Schrobenhausen
Besser als gar nichts, aber nicht supergut

Nach ihrem Heimrecht beim Re-Start in Sachen Testspiele: Drei Vereine aus dem Altlandkreis Schrobenhausen äußern sich

04.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:21 Uhr
Teambesprechung in Corona-Zeiten: Auch während ihrer Trinkpause bemühten sich die Kicker des BSV Berg im Gau, am Samstagnachmittag den vorgeschriebenen Mindestabstand einzuhalten. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Achselzucken allerorts.

 

Dass am vergangenen Wochenende Schluss mit der Corona-Zwangspause war, dass nach rund viereinhalb Monaten der Enthaltsamkeit endlich wieder offizielle Fußballspiele im Amateurbereich ausgetragen werden durften - grundsätzlich führte das schon zu Erleichterung beim kickenden Volk. Aber hundertprozentig glücklich ist es mit der momentanen Situation doch nicht - denn die Auflagen, die weiterhin erfüllt werden müssen, sind gerade für kleine Klubs enorm.

Man denke nur an die hygienischen Einschränkungen, mit denen die Aktiven leben müssen. Wie wäre es da bei der samstägigen Nachmittagshitze doch schön gewesen, wenn an der Seitenlinie einige Eimer mit eiskaltem Wasser gestanden wären. . . Aber nichts da: verboten. Ebenso wie ein gemeinsames Umziehen in der Mannschaftskabine, ebenso wie ein gemeinsames Duschen nach der Partie. Letzteres hätte ja gerade nach den Testpartien am Sonntag Sinn gemacht, die von teils heftigem Regen begleitet wurden. Bloß die offiziellen BFV-Regeln verhinderten das eben - was für nicht wenige Spieler nach 90 Minuten Kicken bedeutete: klatschnass ins Auto. Wahres Freizeitvergnügen sieht zweifellos anders aus.

Franz Rottenfußer versucht das Ganze mit einem Lächeln zu nehmen: "Ich kann mich noch an Zeiten früher erinnern, da gab's mancherorts gar keine funktionierende Dusche. Da mussten wir dann auch dreckig nach Hause fahren", so der Klubchef des SV Steingriff. Seine Lilaweißen waren am ersten Augustwochenende 2020 einer der drei Klubs, die im Altlandkreis Schrobenhausen ein Heimspiel austrugen. Und der 38-Jährige denkt gar nicht daran, über die vorher erhaltenen Hygienevorschriften zu klagen. "Ich bin vielmehr heilfroh darüber, dass wir überhaupt testen durften. Unseren Jungs ging der sportliche Wettkampf nach all den Wochen des Nur-Laufens und des Nur-Trainierens schon mächtig ab. "

2:1 gewannen die Seinen dann gegen den TSV Sielenbach - wobei sich, wie "von oben" bestimmt, keinerlei Zuschauer auf dem Sportgelände befanden. "Natürlich tat mir dieser Verzicht auf das Publikum sehr leid - gerade für unsere älteren Fans, die sich so auf ein Spiel von uns gefreut hatten", räumt Rottenfußer ein: "Aber andererseits hilft es ja nichts. Wenn man eine öffentliche Veranstaltung austrägt, muss man sich an die öffentlichen Regeln halten. Wenn die Zeit das jetzt so erfordert, muss man das hundertprozentig so akzeptieren. "

Ob er denn auch alle Vorgaben komplett nachvollziehen könne? Der SVS-Vereinsboss lächelt und weicht lieber ein bisschen aus: "Ich bin froh, dass wir andere Leute haben, die bei diesem Thema die Entscheidungen treffen müssen. "

Rottenfußer bestreitet nicht, dass er die zurzeit wieder steigenden Corona-Fallzahlen mit großen Sorgen verfolgt: "Und wenn jetzt auch noch die ganzen Urlauber aus dem Ausland heimkommen, was ist dann? Es ist wirklich schwer zu sagen, ob wir im September tatsächlich wie geplant mit Pflichtpartien beginnen können. Wir beim SV Steingriff planen aktuell jedenfalls nur von Woche zu Woche. "

 

Weiter zur DJK Langenmosen, die am Sonntag den SC Oberbernbach empfing - und diesen mit 3:2 in die Knie zwang. "Wir wollten unbedingt spielen, der Gegner wollte es ebenfalls - schließlich wissen wir alle nicht genau, wie lange das überhaupt möglich sein wird", berichtet Jürgen Czerny. Aber so wirklich zufrieden war der Coach der Blauweißen nicht mit diesem Re-Start. "So, mit diesen ganzen Auflagen, ist das keine Lösung für mehrere Wochen. Da muss sich der BFV ganz schnell etwas anderes einfallen lassen, die momentane Lösung ist bestenfalls suboptimal", erklärt Czerny unmissverständlich: "Entweder es geht, dass wir Fußball spielen - dann aber bitte schön mit Zuschauern, mit gemeinsamem Umziehen und mit Duschen - oder wir lassen es wieder. "

Peter Baierl, der Vorsitzende des BSV Berg im Gau, hatte mit seinem Verein am Wochenende das Vergnügen, gleich zwei Testspiele zu veranstalten - am Samstag das der ersten Vertretung gegen den SV Karlshuld (2:4), 24 Stunden später das der Reservemannschaft gegen den TSV Weilach (2:1). "Wir haben uns wirklich über beide Partien gefreut", berichtet der 46-Jährige: "Sie zu organisieren, war aus unserer Sicht unkompliziert. Wir hatten keinen großen Aufwand damit - was auch an den beiden eingeteilten Schiedsrichtern lag, die mit gesundem Menschenverstand vorgingen und uns dadurch keine zusätzlichen Probleme bereiteten. "

Trotzdem muss auch Baierl zugeben, dass ihm gerade die "Edelfans" seines Klubs sehr leid getan hätten: "Sie nicht auf das Gelände lassen zu dürfen, tat schon weh. " Einige von ihnen nutzten stattdessen die Chance, sich auf einer Bank außerhalb des Zauns niederzulassen - regelkonform an einer öffentlichen Nebenstraße. Dagegen gab's natürlich nichts einzuwenden - und so kamen zumindest diese Wenigen in den Genuss, ihre Kicker endlich wieder im Einsatz zu sehen.

"Aber auch für unsere Aktiven an sich war es sehr wichtig, zurück auf den Platz zu können und einen echten Kontrahenten auf der anderen Seite zu haben", sagt Baierl: "Ihnen hat das Sammeln von Wettkampfpraxis eminent gut getan. "

Also sei seiner Ansicht nach eine Lösung für die nächste Zeit gefunden? "Um Gottes Willen nein", antwortet der BSV-Vorsitzende wie aus der Pistole geschossen: "Lange kann es natürlich nicht so weitergehen. Regelmäßig rund 100 Euro für die Schiedsrichter zahlen zu müssen und auf der anderen Seite keinerlei Zuschauereinnahmen zu besitzen, das wird kein Amateurverein über mehrere Wochen mitmachen. Also hoffen wir einfach mal, dass in Sachen Corona-Virus bald alles komplett gut wird. "

Die nächsten Trainingsspiele, die mit Teams aus dem Altlandkreis Schrobenhausen geplant sind: DJK Brunnen - TSV Hohenwart (Freitag, 18.30 Uhr); SV Klingsmoos - FC Schrobenhausen (Samstag, 15 Uhr); SV Steingriff - VfB Friedrichshofen (Samstag, 15.30 Uhr); TSV Bobingen II - BC Aresing (Sonntag, 16 Uhr); SC Mühlried - TSV Baar-Ebenhausen (Sonntag, 17 Uhr); DJK Brunnen - SV Karlshuld II (Sonntag, 17 Uhr).

SZ

Roland Kaufmann