Beschäftigte werden zur Kasse gebeten

Bäckerei Jann stemmt sich gegen Insolvenz

29.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

−Foto: Schanz

Rohrenfels (DK) Die angeschlagene Bäckereikette Jann kämpft weiter gegen die drohende Insolvenz. Ein neuer Investor scheint zwar in Sicht, doch nun werden auch die Beschäftigten zur Kasse gebeten: Drei Monatsgehälter sollen gestundet werden – als Kredit, der in Raten zurückbezahlt wird. Bei einer Mitarbeiterversammlung am Dienstagabend erklärte Geschäftsführer Martin Gubo den Beschäftigten, wie es um die Firma steht.

Nach Informationen unserer Zeitung machte Gubo seinen knapp 200 Mitarbeitern dabei Hoffnung: Ein neuer Investor sei bereit, einzusteigen. Auch von Seiten der Banken habe man positive Rückmeldungen bekommen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass auch die Beschäftigten einen außergewöhnlichen Beitrag zum Erhalt des Unternehmens bringen müssten. Drei Monatsgehälter sollen demnach gestundet werden, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Später würde dieser hauseigene Kredit in Raten zurückgezahlt. Wie lange das dauern würde, konnte Gubo nach Informationen unserer Zeitung nicht sagen.

Werden die Mitarbeiter das Risiko eingehen? Auf Nachfrage unserer Zeitung zeigten sich mehrere skeptisch. Es herrscht Unsicherheit. Wie lange schafft es das Unternehmen noch, der Insolvenz aus dem Wege zu gehen? In der Jann-Zentrale in Wagenhofen gibt man sich verschlossen. Geschäftsführer Martin Gubo war in der vergangenen Woche trotz mehrerer Versuche nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Ein Insolvenzverfahren war bis zum Freitag jedenfalls nicht eröffnet.

Das Rohrenfelser Traditionsunternehmen aus dem Jahre 1893 befindet sich seit Jahren in einer Abwärtsspirale. Streit in der Firmenleitung, Wechsel in der Geschäftsführung, Käfer im Mehlsilo und gestaffelte Löhne bei den Beschäftigten: Immer wieder war man in den Negativschlagzeilen. Entlassungen waren die Folge. Von den einst über 300 Mitarbeitern sind noch knapp 200 geblieben – Tendenz sinkend. Nach einem gescheiterten Experiment mit dem externen Geschäftsführer Heinz Wünsche trennte man sich im Streit. Im Frühjahr 2013 legte Ulrich Jann dann die Leitung in die Hände des Sanierers Martin Gubo und zog sich vor einem Jahr ganz aus der Führung des Unternehmens zurück.

Seither tüftelt Gubo – der laut eigener Aussage selbst als Investor eingestiegen ist – am Erfolgsrezept für die rund 25 Filialen. Das Konzept der kleinen Dorfläden nannte er im Juni dieses Jahres ein Auslaufmodell: „Aufgrund der unschlagbaren Konkurrenz von Supermärkten und Ketten können wir das Konzept leider nicht mehr weiterführen“, erklärte er. Statt dessen setzte man auf moderne Cafés. Mehrere Schließungen unrentabler Filialen, etwa in Sinning, Konstein, Ehekirchen, Hohenwart oder Aindling wurden durch mehrere Neueröffnungen kompensiert. Die Tochterfirmen Back é Cino und Christine Jann Verkaufs GmbH wurden gegründet.

Doch das Erbe wog schwer und tut es offenbar noch immer. Über die Jahre hat sich einiges angesammelt. Ehemalige Mitarbeiter warten noch auf seit Monaten ausstehende Löhne. „Nach wie vor konnte leider die Liquiditätssituation aufgrund der letzten negativen Vorjahre noch nicht behoben werden“, bilanzierte Gubo im Juni dieses Jahres.