Ingolstadt
Bernsteinfarbenes Daniel Hell

In Ingolstadts ältester Gastwirtschaft wird wieder Bier gebraut

10.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:06 Uhr
Brauerei im eigenen Gasthaus: Die Wirtsleute Willy und Berta Pickl stoßen mit Braumeister Peter Kraus (rechts) mit dem ersten Sud Daniel Hell an. Die untergärige Spezialität wird dort gebraut und ausgeschenkt. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Gut acht Jahre nach der Stilllegung von Ingobräu gibt es in der Altstadt wieder eine Brauerei. Im Gasthaus Daniel wurde jetzt der erste Sud aus der neuen Hausbrauerei im ersten Stock ausgeschenkt.

Danielbräu nennt sich Ingolstadts jüngste Brauerei, deren blitzende Tanks und Anlagen aus Edelstahl im Saal des ältesten Gasthauses der Stadt installiert wurden. "Wir greifen damit eine alte Tradition wieder auf", sagte Herrnbräu-Geschäftsführer Gerhard Bonschab bei der Vorstellung am Mittwochabend. Denn in der mehr als 500 Jahre alten Traditionswirtschaft wurde lange Zeit selber Bier gebraut. Bonschab verwies außerdem auf die räumliche Nähe zu dem historischen Ort, an dem vor 500 Jahren das Reinheitsgebot verkündet wurde.

"Der Ort ist gut gewählt", stimmte Kulturreferent Gabriel Engert seinem Vorredner zu. Die Eröffnung des Danielbräu sei zudem die Eröffnung eines ganzen "Reigens von Veranstaltungen" zur Feier des Reinheitsgebots.

Den kirchlichen Segen spendete der neuen Braustätte der katholische Dekan Bernhard Oswald. "Ob in der Bibel von Bier die Rede ist, darüber streiten sich die Gelehrten", erklärte der Münsterpfarrer. Deswegen nahm er auf den Wein Bezug und griff aus dem Johannesevangelium die Hochzeit von Kanaa heraus, wo Jesus Wasser in Wein verwandelte. Das Buch Sirach lehre uns, dass der Mensch sich zwar an Essen, Trinken und dem geselligen Miteinander erfreuen solle, aber deswegen keineswegs saufen dürfe.

Braumeister Peter Kraus wird die Braustätte betreuen, die Anlagenbauer Alfred Gruber aus der Nähe von Salzburg eingebaut und die eine Kapazität von zwei Suden pro Woche hat. "Ein Helles, das was Besonderes ist, aber jedem schmeckt": Das sei seine Vorgabe gewesen und "eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit". Vier verschiedene Sude hat Kraus daraufhin eingebraut und von einer kompetenten Fachjury verkosten lassen. Das Ergebnis fiel einstimmig aus und konnte am Mittwochabend verkostet werden. "Körperreich und vollmundig, malzig, aber nur eine dezente Süße" lautet das Urteil von Biersommelier Norbert Schmidl. Für das bernsteinfarbene Daniel-Hell verwendet Kraus als Hopfen den Hallertauer Hersbrucker und Wiener Malz. Das Bier ist unfiltriert, klärt sich aber im Laufe der Reifung. "Ein lieblicher Antrunk, aber runter läuft es wie geschmiert", so Kraus über sein jüngstes Produkt.

Heimatforscher Hans Fegert referierte anschließend kurz, aber äußerst kompetent über die Geschichte des Brauwesens und der Gaststätten in Ingolstadt und Umgebung. Die Geschichte von Herrnbräu ist recht verzweigt und reicht zurück bis ins Jahr 1471, als der Danielbräu gegründet wurde. 1873 fusionierte dieser mit Herrnbräu zur ersten Aktiengesellschaft der Stadt, der Actienbrauerei Ingolstadt. Ein großes Lob erhielt Fegert auch von Ludwig Schlosser, Vorstandsvorsitzender der VIB AG, in deren Besitz Herrnbräu ist.