Baar-Ebenhausen
Bekennende Perfektionisten

Die Soundart-Mediagroup in Baar-Ebenhausen ist in der Oberliga angekommen

08.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr

 

Baar-Ebenhausen (DK) Vor fünf Jahren als „Kellerkind“ im Souterrain eines Einfamilienhauses geboren, hat die Soundart-Mediagroup in Baar-Ebenhausen den Aufstieg längst geschafft. Nicht nur, was die Etagenhöhe sondern auch, was den wirtschaftlichen Erfolg angeht.

Über 250 Quadratmeter Technik vom Feinsten verfügt das 2009 von Christopher Männlein und seinem ursprünglichen Geschäftspartner Stefan Trost im Souterrain eines Einfamilienhauses gegründete Produktionshaus inzwischen. Ton- und Filmstudio, Konferenz- und Schnittraum inklusive. Doch damit nicht genug. Die Angebotspalette wurde mit einer zweiten Firma enorm erweitert. Noch einmal die gleiche Fläche nimmt heute das neue Greenscreen-Studio GMW ein, das mit seiner Ausstattung „wohl einzigartig sein dürfte“, wie Männlein meint.

Eine riesige, grüne Wand (daher der Name Greenscreen) dient als Hintergrund für Filmaufnahmen. Die Grünanteile können später durch beliebige Videoeinspielungen als Hintergrund ersetzt werden. „Zweieinhalb Jahre Recherche und ein Dreivierteljahr Bauzeit“ hat das Vorhaben gekostet. Mit Karsten Wirth als Kompagnon griff der Jungunternehmer bei der Ausstattung auf Kredite für Existenzgründer zurück, denn als „bekennende Perfektionisten“ kamen für sie nur „exzellente Materialien“ infrage. Und die sind nun mal teuer. Statt aus Rigips sind die Hohlkehlen aus lasergebogenem Metall, Licht und sonstige technische Ausstattung erfüllen die höchsten Standards. „Und bei uns bekommt der Kunde nicht einfach ein leeres Studio, sondern Full-Service von der Beleuchtung über die Küche zur Verpflegung des Teams bis zum Spiegelatelier für die Maske“, erklärt der Chef, warum es seines Wissens nichts wirklich Vergleichbares in Bayern gibt. Zumal in Baar-Ebenhausen sogar ganze Pkw problemlos in die Halle einfahren können.

Weshalb auch für den Kopfhörerhersteller „SMS Audio by 50 Cent“ mehrere Videos mit nationalen Hip-Hop-Größen hier gedreht wurden. Im Studio sind weitere Drehs geplant „für SMS Audio Germany mit nationalen Künstlern aus der Musik-, TV- und Sportbranche“, verrät Männlein. Auch Constantin Films drehte schon zu Promotionzwecken Szenen für Doris Dörries „Alles inklusive“ in Baar-Ebenhausen, und das neueste Video von Shenaniganz entstand ebenfalls bei GMW.

Doch zurück auf Anfang. Wie kommt man dazu, mitten in der Pampa ein Unternehmen zu starten? Christopher Männlein gibt mit einem breiten Lächeln Auskunft. Man habe „auf gesundes Wachstum“ gesetzt, sich nach der anfangs recht knappen Finanzsituation gestreckt und „nicht mit Schulden in die Zukunft gehen wollen“. Hinzu kam die Überzeugung, dass Leidenschaft für die Sache und Qualität sich am Markt durchsetzen, egal wo. Know-how, das hatten die Tontechniker, die sich bei ihrer Ausbildung in München kennengelernt hatten, ja zur Genüge.

Schon nach einem Jahr war der Kundenstamm durch Mundpropaganda erfreulich angewachsen, man produzierte Radiospots, Sound Logos, Hörbücher und vieles mehr. Und investierte. Zunächst in einen eigenen Veranstaltungsservice. Weil die Branche „eng vernetzt ist“, kamen bald Kooperationen mit Partnern aus dem Grafikbereich hinzu, aus dem Soundstudio wird ein „Kreativ-Produktionshaus“, das auch Videos erstellt. „Wir brauchten zunehmend Platz“, erzählt der 29-jährige gebürtige Bamberger, der seit 1989 mit seinen Eltern in Baar-Ebenhausen lebt. Dort wird er in Bahnhofsnähe fündig.

„Den Durchbruch hat für uns ,Wetten, dass...’ gebracht“, erinnert sich der Jungunternehmer an den „Schlüsselmoment“, als eine Agentur sie mit der Produktion der letzten drei Sendungen mit Thomas Gottschalk beauftragte. „Damit waren wir in der Oberliga angekommen.“ Dass es international zugeht, zeigen augenfällig große analoge Uhren über der Bürotür. Sie weisen auf die jeweilige Ortszeit in den Metropolen der Welt hin, „damit ich nicht zur falschen Zeit einen Geschäftspartner in Übersee anrufe“, begründet Männlein die optische Stütze. Schließlich werden hier vom Radiospot bis zur Bandaufnahme in 18 Sprachen Audiodateien produziert. Per Musictaxi, einem speziellen Übertragungsverfahren, können die Sprecher von jedem beliebigen Ort aus ihre Texte live einsprechen. Die richtige Atmosphäre schaffen über 100 000 Sound-Varianten aus einer akustischen Bibliothek.

Vor einem Jahr hat sich Firmengründer Männlein, der schon durch seinen langen Bart einen bleibenden Eindruck hinterlässt, für das Soundart-Studio mit Felix Haala einen neuen Geschäftsführer mit ins Boot geholt. Der kümmert sich „eher um die Produktion“, während Männlein den „geschäftlichen Teil regelt“.

Für ihn und seine beiden Kollegen, die bei einer 60- bis 70-Stundenwoche „selbst und ständig überall aktiv sind“, ist das keine Last. Jedes besuchte Konzert ist „Fortbildung mit Spaßfaktor“, jedes Golfspiel „Kontaktbörse mit Gesundheitseffekt“. Burn-out ist für diese Burschen ein Fremdwort.

„Wir ziehen alle an einem Strang und suchen überregional die Vernetzung, weil man nur so wirklich was erreichen kann“, betont Männlein. Gerade erst haben sie dem Medienberatungsbüro EHOCH2 Räume zur Verfügung gestellt. „Je mehr wir firmenübergreifend zusammenarbeiten, desto besser für alle Beteiligten“, ist er überzeugt und wünscht sich wirtschaftlich betrachtet „weniger Scheuklappendenken in der Region“.