Berührende Begegnungen

15.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:36 Uhr

Stimmungsvolle Momente der Stille: Faniza Möller las vor einem Aquarell Wolfgang Kummers eigene Gedichte.

Neuburg (DK) Der Neuburger Kunstkreis, 30-jährig, kommt in das Alter, sich seiner eigenen Biografie bewusst zu werden. Das tut er verschiedentlich und tut es aktuell mit einer Ausstellung in der Raiffeisen-Volksbank an der Luitpoldstraße. Die Schau ist nicht nur nostalgisch höchst sehenswert.

"In Memoriam", so der Titel, bringt eine Wiederbegegnung mit elf "alten Aktivposten" des Kunstkreises. Banken-Vertreter Manfred Strobel spricht denn auch von Heimkehrern, waren sie alle gewiss schon öfter als einmal in früheren Kunstkreis-Ausstellungen vertreten, und sind, wie Kunstkreis-Vorsitzender Peter Katter es formulierte, in ihren Werken sowieso immer präsent geblieben.

Etwas schade, dass sich die Werk-Beteiligung von Maximilian Hitzler und Georg Wörle letztlich ebenso wenig verwirklichen ließ wie die von Raimund Kerner. Nach dessen überraschendem Tod konnte Vorsitzende Sissy Schafferhans jetzt nur an ein Gründungsmitglied des Kunstkreises erinnern. Aber es soll dieser Tage nicht die letzte Gelegenheit der Rückschau bleiben.

Einer Rückschau auf alte – auch andere? – Tage. In der Tat, Unterschiede zeigen sich, die gegenständliche Malerei und die Natur als Motiv.

Das handwerkliche Fundament indes scheint gewiss nicht geringer. "Die haben halt noch was gekonnt" und "Ein bisschen altbacken halt schon": Die Meinungen auf dieser Vernissage gehen selten weit auseinander. Exemplarisch etwa die Aquarelle von Albert Haefele: Sie haben so etwas Alt(schul)meisterliches an sich. Sie zeugen von einer Art umfassender Gelehrsamkeit, zu der auch das bildliche Ausdrucksvermögen beinahe selbstverständlich gehörte. "Pfingstrosenstrauß", "Blumenstrauß" der Elisabeth Nachtmann, "Bunter Strauß", "Rosa Tulpen" der Inge Scharl: Namen, die Programm waren, Ausdruck auch einer nimmermüden Ausdrucksfreude. Schön, dem "Bauernmaler" Gallus Winkler wieder zu begegnen; das darf man sagen: Keiner malte schönere Hühner, auch mal auf dem Misthaufen, . . . als beides noch zu einem Bauernhof dazu gehörte. Natürlich gab es die Ausreißer schon immer: Paul Renner etwa, der künstlerische Einzelgänger, A. J. Hajtmar, der voran mit seinen späten Arbeiten immer tiefer in kosmische Welten eindrang, denen zu folgen nicht jedermann gleich leicht fiel.

Nicht allen war so ein erfülltes, ja 100 Jahre währendes Leben gegönnt wie Anton Göbel. Man begegnet echten Schicksalen, wovon die fantastischen Gebilde, ihr Geheimnis nie ganz preisgebenden Strukturen einer Helga Bartetzko in der Retrospektive noch einmal erzählen. Engelbert Thöndel musste viel zu früh gehen.

Auch Wolfgang Kummer. Er und ein Hermann J. Wallrap stehen, höchst unterschiedlich in ihrem Schaffen, vielleicht am meisten für den Aufbruch in die dann zweite Kunstkreis-Phase schon, wo, geografisch auch, indes nicht nur Einflüsse von außen an Bedeutung gewinnen.

Die Arbeiten "sprechen noch heute zu uns. In jedem Bild ist der Künstler mit seiner Persönlichkeit zugegen". Und so werde, so Peter Katter, "aus Trauer Freude" – Stimmungs-Momente, Grenzziehungen dann auch in ein anderes Metier, wie Faniza Möller sie in ihren Gedichten zu dieser Ausstellung "In Memoriam" beitrug.

Zu sehen bis Ende November, montags bis mittwochs von 9 bis 12.30 und von 13.30 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 9 bis 12.30 und von 13.30 bis 17.30 Uhr und freitags von 9 bis 15 Uhr.