Hohenwart
Bischof Zdarsa kommt zur Glockenweihe

Pfarrei Hohenwart feiert ein ganz besonderes Christi Himmelfahrt

08.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:26 Uhr
Die neue Glocke ist an einem sicheren Ort untergebracht. An Christi Himmelfahrt soll sie geweiht werden. −Foto: Philipp Hörz GmbH

Hohenwart (bdh) Zum ersten Mal seit vielleicht über 100 Jahren ist das Geläut der Hohenwarter Marktkirche bald wieder vollständig. Am Feiertag Christi Himmelfahrt, kommt der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zur Glockenweihe.

Angeliefert worden ist die neue große Glocke am vergangenen Montag. In den Turm, der noch immer eingerüstet ist, wird sie aber erst im Juni gehoben. Und bis sie zum ersten Mal erklingt, wird es wohl August sein. Dass die Weihe schon jetzt zelebriert wird, hat zum einen damit zu tun, dass der Termin weit im Voraus geplant werden musste - Bischof Konrad Zdarsa ist schließlich ein vielbeschäftigter Mann. Und außerdem ist es natürlich sinnvoll, wenn die rund 850 Kilo schwere Glocke noch am Boden steht, wenn sie mit Weihwasser, Weihrauch und einer Salbung in den sakralen Dienst genommen wird.

"Die Weihe ist ein Vorrecht des Bischofs", erklärt Pfarrer Peter Stempfle. Doch nicht nur wegen des hohen Besuchs aus Augsburg ist Christi Himmelfahrt für Hohenwart in diesem Jahr ein ganz besonderer Tag. Denn eine Glockenweihe ist nicht gerade etwas Alltägliches - auch für einen Pfarrer nicht: "Es ist die erste, die ich erlebe", sagt Stempfle. So eine Glocke soll ja Jahrzehnte, Jahrhunderte gar ihren Dienst tun. So wie das kleine so genannte Zügenglöcklein, das derzeit als einziges noch im Turm der Hohenwarter Marktkirche schlagen dürfte (wenn der nicht eine einzige große Baustelle wäre). Es stammt aus dem Jahr 1411 und hat viele Kriege überdauert, in denen ja - auch wenn das Material dafür nicht unbedingt gut geeignet gewesen sein mag - viele Glocken geschmolzen und zu Kanonen gegossen wurden.

Auch in der Marktkirche wurden in den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts die Glocken aus dem Turm geholt - nur das Zügenglöcklein durfte bleiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dann die zwei mittelgroßen Glocken wieder in Betrieb genommen. Sie läuten nun allerdings auch schon seit einigen Jahren nicht mehr, weil das wegen der statischen Defizite des Turms zu gefährlich geworden wäre. Und die große Glocke ist vermutlich schon seit dem Ersten Weltkrieg verschwunden, meint Kirchenpflegerin Sieglinde Hirner.

Dass sie nun neu hergestellt werden konnte, hat die Pfarrei einem Spender zu verdanken, der anonym bleiben möchte. Die Kosten von rund 30000 Euro hätte die Pfarrei sonst nicht schultern können, sagt Pfarrer Stempfle. Gegossen wurde die Glocke bereits im August vergangenen Jahres in der hessischen Ortschaft Sinn, bei der Firma Rincker, einer der letzten Glockengießereien, die es in Europa noch gibt. "Wir waren mit 30 Personen dabei", erinnert sich Sieglinde Hirner - für die Hohenwarter war es ein besonderes Erlebnis, mitzuerleben, wie die flüssige Bronze, eine speziell für den Glockenguss zusammengestellte Legierung aus Kupfer und Zinn, in die Form aus Lehm floss.

Ein besonderes Erlebnis wird es auch sein, wenn irgendwann im Sommer endlich wieder das volle Geläut der Marktkirche über Hohenwart erklingt. Denn es ist wohl niemand mehr am Leben, der das noch gehört hat und sich gut daran erinnern kann - wie gesagt, die große Glocke ist wohl schon seit 100 Jahren, spätestens aber seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden. "Wir sind alle gespannt", sagt Pfarrer Stempfle. Und damit es dann auch ein Wohlklang ist, kümmert sich zusammen mit der Biberacher Spezialfirma Hörz auch das Augsburger Kirchenmusikamt darum, die Glocken einzustellen.

Erst einmal müssen sie aber aufgehängt werden, und das geschieht im Rahmen der derzeit sowieso noch laufenden Kirchturmsanierung. Um die neue Glocke in das Gestühl zu bringen, muss der Turm an einer Seite geöffnet werden. Die drei alten Glocken sind dort oben eingelagert, müssen aber auch erst wieder aufgehängt werden. Das alles dauert seine Zeit. Wenn dann die Glocken wieder läuten, ist auch der Turm fertig - und dann, so hoffen Stempfle und Hirner, haben auch die Arbeiten für die Innenrenovierung bereits begonnen, die inzwischen genehmigt wurden. Gottesdienste werden in der Marktkirche sicherlich nicht vor Anfang 2019 gefeiert werden können - die Glocken sind dann jedenfalls bereit, die Gläubigen dazu zu rufen.