Hilpoltstein (HK) Die Titelträume des TV Hilpoltstein sind bei der bayerischen Tischtennis-Meisterschaft in der Stadthalle geplatzt: Anstelle der drei erhofften Goldmedaillen mussten sich die beiden Zweitliga-Asse Alexander Flemming und Philipp Floritz mit zweimal Silber und zweimal Bronze zufrieden geben.
Als der Wille des großen Kämpfers endgültig gebrochen war, flehte er den Tischtennisgott um eine Erklärung an. "Was hab’ ich denn getan", schrie Alexander Flemming durch die Stadthalle und streckte dabei seine Hände gen Himmel. Vier Sätze lang hatte der Topspieler des TV Hilpoltstein alles versucht und alles gegeben. Doch in diesem denkwürdigen Endspiel der 63. bayerischen Tischtennis-Meisterschaft hatte er einfach nichts zu melden: Sensationell glatt mit 0:4 Sätzen verlor der aktuell zweitbeste Akteur aus der 2. Bundesliga Süd gegen einen unfassbar stark aufspielenden Benjamin Rösner vom Regionalligisten TTC Kist/Würzburg, der das Glück nach seinem ersten Titelgewinn kaum fassen konnte: "Keine Ahnung, wie das gerade gegangen ist. Aber besser geht’s nicht."
Auch Alexander Flemming, der in der vergangenen Saison noch gemeinsam mit Rösner in Saarbrücken spielte, wusste am Ende nicht so recht, wie ihm geschehen war. "Das Spiel war einfach krass", sagte er. "So gut wie heute hat er das gesamte letzte Jahr nicht gespielt." Felix Bindhammer und TV-Abteilungsleiter Bernd Beringer schüttelten ebenfalls nur die Köpfe. "Den hab’ ich noch nie so spielen sehen", sagte Bindhammer, der bayerische Meister von 2004, der Flemming im Finale vergeblich betreute.
Bevor es sich die Hilpoltsteiner und die nur rund 100 Zuschauer versehen hatten, führte Benjamin Rösner im ersten Satz bereits mit 8:0. Es folgte zwar eine Aufholjagd von Alexander Flemming, der mit dem spektakulärsten Ballwechsel des gesamten Turniers bis auf 9:10 herankam. Dennoch ging der erste Durchgang mit 12:10 an den Würzburger, der auch im weiteren Spielverlauf auf alle Attacken seines Gegners die passenden Antworten parat hatte und in den entscheidenden Situationen auch mit dem Glück im Bunde war.
Als der zweite und dritte Satz klar mit 6:11 und 2:11 an Rösner gegangen waren, versuchte sich Flemming im vierten Durchgang nochmals aufzubäumen. Aber nach zwei Netzrollern gleich zu Beginn raubte ihm der nächste Glücksball seines Gegners zum 5:9 endgültig den Nerv: "Was hab’ ich denn getan", schrie er und ergab sich kurz darauf seinem Schicksal, auch weil vom Tischtennisgott keine Antwort kam. Stattdessen versuchte sich der Präsident des Bayerischen Tischtennis-Verbandes an einer Analyse: "Der hat vier Sätze lang einfach jeden Ball getroffen", sagte Claus Wagner aus Treuchtlingen, der Rösner zu einem tollen Turnier gratulierte und ihn angesichts seines furiosen Endspiels im Scherz zur Dopingkontrolle schickte. "Aber wir wissen ja, was er kann, wenn es bei ihm läuft."
Bereits im Halbfinale hatte sich Rösner mit 4:2 Sätzen gegen den anderen Hilpoltsteiner Hoffnungsträger, Philipp Floritz, durchgesetzt. Vor allem für den 18-jährigen Titelverteidiger verlief das Turnier nicht wie erwartet: Kurz nach dem überraschenden Aus im Herren-Einzel folgte auch noch eine bittere Fünfsatzniederlage mit Alexander Flemming im Finale des Herren-Doppels gegen Andreas Ball und Daniel Geist (TTC Kist/SB Versbach). Und selbst im Mixed mit der 17-jährigen Sabine Winter vom Zweitliga-Spitzenreiter TSV Schwabhausen, die bereits ihren dritten bayerischen Meistertitel im Damen-Einzel gewann, reichte es für Floritz in heimischer Halle nicht zur Goldmedaille. Mit 12:14 im fünften Satz scheiterten die beiden Jungnationalspieler in einem dramatischen Halbfinale an den späteren Siegern Michael Plattner und Katharina Schneider (TTC Fortuna Passau/TTC Langweid).
Die drei anderen Starter des TV Hilpoltstein, Alexander Möst, Manuel Hoffmann und Bindhammer-Ersatzmann Christian Maag, kamen in allen drei Konkurrenzen nicht über die zweite Runde hinaus. Trotzdem gab es gestern noch eine weitere Medaille für die Hilpoltsteiner Tischtennisspieler: Rainer Schreiter, der ehemalige TV-Spitzenspieler und Bruder von Abteilungskassier Heike Kerner, gewann mit seinem Wohlbacher Vereinskameraden Yevgeniy Christ die Bronzemedaille im Herren-Doppel.
