Grafenberg
Besichtigung von Burgbad: Alle 25 Sekunden entsteht ein neues Möbelstück

12.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Grafenberg (ktk) Den Grafenberger Badmöbelhersteller Burgbad hat die Gredinger CSU mit vielen Bürgern der Großgemeinde besucht. Auch die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler schloss sich der Gruppe an.

"Von der Spanplatte bis zum fertigen Badmöbel", so stand es auf der Einladung für die Besichtigung, die die Ortsvorsitzende Barbara Thäder bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber organisiert hatte. Den zahlreichen Gästen wurde dabei schnell klar, dass diese Produktion nur noch wenig mit handwerklicher Fertigung und Schreinerarbeit zu tun hat. Staunend wurde bei der Führung von Geschäftsführer Robert Kratzer deutlich, dass die Möbelfertigung hier in einer ausgeklügelten Produktionskette erfolgt.

Es beginnt mit dem Zuschnitt von rund sechs Quadratmeter großen Span- oder mitteldichten Holzfaserplatten. Diese MDF-Platten werden anschließend in modernen Fertigungsanlagen veredelt. Die Fronten, meist Schranktüren, werden gefräst und in einem Thermoformprozess zu einer Oberfläche. Unter Vakuum werden Folie und Platte vereint. Die Seiten und Böden der Schränke werden vorgebohrt und mit Kanten versehen. Schließlich kann aus diesen Einzelteilen in 70 000 Prozessschritten ein Schrank gebaut werden. Etwa alle 25 Sekunden wird in den Produktionshallen in Grafenberg ein Möbelstück fertig, das in 30 Millionen verschiedenen Ausführungen maßgefertigt sein kann.

Dahinter steckt ein komplexes Firmeninformationssystem. Alle Maschinen sind automatisch gesteuert. Jedes Teil landet zum Zusammenbau der Schränke in der richtigen Reihenfolge beim Mitarbeiter. Diese Fertigungsprozesse sind nicht nur innerhalb der Produktion in Grafenberg abgestimmt. Auch die Schwesterfirma in Lauterbach (Hessen) erhält nach Eingang und Erfassung des Kundenauftrags einen Produktionsauftrag. Auch das Schwesterwerk in Bad Fredeburg (Nordrhein-Westfalen), das für die Produktion von furnierten und lackierten Badmöbelanlagen zuständig ist, ist an das Datennetzwerk angebunden, das damit eine entscheidende Rolle im Produktionsprozess spielt.

Robert Kratzer, momentan noch der Geschäftsführer von Burgbad, führte die Besucher mit Leidenschaft durch das Unternehmen. Jeder Mitarbeiter sei eigenverantwortlich dafür zuständig, dass die Möbel zum Auslieferungstermin fertig werden. Zur Anforderung an die rund 300 Mitarbeiter gehöre, jeden Tag daran zu arbeiten, dass die Arbeitsabläufe verbessert werden. So werde jeder Mitarbeiter beim Rundgang durch die Hallen gefragt: "Bist du im Termin"

Bei der anschließenden Diskussion lobte Marlene Mortler den Gründergeist des langjährigen CSU-Kommunalpolitikers Karl Mayer, der einst den Grundstein für das Unternehmen gelegt hatte. Burgbad gehört heute zum türkischen Industriekonzern Eczacibasi, der auch Villeroy&Boch und Schwarzkopf besitzt.

Auch über die Anforderungen an die Politik wurde somit diskutiert. Breitbandanbindung und Digitalisierung spielt bei Burgbad eine ganz andere Rolle, als beim privaten Nutzer, erklärte Kratzers designierter Nachfolger Peter Schmidt-Gebhard. Es gehe nicht ums Surfen im Internet, sondern darum, Datenpakete mit Auftrags- und Produktionsinformationen über die Standortorte zu kommunizieren. Dazu gehöre auch ein Werk in Frankreich. Burgbad habe nicht auf den Breitbandausbau durch den Staat warten können und habe darum selbst eine Leitung finanziert und ausgebaut.