Neuburg
Besinnliche Momente im Spannungsfeld der Krise

Neuburger Christen feiern das zweite Osterfest in der Pandemie und erleben dabei besondere Momente

05.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:48 Uhr
Josef Heumann
Stimmungsvolle Momente: In Bittenbrunn fand die Osternacht im Freien statt. Monsignore Vitus Wengert entzündete mit Kaplan Dominic Leutgäb vor der Hofkirche die neue Osterkerze. Bildhaft gestalteten die Kinder ihre Auferstehungsfeier. −Foto: Heumann

Neuburg - Von einer "Explosion des Lebens" spricht Stadtpfarrer Herbert Kohler, aber auch davon, dass "Ostern eine Zumutung" sei.

Im besonderen Spannungsfeld, mit den gebotenen Beschränkungen, voller Zuversicht haben die Christen in Neuburg das Osterfest, in ihrem Glaubensverständnis der höchste Festtag des Jahres, begangen. Und bezeichnend gerade für heuer, dass Pfarrer Kohler in seinen österlichen Wunsch auch "den notwendigen langen Atem" einband.

Viele Rituale blieben im Zeichen der Pandemie auf ein Minimum beschränkt. Zur verordneten Ruhe passt es trefflich, dass der Karfreitag ein ganz stiller Tag ist, an dem Gottesdienst an Gründonnerstag nach alter Spruch-Überlieferung die Glocken nach Rom ausgeflogen sind. Ratschen übernehmen dumpf und düster-wuchtig im Klang den Dienst der Glocken. Vor der Hofkirche kommt wieder die große, einen ganzen Tisch messende Ausführung zum Einsatz, in deren Holz sich schon Generationen von Ministranten, die daran ihren Dienst versahen, mit ihrer Signatur verewigten.

Kleiner in der Ausführung, aber mächtig im Ton ist die Ratsche in Bittenbrunn, an der sich zur Osternacht die Ministrantinnen messen. Anblicks der vielen Gläubigen, die hier den Gottesdienst am Abend des Karsamstags besuchen, ganz richtig, ihn von vornherein ins Freie verlegt zu haben. Mit ihm wird zugleich die österliche Zeit - ab dem Gloria ganz wörtlich dann, wenn die Glocken erstmals nach den Tagen ihres Schweigens wieder ertönen - eingeläutet. Im stimmungsvollen Ambiente zwischen Osterfeuer und Fackelschein feiert Pastoralassistentin Michaela Hertl den Gottesdienst, der zunächst an das Bild der durch das sich teilende Meer in die Freiheit ziehenden Israeliten aus dem Alten Testament und dann die Erzählung von dem am dritten Tag nach dem Kreuzestod leer vorgefundenen Grab Jesu erinnert. In hellem Sopran stimmt Sabine Gruber das "Exsultet" als Lobpreis auf die Osterkerze an.

Diese wird zuvor am Osterfeuer entzündet und gesegnet. Vor der Hofkirche tun dies Monsignore Vitus Wengert und Kaplan Dominic Leutgäb. Erst langsam, wenn an der zuerst ganz alleine in dem großen Raum brennenden Osterkerze all die anderen Lichter, die die Gläubigen mitgebracht haben, angezündet sind, fällt wieder Helle in die große, in ihrem frischen Weiß erstrahlende Kirche. Es ist, sagt Leutgäb, "die größte Nacht, die für uns Christen alles verändert. Gott macht alles neu". Für die musikalisch feierliche Note sorgt das Ensemble 1508 mit vierstimmigen Oster-Gesängen. Die Formation um Birgit Rein, Margit Ettig, Geli Burghardt, Sabine Hillebrand, Bernhard Ettig und Benedikt Machel hat ihren Namen nach dem Gründungstag, als man zu Mariä Himmelfahrt am 15. August - es war im Jahr 2019 - erstmals gemeinsam aufgetreten war.

Einem Gestorbenen einen Grabstein zu setzen, ist das eine Bild. Dem setzt Pfarrer Steffen Schiller jene Frage der drei Frauen im Markus-Evangelium auf dem Weg zum Grabe Jesu entgegen, wer ihnen den schweren Stein wegwälzen würde. Wendet sich der eine Blick stets nach rückwärts, öffne sich jetzt, wenn der Stein weggewälzt ist, Neues.

Höchst anschaulich, wie sich das biblische Geschehen zugetragen haben mag, wird das Überlieferte in der Auferstehungsfeier für Kinder am Sonntag in der Hofkirche. Einfache wie eindringliche Bilder, von den Kleinen selbst gespielt, schildern die Ereignisse. Und da man wie in diesem Jahr in der Kirche nicht singen darf, swingen und klatschen die Kinder im Rhythmus einfach mit.

In der evangelischen Christuskirche sorgt der Posaunenchor unter Gabriella Lay für die festlichen Klänge am Ostersonntag. Vorab waren hier schon zahlreiche Gläubige zur Feier der Osternacht um halb sechs in der Früh in den Pfarrgarten gekommen. Das ansonsten daran sich anschließende gemeinsame Frühstück freilich muss entfallen. Gut, wenn man, ein Körbl mit Feinem und Herzhaftem zur Speiseweihe mitbringen kann; das mit dem Frühstück wäre dann auch gleich mal geregelt.

DK

Josef Heumann