Bei der Polka schlägt die Stunde der Wahrheit

20.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:07 Uhr

Volkstanz erfreut sich wachsender Beliebtheit. Beim Trachtenverein Grasheim wird derzeit ein Anfängerkurs angeboten, einmal im Monat findet ein offener Volkstanzkreis statt. - Fotos: Hammerl

Karlshuld (ahl) "Das ist ganz leicht, kommt’s wieder raus". Der Tanzmeister hat gesprochen und die Schüler folgen willig aufs Parkett im Karlshulder Theresienbau, der für fünf Freitagabende Schauplatz eines Volkstanzkurses des Trachtenvereins Grasheim in Kooperation mit der Gesunden Gemeinde Karlshuld ist.

"Ist das schnell", stöhnt ein Tänzer bei Polkaklängen auf. "Nochmal", kommandiert Adolf Mattes, der mit Ehefrau Margret den Kurs leitet und Unterstützung von weiteren fünf Hilfstanzlehrern hat. So sind Sohn Robert und dessen Freundin Renate Grieser ebenso mit von der Partie wie Elisabeth Landfried sowie Werner und Andrea Seitle. Meist schnappen sie sich Partner vom jeweils anderen Geschlecht, aber ab und an nimmt sich Margret Mattes resolut eine Dame vor.

"Die sind manchmal verständiger", kommentiert Werner Seitle, während er die Musik aus der Konserve bedient. Das Gegenteil kann er aber nicht beweisen, denn "wenn ich aushelf’, dann nehm’ ich auch die Frau".

In der ersten Pause stehen 18 Teilnehmer auf der Liste, fünf weitere tragen sich verspätet ein – sie wollten erst mal unverbindlich zuschauen. Das wollte auch Helga Weinert beim offenen Tanztreff im Januar und fand sich ganz schnell auf der Tanzfläche wieder, wie sie lachend erzählt. Mitmachen wird hier leicht gemacht.

Die Untermaxfelder Gruppe, zu der sie gehört, hat einen besonderen Grund für den Tanzkurs in Karlshuld. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Jürgen Rebhan hatte die Idee, heuer erstmals einen Kirchweihtanz in der katholischen Pfarrgemeinde Untermaxfeld zu organisieren. Da heißt es natürlich, mit gutem Beispiel vorangehen.

Und so lernt der Franke Rebhan Polka zu südbayerischen Klängen. Die fränkischen Polkas hätte Seitle zwar auch im Angebot, aber "die sind noch heftiger, da muss man sich noch mehr reinspreizen". Hacke, Spitze – weiter geht es mit der Kuckuckspolka. "Übungsbedürftig", findet Adolf Öxler, der mit Ehefrau Heidi "erst am letzten Samstag beim Gartenbauverein aufgeschrieben worden" ist – so kommt man also auch zum Volkstanz.

Adolf Mattes kündigt einen Dreher an und eine Teilnehmerin vergewissert sich, dass der zum Zwiefachen gehört: "Den möchte ich nämlich lernen." Das wird sie. Genauso wie die "alten Tanzkursteilnehmer", wie Margret Mattes diejenigen nennt, die im letzten Kurs gelernt haben und nun den alle vier Wochen stattfindenden offenen Volkstanzkreis im Theresienbau besuchen. Zwei "alte Hasen" stehen draußen, unbemerkt von den Anfängern und spitzen durch die hell erleuchteten Fenster nach drinnen – "wir sind bloß auf einen Spaziergang vorbeigekommen", lächeln sie und freuen sich an den vielen neuen Nachwuchsvolkstänzern, den 20- wie den 60-Jährigen, wobei die meisten Teilnehmer in den Vierzigern sind.