Spalt
Behelfsparkplatz oder Freizeitattraktion?

Erweiterung des Abenteuerwalds bei Enderndorf im Spalter Stadtrat diskutiert - Kollision mit neuem Parkraumkonzept

07.03.2021 | Stand 11.03.2021, 3:33 Uhr
So könnte die Erweiterung des Abenteuerwaldes bei Enderndorf aussehen. Vom Turm aus geht es dann per Zipline über den See. −Foto: Leykamm

Spalt - Nicht nur hinterm Horizont, sondern auch hinter den zwei übergroßen Stühlen bei Enderndorf geht es weiter - nur wie?

Das konnte bei der jüngsten Spalter Stadtratssitzung in der Schulaula nicht abschließend geklärt werden. Denn die Fläche hinter jenen beiden etwas anderen Aussichtsplattformen nahe des Abenteuerwaldeinstiegs stand gleich bei zwei Tagesordnungspunkten zur Diskussion. Mit unterschiedlichen Verwendungszwecken im Visier.

Das Areal könnte etwa als Behelfsparkplatz dienen, wenn bei großem Andrang der Gäste die Parkflächen allzu knapp werden. Ebenso wäre es aber denkbar, hier eine Erweiterung des Abenteuerwalds zu verwirklichen, worauf dessen Betreiber Michael Emig hofft. Ein Ansinnen, das entscheidend dazu beitrug, dass bei der Sitzung mit knapp 20 Besuchern ein wahrer Andrang zu verzeichnen war.

Als Partner für das Projekt hat sich der Unternehmer die Firma "inMotion PARK GmbH" ins Boot geholt, dessen zwei Geschäftsführer, Tom Zeller und Kim Kappenberger, den aktuellen Stand der Planungen vorstellten. Man wolle mit "naturnahen und nachhaltigen Erlebniswelten" einen Gegenpol zu künstlichen Freizeitattraktionen wie etwa Disneyland schaffen, betonte Zeller, der als Beispiel auf die schon verwirklichte "Erlebnisholzkugel" in Steinberg am See verwies.

Statt einer Kugel soll es bei Enderndorf nun ein 45 Meter hoher "Erlebnisturm" sein, der das Thema Hopfen aufgreift. Und dies zugleich barrierearm, da er ohne Stufen auskommt - bei maximal sechs Prozent Steigung. Rutschen, Hängebrücken, Netztunnel und vieles mehr soll es hier einmal geben. "Insgesamt haben wir zehn bis 15 Stationen geplant", so Kappenberger. Der Turm werde "der zentrale Anziehungspunkt. " Kiosk, Shop und ein Spielplatzbereich runden dann das Angebot ab.

Der absolute Clou dabei: "Der Turm wird als Startpunkt für die Zipline dienen". Bislang befindet sich dieser noch im Abenteuerwald selbst. Falls keine zwei solcher Startstationen genehmigungsfähig seien, würde er auf den dortigen zugunsten des neuen verzichten, so Emig auf Nachfrage von Gabriele Seubelt (CSU). "Wir rechnen im Schnitt mit 300 Besuchern am Tag", führte Kappenberger weiter aus. Da diese vor allem im Frühjahr und Herbst erwartet würden, sei dies auch mit einer Saisonerweiterung gleichzusetzen, deutete er an.

Bei einer Öffnungszeit von zehn Monaten entspräche dies aber satten 90000 Gästen, was eine "hohe Belastung für Enderndorf" darstellen könnte, so Dieter Selz (Landliste). Das Projekt habe "gewichtige Auswirkungen, die wir genau und umsichtig abwägen sollten. " Michael Breit (FWG) indes wollte gleich wissen, "wann hier der erste Bagger anrollt? "

Es gebe noch keinen konkreten Zeitplan, allein das Genehmigungsverfahren werde wohl ein Jahr dauern, so die Antwort. In den Prozess aber sollen die Bürger bewusst mit einbezogen werden, so Bürgermeister Udo Weingart. Die Präsentation selbst sei schon in den Enderndorfer Briefkästen gelandet, eine Bürgerversammlung werde folgen, sobald es die Corona-Vorgaben zuließen. Einen kleinen Vorgeschmack darauf ergab die Kritik eines Besuchers. Er frage sich, was daran nachhaltig und naturnah sein soll, wenn eine bereits naturnahe Fläche versiegelt werde. Eine solche Versiegelung braucht es allein für die 150 angedachten Besucherparkplätze. Ein Argument, das erneut Breit auf den Plan rief. Weil über das gleiche Grundstück zuvor schon diskutiert worden war - über eine Nutzung als möglicher Behelfsparkplatz. Als solcher tauchte er im bei der Sitzung vorgestellten Parkraumkonzept samt Verkehrsüberwachung auf. Mit beidem wolle man auf die Erfahrungen des letztjährigen Corona-Jahres reagieren, so Weingart. Es habe gelehrt, dass es unabdingbar sei, die Verkehrsströme zu leiten. Nun sollen für fast 6600 Euro der Kreisverkehr und die Parkverbotszonen auf den Gemeindeverbindungs- und Flurstraßen neu beschildert werden. Die Parküberwachung werde mit knapp 10900 Euro zu Buche schlagen, wobei die darüber generierten Einnahmen die Kosten wiederum reduzierten. Damit verhalte man sich im eigenen Hoheitsbereich genauso wie der Zweckverband Brombachsee in dem seinen, der nahtlos anschließt. Beide haben allerdings einen anderen Vertragspartner, wofür Gabriele Weislmeier (Fair) wenig Verständnis zeigte: "Das ist doch hirnrissig! " Sie stimmte als einzige auch gegen das Konzept.

Gleich sechs Gegenstimmen gab es bezüglich der Bewilligung von Mehrkosten beim Bau der neuen Kindertagesstätte in Höhe von fast 18000 Euro netto - die Grundwasserabsenkung erwies sich aufwendiger als gedacht. Im Sinne einer besseren Transparenz mahnte Gabriele Seubelt ein Projektcontrolling für die Baumaßnahme an.

Weiteres Thema in der Stadtratssitzung waren Corona-Impfungen: Am Dienstag, 9. März, steht die Schulturnhalle Spalt für Covid-19-Schutzimpfungen zur Verfügung. Alle 380 über 80-Jährigen der Gemeinde Spalt seien bereits angeschrieben worden, hieß es bei der Sitzung. Und aufgrund der Pandemie hat die Stadt Spalt folgende Großveranstaltungen bereits abgesagt: Brauereifest, Bierwandertag, das Volksfest und das Kirschhoffest sowie weitere städtische Veranstaltungen bis Mitte Juli.

HK