Lenting
Berühmteste Frau Lentings im Mittelpunkt

Argula-von-Grumbach-Denkmal wird am Sonntag feierlich enthüllt

26.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr
Auf dem Gelände der Grund- und Mittelschule überragt Argula von Grumbach die Professorenschaft (oben). 27 Bild- und Texttafeln geben Auskunft über viele Stationen ihres Lebens von einer Begegnung mit Luther bis zu einem herzoglichen Verbotsedikt. Argula auf einer Schaumünze (unten). −Foto: Privat

Lenting (DK) "Was denn, wer denn? Um wen geht es da?" Solche Fragen stellten sich nahezu allen Bewohnern von Lenting, als vor über 50 Jahren bei der allgemeinen Straßenbenennung auch eine Argula-von-Grumbach-Straße herauskam.

Nur mit der örtlichen Geschichte vertraute Leute wussten Bescheid: Diese Argula war eine Schlossherrin, wohnte etwa 20 Jahre in der Zeit von 1510 bis 1542 als die Gemahlin des Friedrich von Grumbach im damaligen Wasserschloss in der Hofmark. Sie war oder ist zweifellos die berühmteste Frau von Lenting.

"Ich habe euch kein Frauengeschwätz geschrieben, sondern das Wort Gottes als ein Glied der christlichen Kirche." Dieser resolute Schluss eines Briefes dieser Katholikin an die katholische Professorenschaft der Ingolstädter Universität wird häufig zitiert und soll demonstrieren, wie diese Frau zu jener Zeit sich mutig für den Reformer Martin Luther einsetzte.

Über sie wurde schon viel geschrieben, in Büchern, und auch geredet, wie im Geburtsort Beratzhausen oder Dietfurt und wo sie sonst zeitweise daheim war, nur nicht in Lenting. Hier war sie eher eine Art verstecktes Stiefkind, das heißt, in einem streng katholischen Dorf war vor einem halben Jahrhundert genau genommen für eine solch forsche Anhängerin und Streiterin Martin Luthers noch kein Podest frei.

Man schaute halt einfach weg. Dies änderte sich, als vor ein paar Jahren geschichtsinteressierte Lentinger regelmäßig zusammenkamen, um sich mit dem örtlichen Gestern zu beschäftigen. Anton Müller, Walter Baumgartner, Georg Pfeilschifter, Wolfgang Jakob, Anton Zeller und Rupert Kipfelsberger wollten keinen neuen Verein gründen, sondern sich einmal im Monat in kleiner Runde treffen. Im Geschichtskreis, wie man sich nannte.

Da war es unausweichlich, dass dabei ein heute landwirtschaftliches Anwesen in das Blickfeld rückte, das vor langer Zeit in jeder Beziehung das beherrschende Projekt am Ort war: das Wasserschloss in der Hofmark, über Jahrhunderte hinweg bewohnt von adeligen Familien - und eben jener Hofmarksherrin, deren Name ja bereits auf Straßenschildern stand. Ihr Sein und Tun sollte nicht nur geschichtlich Interessierte, sondern auch die Allgemeinheit erreichen, dachte man im Geschichtskreis. Und kam letztlich auf die Idee einer Gedenkstätte.

Die überlieferte Begründung war eingängig genug, um über den Gesprächskreis hinaus akzeptiert zu werden: Argula von Grumbach war eine bedeutende Persönlichkeit der Reformation vor 500 Jahren. Das Denkmal sei also eine Würdigung der historischen Frau an ihrem einstigen Wohnort, das auch pädagogisch genutzt werden könne, eine kulturelle Bereicherung der Gemeinde Lenting mit der Möglichkeit, durch entsprechende Gestaltung das Ortsbild aufzuwerten.

Mit diesen grundsätzlichen Standpunkten klopfte der Geschichtskreis bei dem Theologen und Künstler Stefan Weyergraf gen. Streit an. Ein Lentinger, der sich allerdings schon einige Zeit mit der Hofmarksbewohnerin befasst hatte. Seine Darstellung einer überragenden Argula mit der Professorenschaft und einer Menge Bild- und Texttafeln setzte sich durch.

Auch beim gemeinsamen Umsehen nach einem passenden Standort kam man überein, und die Kontaktaufnahme mit Bürgermeister Christian Tauer von der Gemeinde Lenting wie auch Pfarrer Christoph Schürmann von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Paulus Ingolstadt verlief richtig fördernd.

Die Finanzierung regelte sich, vorbei an der bohrenden Frage "Brauchen wir überhaupt so ein Denkmal?", schneller als gedacht, dank der Gemeinde Lenting. Bürgermeister Christian Tauer verkündete in der Maisitzung 2016 des Gemeinderats den Beschluss, von den annähernd 40 000 Euro Gesamtkosten 25 000 zu übernehmen. Mit weiteren Spenden der evangelischen wie auch der katholischen Kirche und aus privater Hand war dieser Punkt abgehakt.

Eine ganz andere und für viele Lentinger überraschende Wahrnehmung offenbarte sich in München: Diese Frau ist ja wer, dort gibt es tatsächlich eine Argula-von-Grumbach-Stiftung. Bürgermeister Tauer sowie Mitglieder des Geschichtskreises waren dann eingeladen, als im März vorigen Jahres der Argula-von-Grumbach-Preis an Künstler und Theologen verliehen wurde.

Über diese Stiftung ist auch nachzulesen: "Die Argula-von-Grumbach-Stiftung dient insbesondere der Ausschreibung und Verleihung des Argula-von-Grumbach-Preises, dem Gleichstellungsförderpreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Die Argula-von-Grumbach-Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und kirchliche Zwecke. Die Stiftung ist nach Argula von Grumbach benannt. Sie war zu Zeiten Luthers eine Verfechterin der Reformation in Bayern."

Dass sich der Wunsch des Geschichtskreises, ein Denkmal zu eröffnen, fast genau deckt mit dem historischen Datum 31. Oktober, dem 500. Gedenktag an das Ereignis von 1517 zu Wittenberg, freut Geschichtskreissprecher Anton Müller ganz besonders. Für die Runde der Geschichtsfreunde ist es auf jeden Fall ein erstes herausragendes Erfolgserlebnis.

ÖKUMENISCHE  ENTHÜLLUNG

Da steht sie nun, die Argula, als Denkmal. Verdientermaßen, wie man aus Gesprächen heraushört. Die feierliche Enthüllung erfolgt am Sonntag, 29. Oktober, nach einem ökumenischen Gottesdienst um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Nikolaus mit den Pfarrern Josef Heigl (katholisch) und Christoph Schürmann (evangelisch). Die Ökumene wird auch unterstrichen durch die Gestaltung mit dem evangelischen Organisten Holger Stiller und dem katholischen Kirchenchor Lenting.

Beim anschließenden Festakt um 15.30 Uhr sind am Rednerpult vor dem Denkmal Bürgermeister Christian Tauer, Anton Müller vom Geschichtskreis, Dekanin Gabriele Schwarz vom Evangelischen Dekanatsbezirk Ingolstadt, Inge Gehlert, Landesvorsitzende des Evangelischen Frauenbunds, Dorothee Burghardt von der Argula-von-Grumbach-Stiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Künstler Stefan Weyergraf gen. Streit.

Musikalisch gestaltet wird die Enthüllungsfeier vom Chor und der Flötengruppe der Grundschule Lenting und vom Kirchenchor Lenting.

Im Anschluss sind alle Teilnehmer zu Kaffee und Kuchen in die Turnhalle nebenan eingeladen. Dort hält die Historikerin Susanne Greiter, Eitensheim, den Festvortrag über die "fliegenden Worte" der Argula von Grumbach. | grs