stadtgeflüster
Beste Unterhaltung für die Gaffer

08.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:07 Uhr

(hl) Nun, habt's alle ordentlich was zu sehen bekommen?

Anschauungsunterricht in Sachen Beulen und Blessuren? War am Ende auch noch etwas Blut dabei? Ja, leider müssen wir an dieser Stelle heute mal eine der unangenehmeren Seiten des menschlichen Zusammenlebens beleuchten - mit Humor oder Satire hat das diesmal nichts zu tun.

Wenn die Verkehrspolizei in ihrem Pressebericht vom Samstag melden muss, dass ihre Beamten am Abend zuvor bei einem Unfall mit sechs Verletzten auf der Richard-Wagner-Straße (DK berichtete in einem Teil der Auflage in der Wochenendausgabe) "zwischen 100 und 150 Schaulustige" mit Platzverweisen belegen mussten, dann zieht's auch einem Chronisten, der nun mal von Berufs wegen neugierig sein muss, die Schuhe aus. Ja, wo sind wir denn eigentlich? Das haben wir zuvor in bald drei Jahrzehnten Ingolstädter Lokalberichterstattung noch nicht gehört oder gelesen!

Ja, es stimmt schon: Die Presseleute sind bei schwereren Unfällen auch meistens schnell zur Stelle und halten (hoffentlich dezent und nicht mit Sensationslust) auch mal mit der Kamera drauf - sonst gäbe es keine Bilder von solchen Vorfällen in der Zeitung oder im TV. Aber reicht's damit dann nicht auch? Muss man denn als Unbeteiligter tatsächlich ewig lang stehen bleiben und am Ende erst von der Polizei daran erinnert werden, dass man besser seiner Wege geht oder fährt?

Womöglich werden die wenigsten, die sich da am späten Freitagabend als Gaffer (vielleicht ja sogar als private Handy-Kameraleute fürs nächstbeste Onlineportal) betätigt haben, diese Zeilen lesen. Vermutlich werden sie bei nächster Gelegenheit auch wieder stehen bleiben, wenn in ihrer Nähe jemand zu Schaden gekommen ist. Eventuell steckt's ihnen aber mal einer: Man darf stehen bleiben, man soll und muss es sogar - aber nur, um zu helfen, wenn man es denn kann. Ende der Durchsage.