Berg im Gau
Bei jedem Wetter im Einsatz

Mathias Angermayr ist der Obmann der Feldgeschworenen in Berg im Gau

04.01.2021 | Stand 08.01.2021, 3:33 Uhr
Mit seinem Frontlader rückt Mathias Angermayr zu den Einsätzen aus. In der Schaufel sind die notwendigen Utensilien untergebracht. −Foto: Endres

Berg im Gau - Der Dienst als Feldgeschworener ist zeitlich nicht begrenzt. Feldgeschworne müssen einen guten Leumund haben und werden vom Bürgermeister vereidigt. Das Ehrenamt kann bis zum Lebensende ausgeübt werden. Viele Feldgeschworene üben diesen Dienst schon seit vielen Jahren aus. So auch Mathias Angermayr in der Gemeinde Berg im Gau. 1983 wurde er von dem damaligen Bürgermeister Andreas Wenger vereidigt. Berufsbedingt konnte er das Amt von 1990 bis 2011 nicht ausüben. 2016 wurde er zum Obmann gewählt.

Zum Stab der Feldgeschorenen in Berg im Gau gehören Robert Egle, Martin Mayr (Dettenhofen), Martin Sandmair (Alteneich) und Franz Schlittenbauer (Dirschhofen). Die Arbeit muss das Team bei jedem Wetter verrichten.

Im Artikel 12 Absatz 2 des Abmarkungsgesetzes ist die Eidesformel für die Feldgeschworenen festgeschrieben: "Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen, gewissenhafte und unparteiische Erfüllung meiner Amtspflichten, Verschwiegenheit und zeitlebens Bewahrung des Siebenergeheimnisses, so wahr mir Gott helfe." Mathias Angermayr kann sich noch gut an seine Vereidigung im Jahr 1983 erinnern. Normalerweise üben das Ehrenamt in einer Gemeinde oder Stadt vier bis sieben Feldgeschworene aus. "Nach dem Tod von Albert Klas und Johann Fröhlich war ich für ein Jahr der einzige Feldgeschworene in unserer Gemeinde", erzählt er rückblickend. Vor vier Jahren wurde dann das Team mit Robert Eckerle, Martin Mayr, Martin Sandmair und Franz Schlittenbauer aufgestockt und durch Bürgermeister Helmut Roßkopf vereidigt. Somit gibt es fast in jedem Ortsteil einen Feldgeschworenen.

"Meine vier Mitstreiter haben mich dann zum Obmann gewählt. Die Zusammenarbeit funktioniert gut", erzählt Mathias Angermayr weiter. Aus seiner langjährigen Erfahrung kann er von Streitigkeiten berichten, die immer wieder vorkommen. Dabei musste er dann als Vermittler fungieren. Viele kleine Landwirte haben ihren Betrieb in den letzten Jahrzehnten aufgegeben und die landwirtschaftlichen Flächen verpachtet. Dadurch sind einige größere Betriebe entstanden. "Die Pächter haben untereinander Felder getauscht, um möglichst große Flächen bewirtschaften zu können. Grenzsteine die die Bewirtschaftung behindern wurden dann entfernt", sagt der Obmann. Dies hatte zur Folge, dass viele Verpächter einen Passus im Pachtvertrag aufgenommen haben. Darin verpflichtet sich der Pächter nach Ende des Vertrages die Grenzsteine auf seine Kosten wieder setzen zu lassen. "In diesen Fällen kommen dann wir zum Einsatz", berichtet Angermayr aus der Praxis. Früher musste per Maßband die Position der Markierungen ausgemessen werden. Dies war auf den Feldern oft sehr schwierig. Die digitale Vermessung hat die Arbeit wesentliche erleichtert. Körperlich war die Arbeit für die Feldgeschworenen sehr anstrengend. Die etwa 70 Zentimeter langen Grenzsteine erforderten viel Muskelkraft. Es mussten sehr tiefe Löcher in der die Steine gesetzt wurden ausgegraben werden. In den Moosäckern und Wiesen war es oft sehr schwierig die Grenzmarkierungen zu finden, da diese oft sehr eingewachsen waren.

"Da waren wir oft tagelang beschäftigt" , erinnert sich Angermayr. Mittlerweile gibt es die schweren Grenzsteine nicht mehr. Auf die Frage, wie oft im Jahr die Feldgeschworenen zum Einsatz kommen, sagt der Obmann: "Normalerweise sind wir drei bis vier Mal im Einsatz."

Häufig werden die Feldgeschworenen bei Grundstücksteilungen gerufen. Größere Aufträge gibt es bei der Ausweisung von neuen Baugebieten oder wenn neuer Geh- und Radweg oder eine Straße gebaut wird.

Seine Ausrüstung hat der Rentner und ehemalige Landwirt bei sich zu Hause in der Garage stehen. Wenn er zu einem Einsatz gerufen wird, rückt er dann mit seinem Traktor aus. In der Frontlader Schaufel bringt er alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände wie Schaufel, Setzeisen, Senklot, Hammer und Nägel unter.

Nach den gesetzlichen Vorgaben müssen die Feldgeschworenen einmal pro Jahr die Grenzen der Gemarkung kontrollieren. Nach der Neuwahl des Gemeinderates, wie im vergangenen Jahr, werden alle Gemeinderäte vom Bürgermeister dazu eingeladen. "Damit können sie sich einen Überblick über den Verlauf der Grenzen verschaffen", sagt Angermayr aus seiner Erfahrung. Mit dabei sind in der Regel auch die Jagdpächter. Solche Rundgänge seien immer sehr unterhaltsam und man lernt sich gegenseitig besser kennen. Regelmäßig werden die Feldgeschworenen in Bayern zu Informationsveranstaltungen geladen. Hin und wieder nimmt Angermayr daran teil. Langweilig wird es dem rüstigen Rentner nicht. Seine Frau Karolina unterstützt er bei ihrer Tätigkeit als Mesnerin in der Pfarrei Mariä Heimsuchung Berg im Gau. Das Ehepaar wohnt ganz in der Nähe der Pfarrkirche.

SZ