Bewährungschance für den Nachwuchs

16.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:45 Uhr

 

Eichstätt (HK) Nach Ausflügen in die Klassik, ins 19. Jahrhundert und sogar in die Moderne ist Hans Drechsler mit dem Eichstätter Kammerorchester wieder in die eigentliche Domäne (s)eines Kammerensembles zurückgekehrt: zum Concerto grosso und zu Solokonzerten italienischer und deutscher Barockmeister.

Dazu braucht es keinen großen Orchester-Aufwand, keine meist von auswärts geholten Bläser, die Werke sind relativ leicht spielbar, nicht mit bohrenden und opulenten Gedanken beschwert, knapp und übersichtlich aufgebaut, es macht Freude, sie zu spielen und ihnen zuzuhören.

Als zusätzlichen Clou hat Drechsler alle Soli jungen Instrumentalisten anvertraut und wieder einmal dem heimischen Nachwuchs eine Bewährungschance geboten. Mit einer Ausnahme haben alle jugendlichen Solisten ihre Ausbildung an den Eichstätter Gymnasien erfahren und sich bei Schulkonzerten ihre ersten Sporen verdient. Selbst die einzige Bläserin des Abends, die aus Württemberg stammende Oboistin Janine Damm, studiert in der Altmühlstadt, allerdings nicht Musik, sondern Journalistik.

Alle Werke des Konzerts gaben Gelegenheit zu Soloauftritten, sei es im Concertino der Concerti grossi von Corelli und Händel – beide standen in Lehrer-Schüler-Beziehung – oder bei den Solokonzerten von Johann Melchior Molter das Cello, die schon erwähnte Oboe bei einem Concerto von Tomaso Albinoni und gleich fünffach bei Vivaldis h-Moll-Konzert für vier Violinen und Cello. Und alle diese Solisten verdienen es, namentlich aufgeführt zu werden: Janine Daum mit ihrem sehr anspruchsvollen Part bei dem Oboenkonzert, den sie meisterlich bewältigte, die vier Solo-Violonisten Johanna Pittrof, Matthias Hertle, Johanna Steigerwald und Barbara Schürch, die spielfreudig und gekonnt sich die Themen zuwarfen, genau aufeinander hörten und sich auch vorbildlich wieder dem Tutti einfügten. Es machte Freude, ihnen zuzuhören – und auch ihrem Musizieren zuzusehen. Ganz besonders darf die 17-jährige Judith Hertle vom GG herausgehoben sein. Neben der schulischen Belastung am Schuljahresende hat sie innerhalb weniger Tage im Juramuseum, im Stadtsaal und natürlich bei den Auftritten bei Schulkonzerten ihre solide und ihre herausragende Musikalität stets unter Beweis gestellt, sich bereitwillig als zuverlässige Concertino-Partnerin dem Orchesterklang untergeordnet, den vier Geigenkolleginnen im Vivaldikonzert das nötige Fundament gegeben und mit Bravour das Molter-Cellokonzert, das im Adagiosatz eine ganz beachtliche Kadenz beinhaltet, zum Hörerlebnis werden lassen.

Wie gewohnt musizierte das kleine Orchester vorzüglich, bestimmt und mit nahezu tänzerischem Einsatz vom Dirigenten Hans Drechsler geführt, der sogar dem begeistert gespendeten Beifall noch die Einsätze gab und die hochverdienten Verbeugungen der Solisten zu steuern verstand.

Als Dank für die Ovationen gleichenden Beifallstürme wurde dem fast alle Plätze des Stadtsaal besetzendem Publikum noch ein Vivaldi-Satz wiederholt. ? Hawe