München
Besondere Belohnung

Bayern-Interimstrainer Flick darf nach 4:0-Gala gegen Borussia Dortmund weitermachen

10.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:24 Uhr
Bis auf Weiteres wird Hansi Flick den FC Bayern als Chefcoach betreuen. Damit sitzt der 54-Jährige auch gegen Düsseldorf auf der Bank. Unter seiner Regie haben die Münchner zwei Siege mit sechs Toren und null Gegentreffern erzielt. −Foto: Hoppe/dpa

München (DK) Es war die Partie, auf die sich Fußball-Deutschland gefreut hatte - am Ende wurde es eine verblüffend einseitige Angelegenheit: Der FC Bayern hat im Bundesliga-Klassiker Borussia Dortmund mit 4:0 (1:0) deklassiert.

Hansi Flick empfahl sich damit für eine Verlängerung seines Engagements als Interimstrainer, die Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auch gleich versprach.

Hansi Flick blieb auch nach der Gala gegen den BVB bescheiden. Eine schöne Flasche Rotwein mit seiner Frau wollte sich der Interimstrainer des FC Bayern als Belohnung gönnen. Seine selbst ernannte Ziellinie hatte der 54-Jährige am Samstagabend mit einem ungefährdeten Sieg überschritten. 4:0 Tore, 18:1 Torschüsse und 3 wichtige Punkte lautete die Bilanz nach einem fulminanten Erfolg gegen den BVB. Doch kurz darauf folgte eine viel größere Belohnung von höchster Stelle: "Er hat die Ziellinie bravourös überschritten", sagte Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge und ließ sogleich verlauten, dass die Münchner "bis auf Weiteres" mit dem bisherigen Assistenztrainer arbeiten werden.

Die Erfolge Flicks in der vergangenen Woche ließen Rummenigge keine andere Wahl: Nachdem Flick Anfang der Woche für den entlassenen Niko Kovac eingesprungen war, brachte er die Mannschaft innerhalb weniger Tage wieder auf Kurs. Einem noch etwas holprigen 2:0-Arbeitssieg in der Champions League gegen Olympiakos Piräus folgte der Gala-Auftritt am Samstagabend gegen Borussia Dortmund.

Flick hat eine verunsicherte und ängstliche Mannschaft, die eine Woche zuvor unter Kovac noch ein 1:5 gegen Eintracht Frankfurt kassiert hatte, in Rekordzeit in ein mutiges, aggressives und bestens geordnetes Team verwandelt. Das Erstaunliche: Der Interimscoach hatte mit der Mannschaft kaum trainieren können. Doch Flick setzte an den richtigen Punkten an. "Das, was Hansi uns in den letzten Tagen einschleifen wollte, haben wir sehr gut umgesetzt", meinte Thomas Müller. Die Bayern beeindruckten gegen Dortmund mit einer kompakten und stabilen Defensive, Passsicherheit und aggressivem Zweikampfverhalten. Erstmals nach zuvor fünf Liga-Spielen kassierten sie wieder einmal kein Gegentor. "Es war wichtig, dass die Null steht", analysierte Flick.

Trotz dieser Devise offenbarten die Münchner aber auch Kreativität in der Offensive. Die Tore von Robert Lewandowski (17./76.), der mit seinen Treffern 15 und 16 im elften Saisonspiel den Rekord von Gerd Müller aus der Spielzeit 1968/69 übertraf, und Serge Gnabry (47.) machten den Klassiker zum Münchner Fußballfest. "Oh wie ist das schön", sangen die Bayern-Fans unter den 75 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena. "Wir haben gezeigt, dass wir Fußball zelebrieren können", meinte Flick.

Das hatte Dortmund noch am Mittwoch in der Königsklasse mit einem 3:2-Sieg gegen Inter Mailand auch bewiesen, doch gegen die Bayern gingen die Gäste gnadenlos unter. Schon in der 27. Minute klopfte sich Mats Hummels kräftig auf die Brust und forderte mehr Mut von seinen Kollegen. Da ahnte der Ex-Münchner noch nicht einmal, was ihm noch bevorstand. Die Dortmunder kamen offensiv überhaupt nicht zur Entfaltung und konnten sich defensiv gegen die Bayern nicht im Ansatz wehren. In der ersten Halbzeit gelang dem BVB kein einziger Torschuss, im zweiten Durchgang hatte Paco Alcácer die einzige gute Chance für die Gäste (69.). Zu allem Übel unterlief Hummels in der 80. Minute ein Eigentor zum 4:0-Endstand.

"Es war viel zu wenig, viel zu wenig", meinte BVB-Trainer Lucien Favre konsterniert. "Wir können hier verlieren, aber nicht so. " Die Münchner seien "in allen Belangen" besser gewesen, befand Hummels. Die Borussen kassierten so die sechste Liga-Pleite in Folge in München und wurden von den Bayern nicht nur auf dem Platz überrannt, sondern auch in der Tabelle überholt.

Flick wird nun nach der Länderspielpause in zwei Wochen bei Fortuna Düsseldorf erneut auf der Bayern-Bank sitzen, während die Münchner Bosse in aller Ruhe nach einer langfristigen Trainer-Lösung suchen können. Er sei "völlig relaxed", meinte Flick nach der Partie. Mit einer Bilanz von zwei Siegen mit sechs Toren und null Gegentreffern unter seiner Regie konnte er das auch sein - und erst einmal darauf anstoßen.

Julia Pickl