Roth
Bessere Chancen für Hauptschüler

04.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Eine Kooperationsvereinbarung zum Wohle der Schüler: Wolfgang Lösch (Leoni Kabel), Joachim von Schlenk (Carl Schlenk AG), Hartmut Hetzelein (AWO-Kreisverband Roth-Schwabach) und Peter Oberst (Richard Bergner Verbindungstechnik) signieren die Vereinbarung unter den Augen der Schulleiter aus Roth und Schwabach. - Foto: Luff

Roth (HK) Einen besseren Einstieg in das Berufsleben sollen künftige Mittelschüler in Roth und Schwabach haben. Vier starke Unternehmen in der Region und vier Schulen haben jetzt eine verstärkte Kooperation vereinbart. Andere Schulen sind bei dem Pilotprojekt erst einmal außen vor.

"Vernetzen Sie sich miteinander!", forderte Thomas Merten, Geschäftsführer der Trifolium-Beratungsgesellschaft, die Schulrektoren und die Wirtschaftsvertreter auf. Was er – mit finanzieller Unterstützung der Hermann-Gutmann-Stiftung – ins Leben rufen wolle sei ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt, das möglichst danach auf den ganzen Landkreis ausgedehnt werden solle. Vorerst sind jedoch nur die Rother Anton-Seitz-Schule sowie die Hauptschule in Rednitzhembach und zwei Schulen in Schwabach mit im Boot. Kernstück des Projekts ist die Initiierung und Begleitung von Partnerschaften zwischen Unternehmen und den Schulen, damit die Jugendlichen möglichst optimal auf den Berufseinstieg vorbereitet werden.

Bislang liefen Betriebsbesichtigungen oder Praktika oft zu unstrukturiert ab, so Merten. "Es wird schon Vieles gemacht", sagte er. "aber nicht alles ist systematisch und transparent." Dadurch würden zu viele Ressourcen verschwendet. Darin wurde er von Eduard Gradl, dem Rektor der Anton-Seitz-Schule, bestätigt. Ein Praktikum sei eine wertvolle Erfahrung, sagte er. Doch nur, wenn es gegen Ende eines Berufsfindungsprozesses stehe. "Die Zeit ist zu schade, um nur ein bisschen herumzuprobieren", sagte Gradl. Auch Wolfgang Lösch, Geschäftsführer der Rother Leoni Kabel, hat die Erfahrung gemacht, dass der eine oder andere Schüler ein Praktikum antrete, ohne sich im Vorfeld mit dem Beruf beschäftigt zu haben. "Dann stellt er nach ein, zwei Tagen fest, dass es nichts für ihn ist – und die Woche Praktikum ist vertane Zeit."

Angestoßen wurde gleichzeitig auch die Idee, Auszubildende aus den Betrieben als Experten in die Schulen zu schicken. Sie sollen dann ihren Werdegang und ihren Beruf vorstellen – nah an der Lebenswirklichkeit der Schüler.

Gabriele Hufnagel, die Konrektorin der Anton-Seitz-Schule, erhoffte sich vor allem eine bessere Koordinierung, um Betriebsbesuche gewinnbringender gestalten zu können. "Eine Betriebserkundung ist oft ein Zufallsprodukt", sagte sie – abhängig von persönlichen Beziehungen des Lehrers. Darüber hinaus mit enormem Arbeitsaufwand für die Planung verbunden. Tausche man die Erfahrungen in einem reglementierten Forum aus, könnten Schüler wie Lehrer und Betriebe nur gewinnen.

"Wir bauen Feedback-Schleifen ein", sagte Projektleiter Merten. In drei Jahren sollten sich die geschaffenen Strukturen so weit verfestigt haben, dass die Kooperation zwischen Schulen und Wirtschaft eine Selbstverständlichkeit sei. Dann könne man das Pilotprojekt auch ausdehnen. Vorerst aber bleibt die Kooperation ein exklusiver Zirkel. Doch heißt das nicht, dass Jugendliche von anderen Schulen kein Praktikum mehr bei Leoni, Carl Schlenk, AWO oder Richard Bergner mehr machen können. 100 Praktikumsplätze bietet etwa der Rother Kabelhersteller pro Jahr an. Diese wird er besetzen – "schon konzentrierter auf diesen Kreis", sagte Wolfgang Lösch. "Aber nicht ausschließlich."