Ingolstadt
Beschluss ohne Bürger

BZA Mitte wurde sechs Jahre nicht in Kinderhaus-Planung eingebunden und ärgert sich darüber

01.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:12 Uhr

So sieht das geplante Kinderhaus aus: 64 Kinder werden voraussichtlich Ende 2013 in das Gebäude einziehen, das auf dem Schlossparkplatz entsteht. Ansicht: Stadtplanungsamt

Ingolstadt (DK) Intransparent und volksfern: So bezeichnete der Bezirksausschuss Mitte (BZA) bei seiner Sitzung das Vorgehen der Stadt bei der Suche nach einem neuen Standort für das Kinderhaus. Sechs Jahre lang hatte das Amt einen Standort gesucht, ohne den Bezirksausschuss zu informieren.

Der Stadtrat hat am Donnerstag den Standort für den Ersatzbau auf dem Schlossparkplatz neben dem Alf-Lechner-Museum beschlossen. Das Problem: Der BZA Mitte wurde zuvor sechs Jahre lang nicht angehört. Das hatten auch einige Räte in der Stadtratssitzung kritisiert.

Peter Springl, Mitglied des BZA, kritisierte, dass die Bauausschreibung für den Standort bereits vor dem Beschluss des Stadtrates im Staatsanzeiger veröffentlicht worden sei: „Ihr habt ein merkwürdiges Demokratieverständnis.“

Diese Anzeige hätte man im Nachhinein auch wieder rückgängig machen können, erklärte Gabriel Nißl, Amtsleiter des städtischen Hochbauamtes. Es sei darum gegangen, den Umzug nach einer langen Suche noch rechtzeitig bis Ende 2013 zu realisieren. Dann beginnen an der Sebastianstraße die Abrissarbeiten, bis dahin müssen die 64 Kinder des Kinderhauses umziehen. „Wir schaffen das sonst nicht.“ 36 Standorte seien untersucht worden und nur der neben dem Lechner-Museum habe den Anforderungen entsprochen. Grundsätzlich räumte er allerdings ein, Fehler gemacht zu haben: „Das ist schon in die Hose gegangen“, sagte er, „Wir halten dafür auch den Kopf hin.“

Damit gaben sich die Mitglieder nicht zufrieden: Springl wies darauf hin, dass Oberbürgermeister Alfred Lehmann immer gerne auf den Bezirksausschuss verweise, wenn er nach der Bürgerbeteiligung in der Stadt gefragt werde. In der Praxis werde dieser dann einfach übergangen. Dabei habe das Hochbauamt Kompetenzen verschenkt, denn die Mitglieder des BZA hätten schließlich dabei helfen können, einen geeigneten Standort zu finden. „Wir fordern Transparenz und rechtzeitige Information“, betonte BZA-Vorsitzender Thomas Deiser.

Auch bei der Präsentation des Bauplans für das neue Kinderhaus auf der Tiefgarage am Schloss, überbrachte Nißl schlechte Nachrichten: Im neuen zweigeschossigen Kindergarten wird es keinen Fahrstuhl für behinderte Kinder geben. „Wir werden das so regeln, dass diese Kinder dann im Erdgeschoss sind“, erklärte Nißl. Natürlich sei das mit „Einschränkungen“ verbunden, weil die Mitarbeiter so oft Kinder hoch- und runtertragen müssten. Zum Spielen hätten die Kinder auf dem Gelände genug Platz, versicherte Nißl. Für eine zusätzliche Kinderkrippe, wie es ursprünglich geplant war, reicht dieser in dem neuen Gebäude nicht mehr. Außerdem werden wie mehrfach berichtet 32 Parkplätze wegfallen.

Die Stadt ist Bauherr des Projekts, Träger ist der Verein Bürgerhilfe Ingolstadt. Der Neubau wird laut Nißl etwa 2,5 Millionen Euro kosten. Ob das Gebäude auch wirklich bis Ende 2013 fertig wird, hänge nun vom Wetter ab.