Ingolstadt
Bilder gegen das Vergessen in Tibet

Ausstellung im Holdthaus widmet sich dem drohenden Untergang der asiatischen Hochkultur

26.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:58 Uhr

Eröffnung der Ausstellung: Konkrete und gegenständliche Kunst sowie Informationen zum Thema Tibet präsentiert zurzeit die Ingolstädter Künstlerin Dora (rechts) im Holdthaus - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) „Warum verbrennen sich Menschen in Tibet selbst“ Die vorerst noch rhetorische Frage leuchtet auf dem Display eines Laptops auf, der auf einem schwarzbespannten Podium steht. Eine Antwort geben auch die vielen Gesichter nicht, die – ausgedruckt auf DIN-A-4-Seiten und auf weiße Papierbanner geheftet – um den Laptop herum von der Decke hängen: ein Mahnmal für die 119 Mönche und Nonnen, die sich in den letzten Jahren aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in ihrer Heimat bei lebendigem Leib angezündet haben.

Dazwischen sind Stichworte an Säulen geklebt: „Fürsorge“, „Mitgefühl“, „Ethik“. Davor an exponierter Stelle: ein Porträt des Dalai Lama, dem Oberhaupt der Tibeter. Vervollständigt wird der Raum mit weiterer konkreter und gegenständlicher Kunst in teils erdrückenden Farben, Fotos, Videos sowie Informationstafeln zu Tibet und seiner unterzugehen drohenden Kultur. „Die Motivation besteht darin, mit meinen Möglichkeiten auf ein Volk aufmerksam zu machen, das in Vergessenheit gerät“, sagt die Künstlerin Dora, die ursprünglich aus der konkreten Kunst kommt. In den ansonsten leer stehenden Räumen im früheren Möbelhaus Holdt am Viktualienmarkt präsentiert sie noch bis zum 14. Juli ihre Themenausstellung „Die Felder des Dalai Lama“. Mit über 40 Bildern der in Ingolstadt geborenen Malerin sowie dem Zusatzmaterial gewährt sie einen umfangreichen Einblick in den verzweifelten Kampf gegen die Zerrstörung einer Hochkultur und das Wirken des 14. Dalai Lama.

Am Dienstagabend wurde die Schau, die in den folgenden Wochen mit Lesungen, Filmen und Vorträgen ergänzt wird, eröffnet. In ihren Eröffnungsreden zur Einstimmung auf die Ausstellung beleuchteten Manfred Quickert vom Internationalen Kulturverein Sprachakademie in Ingolstadt und Andreas Printz von der Tibet Initiative Deutschland zum einen die Geschichte und das Schicksal Tibets, das seit 1951 Teil des chinesischen Staatsgebietes ist und dessen Bevölkerung seither einen Kampf um religiöse und kulturelle Eigenständigkeit führt. Sie erörterten aber auch das Konzept der Ausstellung, die einen „Mix aus Kunst und viel Information“ darstellt, wie Quickert sagte. Doras Bilder bestehen aus vielen übereinandergelegten Farbflächen, die immer wieder abgekratzt wurden – so entstanden auch die konkreten Felder in den Werken, die der Ausstellung ihren Namen gaben. Beherrschend ist dabei oft die Farbe rot, die an das Feuer der Selbstverbrennung erinnern soll.

„Eine Ruhe strahlt er ja schon aus“, erzählte Besucher Willi Rein, der den Dalai Lama einmal persönlich gesehen hat. Die Ausstellung besucht er, „weil das mit Tibet wirklich wehtut“, wie er sagt. China sei eine Wirtschaftsmacht geworden, da interessiere ein Volk wie Tibet nicht mehr. „Die Ausstellung lädt ein, sich mit Tibet auseinanderzusetzen“, sagte Besucherin Renate Waffler. Spannend findet sie außerdem die Mischung aus Kunst und Information, die nach ihrer Ansicht auch nicht zu sehr moralisiere.

Die Ausstellung im früheren Möbelhaus Holdt am Viktualienmarkt ist Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 30. Juni, berichtet um 19 Uhr die tibetische Schriftstellerin Tsering Woeser aus ihrer Heimat.