Ingolstadt
Behutsame Annäherung an den Fluss

Erste Bürgerbeteiligung zur Ufergestaltung an der Donau: Neue Partyzonen sind am wenigsten gewünscht

17.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:30 Uhr
Diskussion unter Bürgern: An mehrere Projekttischen konnten sich die Besucher der Veranstaltung gestern Einblicke in erste Planstudien zur Umgestaltung der Uferzonen zwischen Schiller- und Autobahnbrücke verschaffen und auch eigene Wünsche einbringen. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Wird es wirklich eines Tages ganz anders ausschauen, das Ingolstädter Donauufer?

Im Bereich der Altstadt sehnen viele ja einen besseren "Auftritt" mit Anreizen zum Verweilen und deshalb am besten auch gleich mit Gastronomie herbei, doch auch in den westlich und östlich anschließenden Abschnitten des Flusses soll sich etwas tun - viel behutsamer allerdings, wie gestern bei der ersten Bürgerbeteiligung zur künftigen Ufergestaltung zwischen Schiller- und Autobahnbrücke zum Ausdruck kam.

Nicht nur Planer mahnen hier zu zurückhaltenden Änderungen, sondern auch die interessierten Bewohner von Konradviertel im Norden und Monika- und Augustinviertel im Süden scheinen einige Vorbehalte gegen zu viele neue Zugänge zum Fluss durch die Grünstreifen und bislang naturbelassenen Baumreihen zu haben. Die größte Sorge gilt offenbar der Öffnung neuer Uferzonen für lärmträchtige Freizeitaktivitäten, die dann sommertags bis in die Nacht andauern könnten.

Die gut 100 Bürger, die zum sonntäglichen Termin in der Bezirkssportanlage Nordost an der Wirffelstraße gekommen waren, erlebten den ersten Schritt in ein Planverfahren, für das der Stadtrat erst im kommenden Februar mit einem Satzungsbeschluss den rechtlichen Rahmen setzen soll. Der ist förmlich nötig, damit die Stadt mit ihrer (über mehrere Jahre gestreckten) Uferzonengestaltung in ein Förderprogramm des Freistaates ("Zukunft Stadtgrün") aufgenommen werden kann. Hier winken für einzelne Maßnahmen des Projekts Zuschüsse bis zu 60 Prozent, wie Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle den Bürgern erklärte. Zu Gesamtkosten mochte sie noch keine Prognosen abgeben, aber dass die Sache in die Millionen gehen wird, steht wohl außer Frage.

Die Stadtplanung arbeitet bei diesem Vorhaben Hand in Hand mit dem Umweltreferat, und der Umwelt- und Artenschutz in den Grünstreifen entlang der Donau muss bei allen denkbaren Änderungen auch ein Hauptanliegen sein, wie Landschaftsplaner Thomas Hauck vom Kasseler Büro Animal Aided Design gestern ausführte. Die Stadt habe, zwischen zwei großen Auwaldgebieten liegend, eine "große Verantwortung" für Flora und Fauna am Fluss, so Hauck. Es gelte, hier natürliche Verbindungen innerhalb eines Lebensraumes zu erhalten.

Haucks Firma ist ebenso wie das Ingolstädter Landschaftsplanungsbüro Weinzierl eingeladen worden, mit Vorschlägen für moderate Veränderungen im östlichen stadtnahen Donauabschnitt erste Impulse für die öffentliche Diskussion zu geben. Ebenso wie der Kasseler Planer stellte Anita Fesseler vom örtlichen Büro denkbare neue Zuwegungen zum Fluss vor, mal über nur locker von Holzstegen eingefasste Graswege, mal über Rampen und kleine Brücken - durchweg aber eher auf kurze Ufersegmente begrenzt und an bereits bestehende, parallel zur Donau geführte Wege anknüpfend.

Großes Manko der bisherigen Situation, so beide Planer unisono, sei die fehlende Wahrnehmung des Flusses wegen großer Sichtbarrieren durch Dämme oder dichte Baumreihen. Wo es vereinzelt bereits besseren Zugang zum Ufer gebe, so merkte Anita Fesseler an, zeige sich - Beispiel Donaustrand beim Konradviertel - teils bereits eine Übernutzung mit Belastungen durch Müll und leider auch Lärm. Die Planerin brachte übrigens auch einen hölzernen Aussichtsturm an nördlichen Ufer ins Gespräch - das wäre sicher ein kostentreibender Faktor.

Angst vor ausuferndem Freizeitspaß (Stichwort: Partymeile) prägten dann auch etliche Anmerkungen bei den Gesprächen an mehreren Projekttischen. Die Besucher konnten hier auf Zetteln ihre Wünsche und Vorschläge einbringen. "Nur für einen Blick auf die Donau macht es keinen Sinn, einen Steg durch den Auwald zu bauen", wandte zum Beispiel Skeptiker Joachim Lang an. Er plädiert dafür, lieber die wenigen bestehenden Zugänge besser zu pflegen und nicht den Launen umweltvergessener Zeitgenossen zu überlassen. Mitunter tue es schon ein Mülleimer mehr oder die regelmäßige Leerung bestehender Abfallkörbe, so Langs Einschätzung. Wenn es ihm nach geht, müssen im östlichen Donauabschnitt sicher keine Millionenbeträge ausgegeben werden.

"Sehr bürgernah" fand Peter Wawra, mit seiner Ehefrau Monika im gleichnamigen Viertel zu Hause, die gestrige Veranstaltung. Er ist im Konradviertel aufgewachsen und kennt die Gegebenheiten deshalb nunmehr aus nördlicher und aus südlicher Perspektive. Am liebsten wäre ihm eine Fährverbindung zwischen den beiden Ufern: "Das wäre doch vor allem im Sommer eine Attraktion", ist er sich sicher. Wawra hat seinen Wunsch auf einen Zettel geschrieben, der nunmehr Bestandteil der großen Ideenbörse geworden ist. Schon in Kürze dürften weitere Zettel dazukommen: Am Dienstag, 26. November, folgt eine zweite Bürgeranhörung zur Ufergestaltung - dann für den Bereich Altstadt/Brückenkopf und im Saal der VHS.

Bernd Heimerl