Plankstetten
Bereichernde Begegnungen und die Liebe zu Jesus

09.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:30 Uhr

Plankstetten/Paulushofen (DK) Über seinen Weg ins klösterliche Leben hat Pater Christoph Heinzmann im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet.



Ab welchem Alter reifte in Ihnen der Entschluss, einem Orden beizutreten?
Pater Christoph Heinzmann: Während meiner Ausbildung zum Stahlformenbauer im Alter von 17 Jahren wuchs in mir dieser Entschluss, wobei für mich die würdige und ordentliche Feier der Gottesdienste sehr wichtig war. Darum kam für mich später eigentlich nur der Benediktinerorden in Frage.

Was waren die Beweggründe für Ihre Entscheidung?
Pater Christoph: Für meine Berufung waren mehrere Faktoren entscheidend: ein liberales Elternhaus, in dem die Religion nicht zwanghaft vermittelt wurde, ein vorbildlicher Heimatpfarrer, gläubige Lehrer, aber auch Kameraden, die mit mir ministriert haben und die Schönheit der heiligen Messe - und vor allem natürlich Jesus. Die Liebe zu Jesus ist alles wert.

Wie haben Ihre Eltern und Ihr persönliches Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?

Pater Christoph: Meine Eltern haben lange nicht auf meine Klosterabsichten reagiert. Irgendwann begann meine Mutter, mir alle Nachteile des Klosterlebens aufzuzählen: keine Freiheit, kein Geld, keine Familie, kein Auto - praktisch weggesperrt vom Leben. Auch mein Cousin versuchte, mich von den Nachteilen des Klosterlebens zu überzeugen. Mein Vater dagegen sah es gelassen: "Wenn Du das willst, dann mach es! "

Was waren für Sie bisher die schönsten Erlebnisse während Ihrer Ordenszeit?
Pater Christoph: Meine Priesterweihe in Schweiklberg. Aber auch viele bereichernde Begegnungen mit Mitbrüdern, die ich immer auch als Gnade empfunden habe. Vor allem durch ältere Mitbrüder wurde mir menschlich so viel geschenkt. Ich bin so vielen Menschen für ihre Wegbegleitung und ihr christliches Vorbild dankbar.

Was bedeutet für Sie Glaube?
Pater Christoph: Glauben heißt für mich lieben, Gott und die Menschen lieben. Das ist für mich der einzige Sinn und Zweck unseres Daseins. Ich glaube an die Liebe, die mir durch Jesus geschenkt wurde.

Wie sehen Sie die Situation der Kirche in der heutigen Zeit?
Pater Christoph: Mich nerven unerleuchtete Durchschnittschristen, die sich über das Zölibat, das fehlende Frauenpriestertum, die Missbrauchsfälle, die engstirnige Sexualmoral der Päpste, die Hexenverbrennungen und die Kreuzzüge auslassen, sonst aber keine Ahnung von Kirche und Eucharistie haben. Getaufte, die aus der Kirche austreten, weil sie nur die menschlichen Defizite in der Kirche sehen, kann ich inzwischen gut verstehen, gutheißen kann ich die Kirchenaustritte nicht. Da fehlt es offensichtlich am Glauben und an der Liebe.

Und wie ist die heutige Situation in den Klöstern?
Pater Christoph: Die Situation der Klöster scheint mir die zu sein: Entweder sind sie wirklich Salz der Erde und Licht für die Welt, oder sie haben ihre Existenzberechtigung verloren. Aufbrüche und Reformen gingen meist von den Orden aus. Dreh- und Angelpunkt ist meiner Meinung nach die lebendige Christusbeziehung. Wenn Christus spürbar die Mitte einer klösterlichen Gemeinschaft ist, wenn die Bergpredigt der Maßstab ihres Lebens ist, dann hat ein Kloster nicht nur eine Zukunft verdient, sondern eine prophetische und missionarische Aufgabe zu erfüllen.

Das Gespräch führte

Anton Patzelt.