Schrobenhausen
Bergsteiger-Drama in acht Teilen

03.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:40 Uhr

Die Besten des ersten G8-Jahrgangs am Gymnasium Schrobenhausen mit Leitwolf und Koordinatorin: (v.l.) Schulleiter Reinhold Bauer, Eva Schruf, Christoph Appel, Katrin Schaipp, Bernd Erber und Oberstufen-Koordinatorin Karin Schwendner. Fotos (3): Hammerl

Schrobenhausen (SZ) Spitzenleistungen erzielte der erste G8-Jahrgang am Gymnasium Schrobenhausen. Mit der Durchschnittsnote von 2,13 wurden 114 Abiturienten verabschiedet, 14 von ihnen hatten die Note 1,5 oder besser erreicht.

„Es war der 5. November 2003, nicht der 1. April“, als Studiendirektor Hilmar Schmidt aus dem Radio erfuhr, dass Bayern die Gymnasialzeit um ein Jahr verkürzt hat. Mit welchen Unsicherheiten, von ständigen Lehrplan- und Verfahrensänderungen bis zu fehlenden Büchern Schüler und Lehrer zu kämpfen hatten, stellte Schulleiter Reinhold Bauer pointiert in seiner feinsinnigen, humorvollen, dabei aber mit treffsicheren Spitzen Richtung Regierung und Kultusministerium gespickten Rede dar.

Routen geändert

Mit Bergsteigern verglich er den ersten G8-Jahrgang und berichtete von einem Drama in acht Teilen. Ein Drama, das die Bergsteiger, „manche noch verspielt, einige Kindsköpfe, die meisten vernünftig“ und ihre Bergführer, die Lehrer, zu bestehen hatten, während Leitwolf und Koordinatorin Karin Schwendner „größte Mühe hatte, den Kurs zu halten“. „Sie haben den Laden zusammengehalten“, lobte Leitwolf Bauer unter tosendem Applaus der Absolventen, Eltern und Ehrengäste. Ein Applaus, der sogar den für die ausgezeichneten musikalischen Darbietungen des Abends – unter anderem von Daniela Schroll (Sopran) und Julian Maklar am Klavier, vom Q 12-Chor und dem Schüler Additum Musik – übertroffen haben dürfte.

Einstecken musste dagegen der während der acht Jahre „mehrfach wechselnde Routenplaner mit seinen Schriftgelehrten aus dem Kultusministerium“ so manches kritische Wort des Oberstudiendirektors. Denn Abkürzungen hatte der Routenplaner so überraschend angeordnet, dass nicht einmal die Schriftgelehrten etwas wussten, „geschweige denn Karten für den neuen Weg hatten“. Es folgten Proteste der Bergführer, und auch „der Chor des griechischen Dramas“ aus Eltern, Elternvertretern und (so genannten) Experten meldete sich zu Wort – allerdings „vielstimmig und daher unverständlich“. Der Routenplaner änderte den Weg mehrfach, strich Intensivierungsstunden, obwohl sie doch Rastplätze für Fußkranke mit Blasen gewesen seien, und ließ sogar die Rucksäcke der Bergsteiger auf zu viel Ballast hin kontrollieren. Ganz zu schweigen von dem „exponentiell ansteigenden Papierausstoß der Schriftgelehrten“.

Träume nicht vergessen

In die Zukunft wies der Leitwolf schließlich mit dem Hinweis, die Bergsteiger sollten nun den ausgetretenen Bologna-Pfad nicht unterschätzen. Später würden sie feststellen, dass der Bachelor gar kein Gipfel sei, sondern lediglich in großes Gedränge auf dem Weg zum Master münde.

So manches Mal herbeigesehnt hat Barbara Augustin vom Elternbeirat den Tag, an dem die Eltern stolz auf ihre Kinder schauten, weil sie ihre Schullaufbahn mit dem Abitur gekrönt haben. Leicht sei der Weg nicht gewesen, manchmal seien sich die Schüler wie Versuchskaninchen vorgekommen. „Und in gewisser Weise wart ihr das auch“, sagte Augustin.

Christina Friedrich, Sebastian Krammer und Daniela Schroll teilten sich die Abschiedsrede der Abiturienten. Von der guten alten Zeit berichtete Christina, die ihren Rückblick im Kindergarten begann, über Prinzessinnen- und Ritterträume bis zur Grundschulzeit und den Berufswünschen Kampfjetpilot oder Kinderärztin vordrang. Daniela fragte sich bei Anblick der Fünftklässler mit ihren Rollranzen „Waren wir auch mal so klein“ Sie ließ die Gymnasialzeit des anfangs 174-köpfigen Jahrgangs Revue passieren, vom Beginn des Interesses am anderen Geschlecht und Ende der Diddl-Maus-Sammelzeit über Skilager, Tanzkurs, Modetrends bis hin zu verbotenen Flüssigkeiten und Besuchen auf den falschen Zimmern. Sebastian forderte dazu auf, Träume immer wieder zu erneuern: „Don’t forget your dreams“, was dann gleich musikalisch wiederholt und verstärkt wurde.