Beim TV Riedenburg ist der Worm drin

01.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Für den Bayerischen Fußball-Verband ist Ronald Worm nur die Nummer 0102-3404. Bei den Alten Herren des TV Riedenburg ist der Ex-Nationalspieler, den der BFV kurzerhand in "Roland" umgetauft hat, keine große Nummer, sondern ein Teamplayer.? Fotos (3): Schlotfeldt

Riedenburg (DK) Kaum gewinnt der FC Bayern München einmal zwei Spiele lang nicht, ist beim Deutschen Fußball-Rekordmeister gleich der Wurm drin. Beim Riedenburger Turnverein ist das gottlob ganz anders: Beim TV ist der Worm drin – und der Verein ist stolz darauf.

Ronald, gerufen "Ronnie" Worm (54), der von 1971 bis 1987 als Fußballprofi in 380 Bundesliga-Einsätzen für den MSV Duisburg und Eintracht Braunschweig 119 Tore geschossen hat und in sieben Berufungen für die deutsche Nationalmannschaft fünf Mal erfolgreich war, hat eine neue sportliche Heimat gefunden: Die Alten Herren (AH) des Riedenburger Turnvereins, für die der gebürtige Duisburger seit dem 27. Dezember 2007 spielberechtigt ist.

Und mit dieser, seiner neuen Truppe hat der heute 54-Jährige am vergangenen Wochenende bereits einen Erfolg gefeiert, denn die Riedenburger B-Senioren errangen beim 12. Marquardt-Gedächtnisturnier, der 6. Regensburger Kreis-Hallenmeisterschaft der Altkicker, die Vizemeisterschaft und mussten sich im Finale lediglich dem Titelverteidiger Freier TuS Regensburg mit 1:5 geschlagen geben.

Die Glückwunsche zu diesem ersten Erfolg in seinem Premierenturnier mit dem TV aber mochte der bescheidene Ex-Profi im Gespräch mit dem DONAUKURIER gar nicht annehmen: "Das war ja nicht ich alleine. Du kannst nur mit dem Team gewinnen", betont Worm. Und gerade mit diesem Team aus der Dreiburgenstadt hat der Alt-Internationale Freude am Fußball, denn: "Das ist eine nette Truppe, wir haben viel Spaß zusammen – auch in der dritten Halbzeit."

"Das Knie ist kaputt"

Bis die nächste Halbzeit mit den TV-Kickern für den Niederrheiner ansteht, ist jedoch erst einmal Körperpflege angesagt. Das linke Knie von Ronald Worm will nicht mehr: "Das Knie ist kaputt. Ich bin froh, dass ich noch geradeaus laufen kann", erzählt der 54-Jährige, dessen bevorzugte Freizeitaktivitäten, Tennis spielen und Fahrrad fahren, bis auf weiteres auf Eis liegen müssen.

"Vor meiner letzten Saison als Profi 1987 haben die Ärzte festgestellt, dass in meinem Knie kein Knorpel mehr vorhanden ist. Ich hab’ dann noch eine Saison gespielt, aber dann ging das nicht mehr", so dass der 1979 für die damalige Rekordsumme von 1,15 Millionen Mark von Duisburg nach Braunschweig gewechselte Stürmer seine Karriere im Alter von 33 Jahren beenden musste. Worm, der im Alter von 17 Jahren in der deutschen Jugendnationalmannschaft mit einem Tor debütierte und auch 1975/1976 in seinen ersten beiden A-Länderspielen jeweils doppelt für die DFB-Elf traf, hat nach seiner 16-jährigen Profilaufbahn im Oktober 1993 mit so prominenten Mitschülern wie Thomas Schaaf (Werder Bremen) und Morten Olsen (Nationaltrainer Dänemarks) den Trainerschein gemacht. Doch trotz der mit der Note 2,0 erworbenen Lizenz zum Coachen folgten lediglich drei Trainerengagements als Assistent des Ex-Bremers und -Braunschweigers Uwe Reinders bei Hertha BSC Berlin und dem FC Sachsen Leipzig sowie als verantwortlicher Coach des TSV Havelse 1912.

"Danach kamen keine entsprechenden Angebote mehr", so Worm; das habe ihn veranlasst, sich eine neue Aufgabe zu suchen, denn: "Ich kann doch nicht den ganzen Tag daheim sitzen und darauf warten, dass das Telefon klingelt." Vor drei Jahren hat er dann in Kelheim ein neues Zuhause gefunden. Worm arbeitet heute – gemeinsam mit seiner Frau Silvia – in Saal als angestellter Fußballlehrer bei der proSport GmbH, die europaweit Fußball-Feriencamps für Kinder und Jugendliche veranstaltet.

Über ein solches Feriencamp in Riedenburg und Worms Mitwirken beim Sternstunden-Spiel gegen die AH des Turnvereins kam im vergangenen Jahr der Kontakt zum TV zustande. "Die Atmosphäre stimmt. Es macht Spaß, mit den Jungs zu spielen", erzählt Worm, der mit der erst vor Jahresfrist gegründeten TV-Mannschaft nach deren A-Klassen-Meisterschaft im Premierenjahr als Aufsteiger in der Kreisklasse Regensburg auf Punktejagd gehen will.

Wie oft er bei den Riedenburger Senioren B mitspielen werde, ist allerdings ungewiss: "Im Sommer bin ich ständig bei den Fußballcamps unterwegs." Und: "Vielleicht bekommt der TV Riedenburg ja auch noch Probleme mit meinem Spielerpass", sagt der 53-Jährige mit Blick auf das vom BFV ausgestellte Dokument mit der Nummer 0102-3404. "Da steht Roland drauf, aber ich heiße Ronald."