Schrobenhausen
Bis zu 370 Fußballfelder mit Solarparks

Schrobenhausen schwimmt in Anträgen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen - Stadtrat soll entscheiden

14.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:02 Uhr
Die Energie der Sonne wird mit diesem Solarpark bei Brunnen genutzt. Auch in Schrobenhausen entstehen Freiflächen-Photovoltaikanlagen. −Foto: Ammer

Schrobenhausen - Die Stadt Schrobenhausen ertrinkt geradezu in Anträgen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen. 23 Stück sind eingegangen, wie das Bauamt auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Sie betreffen eine Fläche von insgesamt 260 Hektar. Und überschreiten damit die Leitlinien, die sich der Stadtrat gegeben hat, deutlich. Bürgermeister Harald Reisner (FW) möchte das Thema nun noch einmal im Stadtrat besprechen.

Rund 145000 Megawattstunden verbraucht ganz Schrobenhausen im Jahr an Strom. Bis 2050 will man nach den selbstgesteckten Klimaschutzzielen 100 Prozent des Energiebedarfs aus regenerativen Energien gewinnen. Das erste Etappenziel - 25 Prozent aus regenerativen Energien bis 2020 - hat die Stadt schon einmal erreicht und mit aktuell 33 Prozent sogar überschritten. Rund ein Drittel der regenerativen Energie stammt dabei aus Photovoltaikanlagen. Um den Weg zu den 100 Prozent bis 2050 kontinuierlich weiter zu beschreiten, müsste die Stadt bis 2030 etwa 55 Prozent ihres Energiebedarfs aus regenerativen Energien speisen.

Dafür, wie Stadtbaumeister Axel Westermair auf dem Papier vorrechnet, bräuchte man in der Theorie rund 40 Hektar an Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Oder aber 4,75 Windräder mit einem Flächenbedarf von insgesamt rund drei Hektar. Oder eben eine Mischung aus beidem, beispielsweise ein Windrad und rund 26 Hektar an PV-Anlagen.

Aktuell entstehen schon einmal drei Solarparks in Gut Weil und der Högenau mit insgesamt rund 15 Hektar Fläche. Sie werden etwa 13000 Megawattstunden Strom im Jahr produzieren. Das heißt, es fehlen Schrobenhausen noch etwa 25 Hektar an PV-Anlagen, um die Klimaschutzziele der Stadt bis 2030 zu erfüllen. Alles freilich ganz theoretisch gesprochen.

Eingegangen sind nun bei der Stadt aber 23 weitere Anträge, die eine Gesamtfläche von rund 260 Hektar betreffen. Sprich: Es könnten Solarparks in der Größe von etwa 370 Fußballfeldern entstehen. Wären da nicht die Leitlinien, die sich der Stadtrat wohlweislich schon vor einigen Monaten zu dem Thema selbst gegeben hat. Demnach will man allerhöchstens zwei Prozent der Schrobenhausener Fläche für Solarparks zur Verfügung stellen - also 150 Hektar. Was noch immer etwa 214 Fußballplätze wären.

"Das ist schon eine brutal große Fläche", sagt Bürgermeister Reisner, der das Thema mit Blick auf die Antragsflut noch einmal im Stadtrat auf den Tisch bringen möchte. Aus seiner Sicht wären auch 80 oder vielleicht 100 Hektar ausreichend - auch mit Blick auf den tatsächlichen Energieverbrauch der Stadt. Doch die Frage muss freilich das Gremium beantworten: "Ist es für Schrobenhausen erstrebenswert, dass dafür so viel Fläche verwendet wird?"

Natürlich, so Reisner, sei es wichtig, die Sonnenenergie zu nutzen. "Wie sollen wir den Klimawandel sonst schaffen?" Auch die Windkraft werde man aus seiner Sicht noch stärker brauchen, auch wenn es hier stets gewissen Widerstand gebe. Und er versteht, wieso so viele Anträge eingegangen sind, nachdem die Fördermittel für PV-Anlagen gerade sehr lukrativ seien. "Aber wir müssen uns Gedanken machen, wo Solarparks sinnvoll sind", ist seine Überzeugung mit Blick auf die beantragten 260 Hektar Fläche.

Im Bauamt hat man schon einmal alle Flächen geprüft, für die Anträge eingegangen sind und mit den Noten eins bis drei bewertet, um dem politischen Entscheidungsgremium einen besseren Überblick zu verschaffen. Grundlage dafür sind die Kriterien, die unter anderem in den Leitlinien zu PV-Anlagen vom Stadtrat vorgegeben wurden. Zum Beispiel aus kulturhistorischer Sicht - so sollen Solarparks nicht auf Bodendenkmälern entstehen. Und, so der Bürgermeister, möglichst auch nicht gleich an Ortseingängen die Landschaft verspiegeln. Weiteres Kriterium ist der Punkt Naturschutz: Hier gibt es einige Flächen für die Anträge vorliegen, welche beispielsweise in Wiesenbrütergebieten liegen oder in einem Biotop. Aus Sicht des Stadtbauamts würde ein Bebauungsplanverfahren in solchen Bereichen wohl scheitern.

Die Note eins erreichen dieser ersten Einschätzung nach sieben Anträge mit einer Gesamtfläche von 85 Hektar. Eine Hilfestellung für das Gremium, denn entscheiden soll nun noch einmal der Stadtrat, wohin und wie weit er beim Thema Solarparks gehen will.

SZ

Isabel Ammer