.
 

Wann soll der Hauptplatz für den Durchgangsverkehr ?gesperrt werden?

Bürgermeister Thomas Herker (SPD) hat zuletzt eine Realisierung im Spätsommer 2018 angekündigt. Nach Auskunft der Stadtverwaltung könnte es auch Herbst werden. So oder so: Bis Februar werden das städtische Bauamt und ein Stadtplaner erst einmal mehrere Entwürfe ausarbeiten, wie die Sperrung baulich umgesetzt werden kann – also wo beispielsweise die Poller stehen oder die Stadtbusse wenden sollen. Über die Vorschläge wird dann im Stadtrat abgestimmt.
 

Welche Maßnahmen sind über den Hauptplatz hinaus?geplant?

Auch die Zufahrten von Sonnenstraße und Hofberg sollen geschlossen werden, damit diese Gassen nicht als Schleichwege genutzt werden. Um mehr Verkehr auf die Westtangente zu lenken und Chaos auf den Seitenstraßen zu vermeiden, sind außerdem Eingriffe in die Verkehrsführung in der Münchener Straße, Hohenwarter Straße, Frauenstraße, Spitalstraße sowie im Viertel am ehemaligen Schlachthof geplant (ein ausführlicher Bericht folgt).
 

Kann man nach der ?Sperrung gar nicht mehr auf den Hauptplatz fahren?

Doch, weil laut Stadtratsbeschluss nur die direkte Verbindung von der Scheyerer Straße über den Hauptplatz in die Ingolstädter Straße – und umgekehrt – gekappt werden soll, um Durchgangsverkehr zu verhindern. Wer hingegen im Zentrum etwas zu erledigen hat – zum Beispiel Besorgungen, Kirchgang, Arztbesuche oder Behördengänge –, kann weiterhin reinfahren: Der Untere Hauptplatz soll über die Ingolstädter Straße angefahren werden können, der Obere Hauptplatz über die Scheyrer Straße. Nur eine Ausfahrt auf der jeweils anderen Seite ist dann für den motorisierten Verkehr nicht mehr möglich. Oder wie Stadtbaumeister Gerald Baumann es knapp formuliert: „Durchgangsverkehr raus, Kundenverkehr rein.“


Wie soll diese Trennung praktisch funktionieren?

Laut des vorliegenden Vorentwurfs von Städteplaner Klaus Immich könnte der Hauptplatz mittig mit zwei Pollerreihen geteilt werden – einmal zwischen Rentamt und Marienbrunnen, einmal zwischen Landratsamt und Bortenschlager. Weil eine Durchfahrtsmöglichkeit für Busse und Rettungsdienst erhalten bleiben muss, braucht es allerdings ein durchlässiges System. Im Gespräch sind zum Beispiel per Fernbedienung oder Induktionsschleife versenkbare Poller, wie es sie zum Beispiel in Freising gibt.


Wo sollen die Autos ?stattdessen fahren?

Der überörtliche Verkehr soll möglichst erst gar nicht in die Stadt fahren. „Das Hauptziel ist es, den nicht notwendigen Verkehr auf die Bundesstraße B 13 und die Westtangente zu bringen“, sagt Baumann. „Diese Straßen sind leistungsfähig genug.“ Der innerstädtische Durchgangsverkehr wird wohl überwiegend auf den Altstadtring ausweichen – vor allem auf die Kellerstraße. Damit das funktionieren kann, soll der Verkehrsfluss im Altstadtring verbessert werden – unter anderem durch die Öffnung der Spitalstraße für den Verkehr.
 

Kommt es zum von Kritikern prophezeiten Verkehrschaos in der Schulstraße?

Das bleibt abzuwarten – und die Meinungen gehen auseinander. Die Verkehrsplaner gehen in ihren Berechnungen davon aus, dass sich die Lage dort nicht verschlechtern wird. Kritiker der Sperrung hingegen berufen sich auf Erfahrungswerte und sprechen von Tausenden Fahrzeugen zusätzlich pro Tag – bei einem aktuell sowieso schon kritischen Verkehrsaufkommen von 13 300 Fahrzeugen täglich (laut der Verkehrszählung von 2014). Stadtbaumeister Baumann hält diese Befürchtungen für unbegründet: „Wenn wir die beschlossenen Maßnahmen in Spitalstraße, Hohenwarter Straße und Münchener Straße ergreifen, dann wird sich für die Schulstraße kaum etwas ändern – außer vielleicht während der Umstellungsphase“, sagt er mit Verweis auf die Untersuchungsergebnisse der Verkehrsplaner. Diese gehen langfristig sogar von 2700 Fahrzeugen weniger pro Tag aus, sollten in den kommenden Jahren auch die weiteren vorgeschlagenen Schritte zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt umgesetzt werden.


Und in der Kellerstraße und der Ingolstädter Straße?

Der Verkehr wird dort insgesamt zunehmen. Aktuelles Zahlenmaterial wird es laut Baumann aber erst im Februar geben. Derzeit herrscht während der Stoßzeiten in der Kellerstraße wegen der einseitigen Sperrung für die Baustelle zwar Ausnahmezustand. Laut Verkehrsuntersuchung sind die beiden Straßen aber so leistungsfähig, dass sie den zusätzlichen Verkehr aufnehmen könnten.


Darf man künftig nicht mehr auf dem Hauptplatz parken?

Doch. Das neue Verkehrskonzept sieht zwar eine Ausweitung des Fußgängerbereichs und damit verbunden den Wegfall von Stellplätzen vor. Parken soll vor dem Haus der Begegnung sowie an der Nordseite des Unteren Hauptplatzes trotzdem noch möglich sein.


Wie viele Stellplätze werden am Hauptplatz gestrichen?

Das steht noch nicht genau fest: Die bauliche Umgestaltung des Hauptplatzes und das genaue Parkkonzept sollen erst noch bis Februar ausgearbeitet werden.


Gibt es zumindest ?Schätzungen?

Eine ungefähre Größenordnung lässt Immichs Vorentwurf erahnen: Demnach würde die Zahl der Stellplätze auf dem Hauptplatz im Winter von 113 um 40 auf 73 sinken. Im Sommer, wenn Teile der Parkflächen wegen der Außengastronomien sowieso nicht zur Verfügung stehen, wären es 66 statt 101, also 35 weniger. Betroffen wären die Bereiche rund um den Spielplatz am Marienbrunnen sowie zwischen Einmündung Sonnenstraße und Maibaum. Hinzu kommen jeweils noch ein paar Stellplätze weniger in Sonnenstraße und am Hofberg.


Wo sollen die Leute für ihre Erledigungen stattdessen parken?

In der Tiefgarage am Sparkassenplatz will die Stadt 150 Dauerparkplätze in öffentliche Parkplätze umwandeln, um die gestrichenen oberirdischen Stellplätze zu kompensieren. Die entsprechenden Dauerparkscheine werden nicht verlängert. Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Auch das Parkhaus Zentrum steht direkt am Hauptplatz zur Verfügung. „Es gibt locker noch genügend Kapazitäten“, sagt der Stadtbaumeister.


Welche Fußwege müssen Kunden oder Patienten künftig in Kauf nehmen?

Vor einigen Geschäften, Praxen und Apotheken im mittleren Bereich des Hauptplatzes sowie an der Südseite des Unteren Hauptplatzes würde es keine Parkplätze mehr geben. Sperrungsgegner kritisieren, dass alten, kranken oder gehbehinderten Menschen dadurch zu lange Fußwege zugemutet würden. Wie sich der Umbau auswirkt, hat deshalb die Bauverwaltung untersucht. Das Ergebnis: Derzeit beträgt der Fußweg von Auto bis Eingang nur um die fünf Meter – zumindest, wenn man einen freien Stellplatz direkt vor der Tür bekommt. Künftig beträgt der Weg anhand der Beispielrechnungen für verschiedene Geschäfte und Praxen etwa 23 bis 46 Meter von den verbleibenden Stellplätzen beziehungsweise vom Parkhaus aus – beziehungsweise ab 160 Meter von der Tiefgarage aus.


Was ändert sich ?noch beim Parken?

Die Stadtverwaltung und die Fachplaner tüfteln an einer neuen Parkordnung mit einheitlicher Gebührenstaffelung. Grundsätzlich soll gelten: Je zentraler der Stellplatz, desto höher die Gebühr und desto kürzer die Höchstparkdauer. Zudem wird geprüft, ob die „Semmeltaste“ abgeschafft wird. Diese wurde bei der Umgestaltung des Hauptplatzes eingeführt und ermöglicht, eine Viertelstunde lang kostenlos zu parken. Grundlage für die Vorschläge sind Erkenntnisse aus einer Parkraumauswertung. Die Zahl der Behindertenstellplätze bleibt erhalten, sie werden lediglich verlegt. Für Dauerparker und Einpendler gibt es auch weiterhin die kostenfreien Parkplätze auf Volksfestplatz und Hirschbergerwiese.


Wie viel Geld kostet die Sperrung?

Für die reine Umgestaltung des Hauptplatzes rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten in Höhe von 400 000 bis 650 000 Euro. Das rührt vor allem daher, dass künftig der komplette Hauptplatz in Naturstein gepflastert sein soll – auch die bisherige Durchfahrtsstraße, die derzeit noch asphaltiert ist. Für die anderen Sofortmaßnahmen von neuer Beschilderung hin zu temporären Verkehrsschikanen gelten weitere 50 000 Euro als realistisch.


All das ist nur der erste von drei Umsetzungsschritten des Verkehrskonzepts. Was sind die anderen beiden?

Bisher hat der Stadtrat nur den ersten Schritt beschlossen. Für die Schritte zwei und drei gibt es hingegen noch keine konkreten Entwürfe. Angedacht ist lediglich, den Fußgängerbereich mittel- bis langfristig noch weiter zu vergrößern. Dadurch würden laut Verkehrsgutachten 240 bis 260 Stellplätze auf dem Hauptplatz sowie in den umliegenden Straßen wegfallen. Um das zu kompensieren, sollen am Rande der Innenstadt Parkhäuser oder Tiefgaragen entstehen – und zwar vor diesen weiteren Schritten. Seitens der Stadt wurde ausdrücklich versprochen, dass es keine Wegnahme von Stellplätzen ohne Kompensation geben soll.


Wo sollen diese Parkhäuser einmal gebaut werden?

Das ist noch Zukunftsmusik. Drei ungefähre Standorte für neue Parkmöglichkeiten am Altstadtring haben die Verkehrsplaner allerdings schon vorgeschlagen: im Westen im Bereich Hohenwarter Straße/Kellerstraße, im Norden im Bereich Spitalstraße, Türltorstraße oder Ingolstädter Straße sowie im Osten im Bereich Stadtgraben/Ilmstraße. Als optimal gilt ein eine Realisierung im Umkreis von nur zwei Gehminuten.


Soll am Ende der geplanten Entwicklung eine reine?Fußgängerzone stehen?

Wenn der Stadtrat langfristig alle drei Stufen der Verkehrsberuhigung umsetzen will, dann ja. Aber das ist eine Frage von vielen Jahren. Einen konkreten Zeitplan gibt es zwar nicht, aber zumindest einen Anhaltspunkt: Der zugrunde liegende Verkehrsentwicklungsplan ist auf einen Zeitraum von etwa 15 Jahren ausgelegt.