Eichstätt
Berührungsängste abbauen

In der Sommerschule für Geflüchtete an der KU in Eichstätt geht es in verschiedenen Angeboten um das Thema Mensch

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr
Beim Erste-Hilfe-Kurs: Ehrenamtskoordinator Christian Hardt erklärt, warum es wichtig ist, den Kopf bei der Seitenlage nach hinten zu legen. −Foto: Abuter Grebe

Eichstätt (abf) Wer hätte gedacht, dass der Erste-Hilfe-Kurs an der Sommerschule der Tun.Starthilfe so viel Anklang findet? Eine junge Frau fragt – nachdem die Sanitäter den Rettungsgriff erläutert und gezeigt haben – was passieren würde, wenn man dem Opfer beim versuchten Retten etwas bricht. Ehrenamtskoordinator Christian Hardt von den Maltesern beruhigt die wissbegierige Fragestellerin: „Bei der Ersten Hilfe ist das egal, Hauptsache er überlebt es.

Dir kann nichts passieren, dich kann keiner bestrafen!“

 

An der Katholischen Universität in Eichstätt ist heuer viel los: Die Sommerschule ist im vollen Gange. Über 200 Geflüchtete bekommen knapp zwei Wochen lang Unterricht zu verschiedensten gesellschaftlichen Themenfeldern. In den vergangenen Tagen wurde in den Workshops über Nachhaltigkeit und Gesellschaft diskutiert. Heute soll es um das Thema Mensch gehen. Dabei sind Inhalte der Workshops laut Franz Hausmann, Pressesprecher der Tun.Starthilfe „vielfältig“. Was sie jedoch alle gemeinsam haben, ist, dass es darum geht, Mensch zu sein. Es geht, so sagt Hausmann, um „die Schnittmenge Mensch. Über das Thema muss man reden. Es gibt Sachen, die in Deutschland anders laufen als woanders auf der Welt.“ Beispielsweise bei der Ersten Hilfe: „es ist nicht überall selbstverständlich Erste Hilfe zu leisten, aber natürlich muss man solche Dinge tun.“ erklärt Hausmann.

Im Studihaus startet ein Erste-Hilfe-Kurs, den Ehrenamtliche von Malteser leiten. Christian Hardt sagt in die Sitzrunde: „Es steht im Gesetz. Du musst helfen.“ Viele der Teilnehmer wollen bald einen Führerschein machen. Da ein Erste-Hilfe-Kurs Voraussetzung dafür ist, wollen die Sanitäter den Geflüchteten mit dem Workshop den Weg ebnen und Berührungsängste mildern. Es sei nicht für jeden „selbstverständlich, jeden Menschen – egal welcher Herkunft oder welchen Geschlechts – anzufassen“, sagt Hardts Kollegin Judith Prantl.

Auf der Wiese vor der Cafete leiten Mitarbeiter der Erziehungsberatung in Eichstätt zur gleichen Zeit einen Kurs, der die Themen Beziehung, Familie und Erziehung behandelt. Nachdem sich Consuelo Gräfin von Ballestrem und ihre Kollegin Carmen Okhuysen die Nationalitäten und Kinderzahlen der Teilnehmer aufgeschrieben haben, stellen sie fest, dass in der Gruppe insgesamt acht Familien mit 25 Kinder aus fünf verschiedenen Ländern anwesend sind. „Wir können viel voneinander lernen“, sagt Ballestrem. Der Kurs möchte den Teilnehmern die deutschen „Werte von Beziehung, Liebe, Bindung zwischen Mann, Frau und Kind“ näher bringen und erklären, wieso beispielsweise „eine feste Bindung zwischen Eltern und Kindern“ so wichtig ist.

Im Haupthaus der KU warten Elke Scheller und Sebastian Linke von Pro Familia Ingolstadt e.V. auf die Teilnehmer der Aufklärungsworkshops. Es soll um die Rechte von Mann und Frau über den eigenen Körper gehen. Scheller ist es wichtig, den Teilnehmern klar zu machen, dass Frau und Mann gleichberechtigt seien. Deswegen gibt sie zuerst allgemeine Informationen zu den Rechten in Deutschland. So brauchten Ehefrauen bis 1977 das Einverständnis ihres Mannes, wenn sie arbeiten gehen wollten. Oder dass inzwischen auch „der sexuelle Missbrauch in Deutschland in der Ehe strafbar“ ist. Die Workshopleiter wollen im geschützten Raum aufklären. Denn: „wenn ich meine Rechte nicht kenne, kann ich sie auch nicht einfordern!“, so Elke Scheller.