Eichstätt
Bistum will in den USA verhandeln

Nach Finanzskandal: Eichstätter Finanzdirektor um "Minimierung des Schadens" bemüht

19.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr

Eichstätt (DK) Die Verantwortlichen im Bistum Eichstätt mühen sich im Skandal um aus dem kirchlichen Vermögen gewährten Immobiliendarlehen um eine Schadensbegrenzung: Wie eine Ordinaritssprecherin unserer Zeitung bestätigte, will der Finanzdirektor des Bistums, Florian Bohn, gemeinsam mit den Anwälten der Diözese dazu in die USA reisen.

Man stehe bereits "in Verhandlungen mit den US-amerikanischen Geschäftspartnern", hieß es, wolle diese aber möglicherweise nun vor Ort führen. Dort wolle man versuchen, "den konkreten Stand der einzelnen finanzierten Immobilienprojekte zu klären". Das Ziel: eventuelle "Rückzahlungen der momentan abgeschriebenen Darlehen. " Zudem soll der Versuch unternommen werden, mit den Projektbetreuern in den Vereinigten Staaten eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Wenn das nicht funktioniert, will das Bistum wohl in den USA zivilrechtlich gegen die Geschäftspartner vorgehen. Ein Termin für die Reise in die Staaten steht derzeit noch nicht fest.

Wie mehrfach ausführlich berichtet, steht das Bistum Eichstätt seit Monaten im kritischen Fokus der Öffentlichkeit: Der frühere Vize-Finanzdirektor hatte rund 60 Millionen US-Dollar (52,4 Millionen Euro) aus dem kirchlichen Anlagevermögen entnommen und in Immobiliendarlehen in die Vereinigten Staaten ausgereicht. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hatte daraufhin Strafanzeige gegen den heute 52-Jährigen und einen Geschäftspartner in den USA stellen lassen. Die beiden Männer saßen drei Monate lang in Untersuchungshaft, ihnen wird Untreue, Bestechlichkeit und Bestechung vorgeworfen. Von den verspekulierten Krediten sind bislang fünf Millionen Dollar zurückgeflossen. Wie viel Geld das Bistum am Ende zurückbekommt, ist nach wie vor offen. "Verlässliche Aussagen über den letztendlich verbleibenden Schaden sind zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich", sagte eine Sprecherin. In der im Juni vorgelegten Vermögensbilanz rechnet das Bistum mit einem Gesamtverlust der bislang nicht zurückgezahlten etwa 55 Millionen Dollar.

Nach dem Finanzskandal hatte das Bistum erst vor wenigen Wochen eingeräumt, durch hochspekulative Schiffsankäufe im Jahr 2012 weitere fünf Millionen Euro verloren zu haben. Außerdem mussten vergangenes Jahr aus Flugzeugbeteiligungen etwa 600000 Euro abgeschrieben werden, aus der Beteiligung an Schiffsfonds weitere 1,03 Millionen Euro.

Marco Schneider