Riedenburg
Besuchermagnet und Zufluchtsort

Heimat für Falken, Adler und Co.: Auf der Rosenburg leben heute bedrohte Vogelarten

02.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Köpfe runter: Wenn die Greifvögel bei den Flugvorführungen auf der Rosenburg unterwegs sind, können die Besucher schon mal die Flügel zu spüren bekommen. Seit mehreren Jahrzehnten leben die bedrohten Tiere in dem Riedenburger Gemäuer und zeigen dort im Sommer ihre Künste. - Foto: Erl

Riedenburg (DK) Wenn heutzutage die Geier über der Rosenburg kreisen, dann ist das ein gutes Zeichen. Tausende Menschen strömen jedes Jahr in die imposante Anlage hoch über Riedenburg, um den tierischen Hauptdarstellern der Flugvorführungen zuzusehen. Doch das ist nicht immer so, denn lange Zeit liegt die markante Burganlage im Tiefschlaf.

Nach den kriegerischen Epochen der vergangenen Jahrhunderte wird sie Sitz eines Rentamts, danach im 20. Jahrhundert als Forstamt, Bezirksamt und gar als Gefängnis genutzt. Doch irgendwann weiß keiner mehr so recht, etwas mit dem imposanten Gebäude anzufangen. Es ist die Zeit, in der sich ein märchengleicher Dornröschenschlaf auf die Mauern, Treppen und Giebel legt. Die Zeit scheint stehen zu bleiben, Efeu hüllt die Burg ein. Erst nach Jahren kehrt das Leben in die Rosenburg zurück. Die Prinzen, die das kaum mehr beachtete Gemäuer aus dem Tiefschlaf holen, haben jedoch allesamt einen scharfen Krummschnabel und kräftige Krallen. Erst als die Burganlage 1970 in die Zuständigkeit der bayerischen Schlösserverwaltung wechselt und auf dem Gelände 1978 ein Jagdfalkenhof entsteht, erlebt das Wahrzeichen von Riedenburg eine neue Blütezeit.

Inzwischen strömen jährlich viele Tausend Besucher durch jene Tore, die einst das wilde Kriegsvolk abhalten sollten. Die Eindringlinge sind in diesen Zeiten jedoch herzlich willkommen, denn ohne sie hätten Geierdame Mary sowie die Sakerfalken, Steinadler, Milane und Wanderfalken kein Publikum. Der Falkenhof auf der Rosenburg hat sich unter der Führung von Gunter Hafner seit einigen Jahren zu einem der wichtigsten Besuchermagneten im gesamten Altmühltal gemausert.

Der gelernte Steinmetz aus München übernimmt 1993 die Verantwortung dafür von seinem Vater Hermann, der wiederum diese Aufgabe von Josef Hiebeler übernommen und lange Jahre mit ausgereiften Flugvorführungen während der Sommermonate erfolgreich fortgeführt hatte. Aktuell ruhen sich die Greife über die Wintermonate in den schützenden Mauern der Burganlage aus, fressen und mausern das Gefieder. "Die Pause genießen sie", weiß Hafner. Doch danach wollen die Vögel mit den neuen Federn stets in den Himmel zurück kehren; die neue Saison startet am 25. März 2017.

Dabei ist es die Kunst des Falkners, die unterschiedlichen Tiere mit ihren verschiedenen Jagdverhalten und Flugfähigkeiten in den Shows zu kombinieren. "Die Vögel sind für die Flugschau nicht abgerichtet; die Bindung zwischen Vogel und Falkner basiert allein auf gegenseitigem Vertrauen", weiß Hafner. "Theoretisch hätten die Vögel bei jeder Flugvorführung die Möglichkeit, in die freie Wildbahn zu wechseln, aber sie kommen immer wieder zu uns zurück", erklärt er. Zweimal täglich, außer montags, sind immerhin bis zu 25 Arten an den Vorführungen beteiligt. "Doch nicht alle Vögel sind bei jeder Schau mit dabei, denn mal ist einer in der Mauser oder hat gerade keine Lust", erzählt Hafner. Unter den gefiederten Akrobaten sind aber auch manche, die förmlich in die Arena drängen. "Die warten wie richtige Profis auf ihren Auftritt und fangen schon mal selber an, wenn es zu lange dauert", erzählt er.

Die Flugvorführungen mit den im Grunde noch wilden Greifvögeln sind der zwar spektakuläre, aber letztlich nur kleine Teil des Engagements von Hafner und seinem Team um den Schutz der gefiederten Beutegreifer. Seit den 1980er Jahren steht etwas abseits der Burganlage und für die Besucher nicht zugänglich eine Artenzuchtstation. Zusammen mit anderen Einrichtungen hat sie wohl einen entscheidenden Anteil daran, dass die wilden Greife in der freien Natur nicht ausgerottet werden. Durch die Zuchterfolge dieser Stationen purzelten in der Vergangenheit auf dem Schwarzmarkt die Preise für Greife. "Für die Wilderer sank dadurch das Interesse, Jungvögel aus den Horsten in freier Natur zu nehmen", erläutert Hafner die Auswirkungen auf den Artenschutz. Nur wenige der hier geborenen Greife sind später in die Flugshows eingebunden. Die anderen werden in die Hände von autorisierten Falknern abgegeben, zusammen mit den Eintrittsgeldern für die Flugvorführung kann Hafner die Artenzuchtstation finanzieren.

Welche Faszination die Greifvögel auch auf die Besucher ausüben, kann seine Frau Margit immer wieder von ihrem Platz im Kassenhäuschen aus beobachten. "Manche gehen mit einem verkniffenen Gesicht durch unser Burgtor und kommen nach der Vorführung entspannt und wie aus einer anderen Welt wieder heraus", erzählt sie.