Ingolstadt
"Beunruhigendes Signal"

Der Rauswurf des Ceconomy-Chefs könnte den Gesellschafterstreit neu entfachen

18.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:04 Uhr
Baustelle MediaMarktSaturn: Die dauernden Personalquerelen behindern die dringend nötige Neuausrichtung. −Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Der Haussegen beim Ingolstädter Elektronik-Riesen MediaMarktSaturn hängt schief.

Nicht erst seit gestern - doch der Rauswurf des Chefs des Düsseldorfer Mutterkonzerns Ceconomy, Jörn Werner, nach nicht einmal acht Monaten im Amt, bedeutet einen erneuten Rückschritt. Unter anderem droht der halbwegs befriedete Gesellschafterstreit, der das Unternehmen über Jahre lähmte, wieder neu aufzuflammen. Unter der Führung von Werner hatten sich der Minderheitsgesellschafter Familie Kellerhals und der Mehrheitseigner Ceconomy angenähert. Durch die Personalie Werner drohen die Parteien sich nun wieder zu entfremden.

Die Entlassung von Werner sei ein "beunruhigendes Signal", teilte gestern Ralph Becker mit - er ist Geschäftsführer der Convergenta, der Beteiligungsgesellschaft über die die Familie Kellerhals ihre Anteile an MediaMarktSaturn hält. Unter Werner hätte sich das Verhältnis zwischen den Gesellschaftern erkennbar verbessert und die Chance auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit für eine positive Neuausrichtung von MediaMarktSaturn bestanden, so Becker. "Wir sind irritiert, dass der Ceconomy-Aufsichtsrat unter der Leitung von Herrn Fitschen offenbar meint, sich von dem Vorstandsvorsitzenden nach nur wenigen Monaten und auf diese Weise trennen zu müssen."

Unter Bernhard Düttmann - der nun für ein Jahr die Ceconomy leiten soll - fürchtet die Familie Kellerhals nun offenbar, wieder stärker ausgeklammert zu werden. Und genau das war ja vor vielen Jahren der Ausgangspunkt des selbstzerfleischenden Gesellschafterstreits.

Düttmann soll mit MediaMarktSaturn-Chef Ferran Reverter ein sogenanntes "Transformation Comitee" bilden, um die Transformationsstrategie weiter voranzutreiben. An jener Einrichtung will nun auch die Familie Kellerhals beteiligt werden, wie Becker erklärt. Außerdem fordert er eine Abkehr vom "kurzfristigen Aktionismus".

Die Zeichen stehen also auf Sturm. Dabei ist eine erneute Eskalation des Streits so ziemlich das Letzte, was das Unternehmen im Moment brauchen kann. Online-Giganten wie Amazon machen dem Ingolstädter Elektronikhändler das Leben schwer. Erst im Mai hatte die Führungsriege ein drastisches Sparpaket verkündet, das den Abbau von Hunderten Stellen in der Ingolstädter Verwaltung bedeutet. MediaMarkSaturn läuft bei der Transformation so langsam die Zeit davon.

Möglicherweise steigt nun auch der Druck auf Ceconomy-Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen. Zwar hatte er mit dem Ex-ATU- und Ex-Conrad-Electronic-Chef Jörn Werner einen kompetenten Sanierer ins Boot geholt, aber offenbar das Feld zwischen ihm und Reverter nicht gründlich abgesteckt. Ob das Zusammenspiel zwischen dem Spanier und seinem neuen "Partner" Düttmann besser klappt, bleibt abzuwarten.
 

Sebastian Oppenheimer