Heuberg
Beliebter als jede Boyband

Kinder besuchen Reitstall in Heuberg – Auch Arbeit steht auf dem Programm

27.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:08 Uhr

Erst die Arbeit dann das Vergnügen: Bevor es für die Kinder ans Reiten geht, müssen sie die Pferde erst einmal striegeln, bürsten und kämmen. - Foto: Holland

Heuberg (dah) „Der hat so schöne Augen.“ „Er ist so süß.“ „Es fühlt sich an wie Schweben.“ Was die zwölf Mädchen im Alter zwischen sieben und zehn Jahren an diesem Nachmittag so ins Schwärmen bringt, ist nicht etwa die neueste Boyband oder ein Schauspieler – auch wenn man es im ersten Moment vielleicht meinen könnte – sondern etwas ganz anderes: Pferde.

Davon gibt es im Reitstall von Sabine Jaeschke in Heuberg genug. Dass es dieses Mal nur Mädchen sind, die sich bei der Ferienprogrammveranstaltung angemeldet haben, sei aber ein Zufall, wie Jaeschke erklärt. „Es dominieren zwar die Mädels, aber es ist ein Klischee, dass für Jungs nur Fußball cool ist.“ Erst vergangene Woche zum Beispiel hätten auch zwei Jungs teilgenommen.

Doch bevor es auf den Pferderücken geht, steht noch etwas anderes auf dem Programm: „Es ist mir ganz wichtig, dass die Kinder merken, dass ein Pferd ein Lebewesen ist und kein Fahrrad oder ein Tennisschläger, den man einfach aus dem Schrank holt. Es ist mehr als nur Draufsetzen“, sagt die Reitlehrerin.

Und so geht es vor dem Reiten noch in den Stall zum Striegeln, Bürsten, Kämmen, Zöpfe flechten und Hufe auskratzen. Da viele der Kinder noch nie oder nur einmal kurz im Urlaub auf einem Pferd gesessen sind, hilft diese erste Annäherung mit den Tieren, die anfängliche Angst zum Teil zu nehmen. Danach wird noch kurz demonstriert, wie man ein Pferd richtig sattelt, der Pferderücken wegen der lästigen Fliegen mit Mückenspray eingesprüht, und schon geht es los. Die Kinder dürfen unter Anleitung von Sabine Jaeschke und ihrer Freundin Lena Hauselt antraben, im leichten Trab an der Longe ein paar Runden reiten und schließlich aussitzen.

„Iih, ich bin in Pferdekacke getreten!“ – Dass Pferde auch sehr viel Dreck machen können, nämlich bis zu sechs Haufen Pferdeäpfel pro Tag, dürfen die Kinder am eigenen Leib erfahren. Zusammen mit Katja Türpe, die bereits seit zehn Jahren reitet und im Reitstall aushilft, müssen sie die restlichen Paddocks, wie Koppeln in der Fachsprache heißen, von den Pferdeäpfeln befreien. Trotz der Anstrengung mindert das die Begeisterung der Mädchen für die grazilen Vierbeiner nicht.

„Beim Ausreiten die Wiese hochzugaloppieren, ist das Schönste“, sind sich Annalena und Laura, die schon seit mehreren Jahren reiten, einig. Galoppieren darf heute zwar keiner, jeder aber dafür zum Abschluss ein Pferd einmal durch einen Parcours führen. Dabei muss etwas laut Jaeschke etwas Wichtiges beachtet werden: „Das Pferd soll nicht euch führen, ihr sollt das Pferd führen“ Und das ist bei einem großen und manchmal eigensinnigen Tier nicht immer einfach.