Thalmässing
Besser gewappnet für den großen Regen

Oberflächenkanal in Thalmässing hydraulisch überrechnet - Zwei Maßnahmen stehen kurzfristig an

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
In der Ohlangener Straße und der Brunnengasse werden spätestens 2020 die Bagger anrücken, um den Kanal zu erneuern. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Einen Blick in die Zukunft wirft die hydraulische Überrechnung der Oberflächenwasserkanäle in Thalmässing. Auch wenn das Konzept die nächsten 20 bis 30 Jahre anvisiert, gibt es doch zwei Bereiche, in denen schon bald etwas passieren wird: die Kreuzung beim Dorner-Eck und die Ohlangener Straße.

Heinrich Wägemann vom Ingenieurbüro Klos hat viele Faktoren in die Überrechnung der Oberflächenkanäle miteinbezogen, hat sich doch in den vergangenen 20 Jahren einiges verändert. Ging man Ende der 90er-Jahre noch von Regenmengen von 100 Litern pro Sekunde und Hektar aus, so wurde diese Zahl auf heute 168 Liter pro Sekunde und Hektar erhöht. Bei Starkregen kommt aber nicht nur mehr Niederschlag vom Himmel als früher, es fließt auch aufgrund von mehr Bebauung und Versiegelung auch viel mehr Wasser in den Kanal.

Wenn dann Untersuchungen und Kamerabefahrungen noch ergeben, dass Oberflächenkanäle marode oder zu klein sind, wird aus dem Konzept von morgen schnell eine Planung für heute. Vor allem dann, wenn Straßenbaumaßnahmen anstehen wie derzeit im Ortskern von Thalmässing. Bevor für den Umbau der Kreuzung von Nürnberger Straße und Hauptstraße der Straßenbau beginnt, muss hier der Kanal erneuert werden.

Die Kamerabefahrung hat ergeben, dass am Mischwasserkanal im Kreuzungsbereich nichts Großes zu machen ist. Erneuert werden müssen fünf Hausanschlüsse. "Beim Oberflächenkanal sieht es ganz anders aus", so Wägemann. Der ist mindestens 40 Jahre alt, mit Rohren mit einem Durchmesser von 800 Millimetern viel zu klein und weist erhebliche Beschädigungen auf. Zudem ist er nur maximal einen Meter überdeckt.

Der Kanal soll nun größer dimensioniert werden, statt 800er-Rohre werden beispielsweise 1200er-Rohre eingebaut. Die können gleichzeitig bei starkem Regen als Rückstaukanal dienen. So weit es möglich ist, soll der Kanalstrang ein wenig von der Bebauung wegrutschen. Die Kosten werden auf 252000 Euro geschätzt. Straßen- und Kanalbau sollen miteinander ausgeschrieben werden.

Bei der Antwort auf die Frage nach der Bauzeit ging ein Raunen durch den Sitzungssaal. Zehn Monate seien schon "eine gewisse Herausforderung" räumte Wägemann ein, doch gebe es, wenn die zwei Häuser weggerissen seien, die Möglichkeit einer Notumfahrung. Wie das dann beim Challenge funktioniert, wagt sich Bürgermeister Georg Küttinger gar nicht vorzustellen.

Im nächsten Jahr steht die Planung für die Kanalsanierung in der Ohlangener Straße und Brunnengasse an. Die massive Überlastung des dortigen Kanalnetzes hat schon mehrfach zu Überschwemmungen geführt. "Wenn es das Wasser über den Kanaldeckel rausdrückt, sind wir verpflichtet etwas zu machen", erklärte der Bürgermeister. In diesem Bereich gibt es unterschiedliche Rohrdurchmesser, so mündet beispielsweise ein 600 Millimeter starkes Rohr in eines mit nur 400 Millimetern. Die neuen Rohre, die spätestens 2020 verlegt werden sollen, sollen einen Durchmesser von 600 bis 700 Millimetern haben.

Die hydraulische Überrechnung der Kanalnetzes, die das Wasserwirtschaftsamt wegen des Anschlusses des Baugebiets An der Leiten III gefordert hatte, gibt die Richtung für die nächsten Jahrzehnte vor. In die Berechnung sind aber Daten eingeflossen, die noch gar nicht Realität sind. So wurden mehr Flächen mit Trennsystem einberechnet als es derzeit gibt. Langfristig wird auch die Errichtung von zwei Regenrückhaltebecken, gegenüber dem oberen Friedhof auf einer gemeindlichen Fläche mit 2700 Kubikmetern und oberhalb der Ohlangener Straße mit 1500 Kubikmetern, ins Auge gefasst. Wenn die Fläche groß genug ist, kann das Becken sehr flach ausgelegt und damit weiterhin als Wiese bewirtschaftet werden.

"Das kann alles nach und nach angegangen werden", versicherte der Bürgermeister. "Wir müssen nicht in ganz Thalmässing die Kanäle rausreißen." Auf die Frage von Michael Kreichauf (CSU), ob es gesetzliche Vorgaben gebe, bis wann das Konzept umgesetzt werden müsse, verwies der Bürgermeister auf den Bestandsschutz. Auch wenn eine hydraulische Überlastung vorliegt, werde keine Behörde verlangen, einen intakten Kanal zu erneuern. Das könne nur dann der Fall sein, wenn eine zusätzliche Einzugsfläche auf den Kanal aufgeschlossen werde. Kreichauf regte deshalb an, ähnlich wie beim Straßenbau auch für die Kanalerneuerung eine Prioritätenliste anzulegen.

"Jedes Regenereignis werden wir nicht abfangen können", machte Heinrich Wägemann deutlich. Er appellierte deshalb auch an die Eigentümer, ihre Gebäude gegen Rückstau zu sichern. Für Johannes Mailinger (CSU) ist es wichtig, nicht nur die Kanäle zu vergrößern, weil man damit die Probleme nur verschiebe, sondern zum Beispiel auch Zisternen zu bauen. Dem pflichtete der Bürgermeister bei. "Natürliche Rückhaltungen sind wichtig, um den Kanal zu entlasten."

Andrea Karch