Kochel am See
Bilder aus dem blauen Land

Das "Franz Marc Museum - Kunst im 20. Jahrhundert" feiert sein zehnjähriges Bestehen

24.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
Der Museumsanbau in Kochel am See wurde vor zehn Jahren eröffnet. −Foto: Foto: Leuschner

Kochel am See (DK) Klein aber fein thront das Museum wie ein wachsamer Wächter über dem Ort.

Es ist ein Ort des stillen Dialogs zwischen Kunst und Betrachter. Ganz im Sinne der "uncrowded museum" (nicht überfülltes Museen) wird der Museumsbesuch im hellen, lichten Ambiente fast zur Meditationsübung. Mehr als 700000 Besucher kamen seit der Eröffnung.

Das Museum befasst sich in seinen bislang 32 Ausstellungen stets mit dem Werk Franz Marcs im Kontext der Kunst des 20. Jahrhunderts. "Deshalb heißt das Museum seit 2008 ,Franz Marc Museum - Kunst im 20. Jahrhundert', sagt Museumsdirektorin Cathrin Klingsöhr-Le-roy. Im Franz Marc Museum geht es also wenig museal zu. Vielmehr weitet es den Blick in das Schaffen aktueller Künstler.

Bereits in der Ausstellung Franz Marc und Josef Beuys sah Klingsöhr-Leroy Parallelen der beiden Künstler. "Als habe Marc Positionen, die Beuys später formuliert hat, bereits vorweg genommen. " Weg vom Materialismus hin zu mehr Gefühl und Intuition. "Das hat Franz Marc zu seiner Zeit genauso gesagt. " In der Schau Georg Baselitz - Tierstücke" lotete sie mit einem pointierten Blick auf die Gegenwart das Verhältnis von Marc zur zeitgenössischen Kunst aus. Geplant ist in diesem Sinne auch eine Ausstellung zu Anselm Kiefer, verrät Klingsöhr-Leroy.

Der zweite große Schwerpunkt des Franz Marc Museums ist der Bezug zwischen Kunst und Natur. Der Museumsbau unterstützt den Dialog zwischen Kunst und Natur auch architektonisch. Die großen Panorama-Fenster im zweiten Obergeschoss lassen den Blick auf den Kochel See und die Berge zu. Auch der Park rund um das Museum soll künftig mehr und mehr einen Bezug zum Haus erhalten. Einen Anfang macht Per Kirkebys Skulptur "Torso Ast".

Anlässlich des Jubiläums soll im kommenden Jahr eine eigens für den Park entworfene Skulptur von Toni Cragg die Sammlung im Park erweitern. Sie wird am Hang dem See zugeneigt ihren Platz finden. "Die Natur war von je her eine Motivquelle für die Kunst", sagt Klingsöhr-Leroy, "und eine Folie, vor der sich Kunst entfaltet hat. " Seit Leonardo Da Vinci arbeiten Künstler nach den Regeln des natürlichen Wachstums. "Das tut die Moderne auch, nach wie vor. "

Franz Marc war eng mit der Region verbunden. Schon seit seinen Kindertagen verbrachte er die Ferien mit dem ebenfalls als Künstler tätigen Vater in den Landschaften rund um Kochel.
1914 kaufte Marc noch eine Villa in Ried, bevor er im August des selben Jahres in den Ersten Weltkrieg zog, von dem er nicht zurückkehrte. Als Marcs Witwe, Maria Marc, das Kunstsammlerehepaar Etta und Otto Stangl in München in deren Galerie kennenlernte, war man sich einig: "Man wollte Franz Marc in dem Ort, in dem er liebte und lebte ein "Denkmal setzten", sagt Kuratorin Cathrin Klingsör-Leroy. "Das Museum wurde 1986 gegründet. Es sollte das Leben und Werk Marcs in der Landschaft darstellen, die den Maler wie kaum eine andere geprägt hat. Er ist mit seinem Werk, aber auch mit seinem Blick auf die Gesellschaft, seiner Zivilisationskritik und der Suche nach dem Unverformten in Kunst und Gesellschaft stark an die Gegend gekoppelt", sagt Klingsöhr-Leroy. Das hat ihn getrieben, ins Blaue Land zu ziehen.

Als "Heimatmuseum der Moderne" hatte das kleine Museum in der alten Villa auf dem Hügel im Franz Marc Park begonnen. 2008 wurde der neue Museumsbau eröffnet. Seither steht das Museum ganz im Geist der ersten Kuratoren Etta und Otto Stangl. Es waren deren Nichten und Neffen, die nach dem Tod der Kunstsammler das Erbe der Öffentlichkeit zugänglich machen wollten. Welcher Ort hätte sich besser angeboten als Kochel.

Und dennoch waren er und viele seiner Künstlerfreunde im idyllischen Landstrich zwischen Bergen und Seen wenig beliebt. Solche Geschichten erfährt man während eines Kunstspaziergangs durch Kochel, der in Zusammenarbeit mit dem Franz Marc Museum entstand. Das Künstlerleben gegen die starren Konventionen ihre Zeit führte bei der Landbevölkerung nur zu Kopfschütteln und Verachtung. Dabei kann man Sindelsdorf neben Paris, Moskau und New York durchaus als eine Geburtsstätte der modernen Kunst begreifen.

Hier schufen Franz Marc, Wassily Kandinsky und August Macke, Gabriele Münter, die "Blaue Reiter"- und "Brücke"-Maler und natürlich auch Paul Klee ihre Werke. Klee war ein enger Freund von Franz Marc. Sein Werk wird das Jubiläumsjahr in einer Sonderausstellung begleiten. Neben den Werken aus dem Nachlass Marcs gehören heute auch bedeutende Exponate aus der Sammlung der Stiftung von Etta und Otto Stangl zum Bestand von mehr als 2000 Werken des Hauses. Jubiläumstag ist der 17. Juni. Über das Jahr veranstaltet das Franz Marc Museum zahlreiche Veranstaltungen, unter anderem mit der Pinakothek der Moderne in München. Dazu gibt es Workshops und die Gelegenheit, in touristischen Angeboten, mit Busfahrten zwischen München und Kochel, die verschiedenen Klee-Ausstellungen an den unterschiedlichen Orten - in der Galerie Thomas und in der Pinakothek der Moderne "Konstruktion des Geheimnisses" in München - zu sehen und nach einer gemeinsamen Busfahrt anschließend die Ausstellung "Paul Klee. LandschaftenKochel am See" in Kochel am See zu besuchen.

Zwei Ausstellungen werden das Jubiläumsjahr in Kochel begleiten: "Paul Klee. Landschaften" - Eine kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis, bis 10. Juni 2018. "Lektüre" Bilder vom Lesen - Vom Lesen der Bilder, 17. Juni bis 23. September 2018.

Flora Jädicke