Berufsjugendlicher mit nervösen Fingern

03.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:14 Uhr

Im Übungsraum am Wasserturm bei Preith: Hier übt der Leiter des Eichstätter Jugendzentrums, Bernd Zengerle, regelmäßig mit seiner Band The Lymbique. - Foto: kno

Eichstätt (kno) In der Ecke stehen drei Heizlüfter herum, "aber helfen tun die auch nicht", so Bernd Zengerle. Momentan ist es recht frisch im Übungsraum seiner Band The Lymbique in einer Schreinerei am Wasserturm zwischen der Lüften und Preith. Hier, hinter seinem Schlagzeug – "ein echtes Schnäppchen bei eBay" –, sitzt der Leiter des Eichstätter Jugendzentrums am liebsten.

Schon als Kind habe er mit allen möglichen Gegenständen auf irgendwas herumgetrommelt, erinnert sich der 36-Jährige, und damit auch seine Eltern genervt. Die sind auch verantwortlich für seine "Eichstätter Gene": Vater Hans ist ein Mariensteiner, Mutter Christa kommt aus Obereichstätt. Geboren wurde Bernd aber einst in Berlin. Das lag daran, dass Zengerle senior damals als Fußballprofi bei der Hertha in der ersten Liga tätig war. Und unter anderem auch dadurch von sich reden machte, dass er in einem Spiel zwei Tore schoss: "Eins ins richtige, das andere ins eigene", erzählt Bernd schmunzelnd.

Als kleiner Steppke – mit zwei Jahren – ging es dann nach Ingolstadt: Nur allzu gerne aber tauschten die Zengerle-Kinder die umzäunten Spielplätze im Piusviertel gegen die unendlichen Weiten der Domstadt ein und verbrachten jede freie Minute bei der Oma in Eichstätt.

"Wir waren jedes Wochenende hier und in den Sommerferien die ganzen sechs Wochen", schwärmt Bernd Zengerle, "Eichstätt war für uns ein Riesengarten, das Paradies."

Als der kleine Bernd zehn war, ging es endlich ganz ins "Paradies", die Familie kehrte heim. Am Gabrieli-Gymnasium machte Bernd Zengerle sein Abitur und studierte anschließend Diplom-Pädagogik an der Uni. "Das Studium war nicht ganz stringent", räumt er ein. Schließlich hatte er mittlerweile schon für seine eigene kleine Familie zu sorgen. Verheiratet ist Bernd bereits seit 16 Jahren, seine Tochter ist 15, sein Sohn neun.

Ob im Steinbruch gejobbt oder als Teppichverleger, Maler, Kellner, Verkäufer: "Ich hab’ alles gemacht, das ganze Studentenprogramm halt." 2001 schließlich bekam er durch eine Vertretungsstelle bei der Kommunalen Jugendarbeit Kontakt zum Eichstätter Jugendzentrum und erhielt die vakante Leiterstelle.

"Eigentlich wollte ich’s nur fünf Jahre machen und jetzt bin ich schon im siebten Jahr." Dass er als Juze-Leiter nicht in Rente gehen wird, sei ihm klar, aber einige Zeit werde er den Job noch machen, sagt er.

Vielleicht gehe er später einmal in Richtung Musikpädagogik, und das ist auch schon der Schlenker zu Zengerles großer Leidenschaft: Sichtbar wird dies dadurch, dass sich unter seiner Ägide eine recht lebhafte Bandszene im Juze entwickelt hat – freilich mit allen Aufs und Abs.

Natürlich, so Zengerle, sei eine zweite hauptamtliche Kraft im Juze nötig. Mit einer allein blieben viele hoffnungsvolle Ansätze schlicht auf der Strecke.

Privat trommelt der "Berufsjugendliche", dessen möglicherweise viel versprechende Fußballerkarriere mit 18 Jahren durch einen Kreuzbandriss jäh gestoppt worden war, bei jeder Gelegenheit: daheim auf seinem Elektro-Drum-Set, im Übungsraum auf seiner richtigen Schießbude. Früher war er – "weil es günstiger war" – Percussionist, den "Kindheitstraum" vom eigenen Schlagzeug hat er sich vor etwa zwei Jahren erfüllt. Mit The Lymbique macht Bernd Zengerle "Mountain-Oyster-Rock", eine ganz eigene Gattung sozusagen, und vor kurzem wurde die erste eigene CD produziert. Und die hat es immerhin bis in die Plattentipp-Spalte des Penthouse-Magazins geschafft – neben dem neuesten Werk von Heidi Klum-Gatte Seal.

Am Samstag, 5. Januar, spielt The Lymbique im Gutmann. Beginn: 21 Uhr.