Haunstetten
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Eindrucksvoller Vortrag des Flüchtlingsbeauftragten der Diözese in Haunstetten

02.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:08 Uhr

Flüchtlingsseelsorger Andreas Thiermeyer gab bei seinem sehr gut besuchten Vortrag zahlreiche Anregungen über die Begegnung mit den Schutzsuchenden in den Gemeinden weiter. Gleichzeitig mahnte er an, sich der eigenen christlichen Wurzeln bewusst zu sein. - Foto: Lund

Haunstetten (EK) Hintergründe zur derzeit stattfindenden "Völkerwanderung" und Anregungen zur Hilfe für Flüchtlinge lieferte Andreas Thiermeyer, Flüchtlingsbeauftragter der Diözese Eichstätt, in einem spannenden Vortrag in Haunstetten. Der Wirtshaussaal war bis zum letzten Stuhl gefüllt.

Xaver Wittmann als Seniorenbeauftragter des FC Haunstetten sowie der örtliche Pfarrgemeinderat hatten den Seelsorger zum Thema "Flüchtlinge unter uns - Chancen und Risiken" eingeladen. In seiner Begrüßung sagte Wittmann: "Von den großen Tragödien in der Welt ist unser Land in den letzten Jahren verschont geblieben. Immer lagen die Probleme woanders. Jetzt mit den Flüchtlingen in unseren Orten bekommen die Katastrophen ein Gesicht, wir stehen ihnen Aug in Aug gegenüber. Und es fällt uns nicht leicht, damit umzugehen", sagte Xaver Wittmann bei seiner Einführung.

Thiermeyer hatte zahlreiche Anregungen über den Umgang mit den Schutzsuchenden in den Gemeinden. "Ich sehe hier eine ganze Generation an rüstigen Helfern im Rentenalter" warb er um das Engagement bei der älteren Einheimischen bei der Integration. "Für uns Christen gelten die Werke der Barmherzigkeit", sagte der Theologe und ergänzte: "Wir werden später einmal nicht nach unserer Konfession gefragt, sondern nach unseren Taten." Dabei nannte er verschiedene Möglichkeiten der Begegnung, zum Beispiel bei Gemeindenachmittagen, Ausflügen in die nähere Umgebung oder der Integration in die örtlichen Vereine. Er ermutigte, den Flüchtlingen zuzuhören, einmal nach ihren Wünschen zu fragen, ohne vorschnell zu wissen, was der Flüchtling brauche.

Thiermeyer waren auch die gängigen Vorurteile gegenüber den Flüchtlingen bekannt, auf die er ausführlich einging. So sei die beklagte unregelmäßige Teilnahme an Sprachkursen oft mit Überforderung, Orientierungslosigkeit, Verlust des Zeitgefühls oder Scham begründet. Manchmal auch der schlichte Glaube, mit Englisch auszukommen. Dabei sei unbestritten, dass der Erwerb der deutschen Sprache der Schlüssel zur Integration sei.

Derzeit seien 65 Helferkreise in der Diözese aktiv, und er lobte das große Engagement der Kindinger. Die Helferkreise würden auch durch die Diözese Eichstätt auf vielfältige Weise unterstützt. Zur Qualifizierung der Ehrenamtlichen kündigte Thiermeyer eine Weiterbildung in fünf Modulen an, die im Frühjahr starten sollen. Ein Schwerpunktthema werde die Sensibilisierung für die Unterschiede in den Werten und Verhaltensweisen der Kulturen sein. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur sei dafür dringend notwendig: "Christen haben die Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen, aber wir in Europa haben auch die Pflicht, die christliche Identität zu bewahren", mahnte Thiermeyer.

Damit spannte er den Bogen zu einer der Ursachen für die Flüchtlingswelle: Das Risiko liege im Terror des sogenannten Islamischen Staats gegen Andersgläubige, insbesondere gegen Christen. Thiermeyer zeigte Bilder vom zerstörten Aleppo, von Menschen auf der Flucht, zerstörten Dörfern und Kirchen, was die Zuhörer sichtlich bewegte. Der Seelsorger hielt ihnen vor Augen, dass 80 Prozent der Menschen, die derzeit wegen ihres Glaubens verfolgt werden, Christen seien. Damit sei das Christentum zurzeit die meist verfolgte Religion auf der Welt. "Wir sollten nachdenken über das Verdrängen, die Gleichgültigkeit und mangelnde Klarheit unserer Interessen und Anliegen", forderte Thiermeyer. Denn der Koran und die Scharia, die Gesetze des Islam, seien mit unserer Demokratie kaum zu vereinbaren. Letztendlich werde diese Aufgabe uns noch Jahrzehnte beschäftigen, schloss der Seelsorger seinen eindrucksvollen Vortrag. Unter den Zuhörern setzte anschließend eine lebhafte Diskussion ein.