Neuburg
Beim PFC geht's ins Detail

Bund und Landkreis planen umfangreiche Untersuchungen auf und um den Neuburger Flugplatz - Auch Tiere im Fokus

18.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:28 Uhr
Eine Löschübung auf dem Flugplatz: Tests wie diese sollen für die PFC-Verunreinigung rund um das Neuburger Militärgelände verantwortlich sein. −Foto: Frank/DK-Archiv

Neuburg (sja) Die PFC-Verunreinigung im Raum Neuburg beschäftigt nun auch die Lebensmittelexperten des Landratsamts.

Aktuell laufen die Vorbereitungen für umfangreiche Beprobungen von Fisch und Gemüse. Parallel dazu hat die Detailuntersuchung begonnen.

Amtstierarzt Johannes Riedl, der mit seinem Team am Landratsamt auch für pflanzliche Lebensmittel zuständig ist, legt die Messlatte hoch. "Ich will flächendeckend, vernünftig und auch belastbar vorgehen", sagt der Fachmann, der damit vor allem den sprichwörtlichen Vergleich von Äpfeln mit Birnen vermeiden will. Dieser wäre vorhanden, wenn es zu einer willkürlichen Entnahme von unterschiedlichen Fischarten kommen würde.

Im Detail geht es bei der Beprobung darum, herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß Fische im nordöstlichen Kreisgebiet mit sogenannten per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC, belastet sind. Diese gelten in der Natur als schwer abbaubar und sollen bei Menschen das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen. Verursacher der Verunreinigung des Bodens und des Grundwassers im Raum Neuburg ist wohl die Bundeswehr, die über Jahre hinweg auf dem Flugplatz bei Zell Löschschaum mit den Chemikalien eingesetzt hat - und das in Teilen auch heute noch dürfte.

Im Landkreis Pfaffenhofen, wo das PFC-Problem bei Manching weitaus schwerwiegender ist, hat das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bereits eine Empfehlung ausgesprochen, keine Fische aus betroffenen Weihern zu verzehren. In Neuburg-Schrobenhausen ist von einer solchen Maßnahme zwar keine Rede, dennoch wollen die Experten der Kreisbehörde Gewissheit. Im Detail sind Riedl zufolge etwa 20 bis 25 Gewässer von den Untersuchungen betroffen, diese Anzahl ist jedoch noch nicht fix. Sie alle befinden sich im Umfeld des Nato-Flugplatzes, also im Gebiet der Kommunen Neuburg, Königsmoos, Karlshuld und Weichering. Momentan läuft die Kontaktaufnahme zu den Eigentümern der Weiher sowie zu den dortigen Fischereiberechtigten.

Der Veterinär erhofft sich von den Beprobungen nicht nur Erkenntnisse über den aktuellen Stand der Verunreinigung in den Gewässern, vielmehr geht es ihm auch um die weitere Entwicklung. "Die Frage ist doch: Ist das jetzt der Anfang oder das Ende? Oder sind wir mittendrin? ", sagt er zur Ausbreitung der PFC-Kontamination, die sich über das Erdreich und das Grundwasser langsam in Richtung Weichering und Donau bewegt.

Ähnliche Erkenntnisse soll nun auch die Detailuntersuchung des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr bringen. Wie berichtet, laufen dazu Beprobungen auf dem Militärgelände selbst, vor allem bei einem Feuerlöschübungsbecken und der alten Feuerwache. Doch auch auf ziviler Fläche sind Untersuchungen des Grund- und Oberflächenwassers vorgesehen. Diese erfolgen laut der Bonner Bundesbehörde in Abstimmung mit dem Landratsamt. Nach Abschluss dieser Phase ist eine weitere Beprobungsrunde vorgesehen, die derzeit für den kommenden September geplant ist. Ergebnisse über die Kontamination rund um den Neuburger Flugplatz soll es voraussichtlich im November geben, zumindest hat das Staatliche Bauamt als verantwortliche Stelle für die Untersuchungen diesen Zeitrahmen genannt.

Bis dahin wollen auch Riedl und sein Team belastbare Ergebnisse haben. Neben den Weihern wollen die Fachleute des Landratsamts in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auch einige Gärten unter die Lupe nehmen. Dabei geht es um die Frage, ob und wie sich PFC im Gießwasser in Obst und Gemüse ausbreitet. "Wir nehmen dazu Kontakt zu mehreren Brunnenbesitzern auf", erklärt der Mediziner. Und auch bei Wildtieren sind Untersuchungen vorgesehen, die Planungen dazu sind aber noch ganz am Anfang.

Bisherige Beprobungen in mehreren Badeseen rund um das Militärareal haben teilweise eine Verunreinigung ergeben. Im Rosinger Weiher lag die festgestellte Menge an PFC allerdings unterhalb der analytischen Bestimmungsgrenze, im Zeller See lag der Wert für Perfluoroctansulfonsäure, kurz PFOS, hingegen bei 0,17 Mikrogramm pro Liter und damit deutlich über der Umweltqualitätsnorm der Europäischen Union. Aus Sicht des Neuburger Gesundheitsamts ist das Baden dort aber nach wie vor unbedenklich.