Zu den Artikeln "Von Denkanstoß bis Eigentor"
"Bildung und Kultur sind auf Geld angewiesen"

05.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:42 Uhr
Die Räume in der Kolpingstraße 1 hat die Volkshochschule im März 2018 bezogen. −Foto: Steimle

Zu den Artikeln "Von Denkanstoß bis Eigentor" (EK vom 31. Januar) und "Leitung für Volkshochschule dringend gesucht" (EK vom 12. Januar)Das sind schon krasse Gegensätze!

Am 13. Februar feiern die deutschen Volkshochschulen ihr 100-jähriges Jubiläum in einem großen Festakt in der Frankfurter Paulskirche und sind darauf stolz, dass sie damals 1919 erstmals in der deutschen Verfassung als fester Bestandteil des öffentlichen Bildungssystems in Deutschland verankert wurden. Art. 148 der Weimarer Verfassung forderte alle Ebenen des Staates dazu auf: "Das Volksbildungswesen einschließlich der Volkshochschulen soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden. " Bis heute ist die Erwachsenenbildung in der Bayerischen Verfassung und der Bayerischen Gemeindeordnung als Aufgabe der Kommunen explizit festgeschrieben.

In Eichstätt scheint man sich dessen nicht so recht bewusst zu sein. Da amputiert man die Einrichtung, indem man ihr Personal bis auf einen Rumpf von eineinviertel Mitarbeitern kappt und wundert sich dann, warum sie nicht richtig läuft! Bildung und Kultur waren und sind schon immer auf Geld der öffentlichen Hand angewiesen. Kann sich denn eine Kreis- und Universitätsstadt wie Eichstätt tatsächlich keine funktionierende VHS leisten? Eine Stadt mit über 13000 Einwohnern in einem Landkreis, der sich regelmäßig in diversen Rankings renommierter Wirtschaftsmagazine bundesweit auf den obersten Plätzen tummelt? Während die anderen Volkshochschulen in der Region 10 (Ingolstadt, Neuburg, Schrobenhausen, Pfaffenhofen, Beilngries) zusammen fast 69000 Kursteilnahmen im Jahr verzeichnen, entwickelt sich Eichstätt zu einem weißen Fleck in der Erwachsenenbildungslandschaft - in ganz Bayern gibt es keine Kreisstadt ohne eine Volkshochschule!

Ohne eine ordentliche Ausstattung mit hauptamtlichem Personal wird die Eichstätter VHS aber nie aus ihrem Mauerblümchen-Dasein herauskommen. Wenn das für die Stadt allein tatsächlich nicht zu stemmen ist, dann könnte sie sich vielleicht überlegen, sich mit anderen Kommunen im Landkreis zusammenzutun und ein gemeinsames Finanzierungsmodell zu finden. Schließlich stehen ja alle Gemeinden in der gesetzlichen Pflicht.

Peter Sauer
Ingolstadt