Irgertsheim
Beim Jubiläum unter sich

Oldtimerfreunde Irgertsheim feiern ihr zehnjähriges Bestehen mit einer gemeinsamen Ausfahrt

15.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:47 Uhr
Ausfahrt der Funk-Schlepper: Die seltenen Traktoren aus Irgertsheimer Fertigung sind Prunkstücke in der Sammlung der örtlichen Oldtimer-Freunde. −Foto: Bayerle

Irgertsheim (DK) Die auf einem Jurahügel hoch über dem Dorf gelegene Kirchturmglocke schlägt am Sonntag gerade 13 Uhr, als sich am Irgertsheimer Sportheim lautes Knattern bemerkbar macht.

Aus allen Himmelsrichtungen strömen sie herbei - die Traktoren, Motorräder und Autos der Oldtimerfreunde Irgertsheim. Der Verein mit seinen inzwischen 130 Mitgliedern feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen.

Eine Stimme ragt aus der Geräuschkulisse besonders heraus. Sie stammt von Moritz Liepold, der als Gründungsvorsitzender den Verein bis heute leitet. Seinen Traktor der Marke Schlüter hat eigens für den heutigen Tag mit Kränzen geschmückt. So wie viele andere Vereinsmitglieder auch. Einem Dirigenten gleich weist Liepold die Fahrzeuge ein, damit diese für die anstehende Ausfahrt entsprechend bereitstehen. "Wir fahren heute nach Grasheim. Dort trinken wir dann Kaffee oder wir gönnen uns ein Eis", erklärt der Vorsitzende. Mit der Frage, wieso man das Zehnjährige nicht mit einem großen Fest samt Zelt begehe, hat Moritz Liepold bereits gerechnet. "Uns war es wichtig, dass sich die Mitglieder keine Extra-Arbeit mit diesem Jubiläum schaffen", betont er, "alle sollen etwas davon haben! " Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto vor dem Kieswerk setzt sich der Tross der alten Karossen in Bewegung, um im Donaumoos ganz gemütlich den Nachmittag zu begehen.

Gestärkt von Kaffee und Kuchen treffen die Vereinsmitglieder am Abend wieder im heimatlichen Irgertsheim ein. Im Biergarten der Sportgaststätte beginnt nun der offizielle Teil. Dabei blickt Vereinschronist Georg Heigl auf die Geschichte des Vereins zurück, der sich 2009 aus der Idee heraus gegründet hat, historische Fahrzeuge zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dass sich gerade in Irgertsheim eine so aktive Oldtimerszene herausgebildet hat, ist kein Zufall. Als die Auto-Union im nahen Ingolstadt selbst noch in den Kinderschuhen steckte und an der Esplanade ihre ersten Motorräder und Schnelllaster montierte, entwickelte sich auch in Irgertsheim eine Firma, die Fahrzeuge herstellte. Der Unternehmer Xaver Funk nutzte den Wirtschaftsaufschwung in der Nachkriegszeit und produzierte in seiner Werkshalle an der heutigen Dreiländerstraße insgesamt 33 Traktoren - allesamt in Handarbeit. Dies war auch der Grund, wieso Funk die Produktion bereits 1956 wieder einstellte. Die Schlepper aus Irgertsheim waren schlichtweg nicht mehr wettbewerbsfähig.

Heute sind noch sieben bekannte Exemplare des so genannten "Funk-Schleppers" erhalten. Zwei davon fanden erst dieses Jahr den Weg zurück nach Irgertsheim, nachdem sie die Vereinsmitglieder Christian Liepold und Michael Raucheisen durch günstige Umstände ankaufen konnten. Ein Glücksfall. Da sind sich alle Gäste einig.

Bei aller Freude wirkt ein Mitglied der Oldtimerfreunde an diesem Abend ein wenig gehetzt: Franz Bier hat zu spüren bekommen, dass sein Hobby nicht ohne Tücken ist. Seine DKW "Hummel" hat etwa einen Kilometer vor dem Ziel den Dienst verweigert - Spritmangel. "Ich bin die ganze Zeit mit Vollgas gefahren", lacht Bier, "das habe ich wohl unterschätzt. " Nach einer deftigen Brotzeit kann aber auch er wieder dem weiteren Programm lauschen. Es werden nämlich noch sechs Mitglieder für ihr besonderes Engagement geehrt. Sie alle sind seit der ersten Stunde als Funktionäre mit an Bord und sorgen für ein reges Vereinsleben. So blickt der Vorsitzende Moritz Liepold hoffnungsvoll in die Zukunft. Zu seinem Glück fehlt nur noch das 18-PS-Modell der Funk-Schlepper. Es fehlt noch in den eigenen Reihen. "Wenn wir diesen Typ im Verein haben, trete ich gerne wieder als Vorsitzender an. ", verspricht Liepold. Mit Blick auf den Enthusiasmus seiner Mitglieder ahnt er wohl genau, dass ihm nicht bange sein muss.

Alexander Bayerle