Neuburg
Bild des Nazi-Bürgermeisters soll bleiben

Ältestenrat sieht geschichtliche Tatsache – Stadtrat entscheidet über SPD-Antrag

28.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Die SPD verlangt die Entfernung des Portraits von Nazi-Bürgermeister Anton Mündler aus dem Rathaus. Der Ältestenrat des Stadtrats will dem Antrag aber nicht entsprechen.

Nach einer Beratung sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling: „Jeder weiß von den Untaten im Dritten Reich, und jeder kann am Bild erkennen, dass Mündler ein Nazi gewesen war.“ Eine Entfernung des Fotos oder ein erklärendes Zusatzschild hält der OB deshalb für nicht erforderlich. Das sieht auch Fritz Goschenhofer (CSU), der dienstälteste Stadtrat, ähnlich: „Es ist einfach geschichtliche Tatsache, dass Anton Mündler von 1933 bis 1945 Bürgermeister von Neuburg war.“ Der kritische Betrachter wisse diese dunkle Zeit und ihre Repräsentanten richtig einzuschätzen.

Heinz Schafferhans, seit zwei Jahren Stadtrat und seit 2015 SPD-Ortsvorsitzender, überzeugt diese Argumentation nicht. Er sei erschrocken, als er das Portrait des Nazi-Oberbürgermeisters unkommentiert in der Reihe verdienter Neuburger Stadtoberhäupter gesehen habe.

Die NSDAP hat 1933 den Neuburger Oberbürgermeister Karl Mayer aus dem Amt gedrängt und Anton Mündler als OB einsetzt. Mündler war seit 1923 Parteimitglied, später Kreisleiter und Reichstagsabgeordneter gewesen. 1942 hat er das Amt des stellvertretenden Gauleiters für Schwaben übernommen. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs 1945 nahm er sich das Leben.

Anton Mündler sei nicht nur Mitläufer des verbrecherischen Regimes gewesen, sondern Täter, urteilt Sozialdemokrat Heinz Schafferhans, „man kann davon ausgehen, dass Vertreter des Regimes in solch gehobenen Positionen über die Verbrecher der Nationalsozialisten Bescheid wussten und mithalfen, diese auszuführen“.

Über den Antrag des Neuburger SPD-Chefs entscheidet der Stadtrat in seiner Sitzung am heutigen Dienstag um 17 Uhr.