Bayern wie es singt und lacht

13.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:13 Uhr

−Foto: Brandl

Rothenturm (DK) Ganz im Zeichen der bayerischen Volksmusik stand der Samstagabend im Stadtteil Rothenturm. Sänger und Musikanten spielten beim Hoagartn im voll besetzten Saal im Gasthaus Stangl auf.

„Die wahrste Zeile in der Zeitung? Die mit dem Datum!“ Das zumindest behauptet Martin Dick am Samstag beim Hoagartn in Rothenturm im Gasthaus Stangl. Viele lesen die Zeitung gern von hinten, räumt er scherzhaft ein. Und wenn da – unter den Todesanzeigen – der eigene Name nicht auftaucht, dann weiß man, dass man noch lebt. Glück gehabt, kann man da nur sagen. Zumindest mehr Glück, als beim Schmökern in den Heiratsanzeigen. Denn die „Prachtexemplare“, von denen in den Annoncen die Rede ist, muss er selbst wohl übersehen haben, als er auf Brautschau war.
 
Der Heimatdichter aus Leidenschaft versteht sein Handwerk und setzt Pointen da, wo sie am besten zünden. Das gelingt Dick praktisch bei jeder seiner amüsanten Einlagen, die er zwischen die volksmusikalischen Darbietungen streut. Das Publikum im voll besetzten Saal ist begeistert – nicht nur vom Dichter, sondern auch von den Sängern und Musikanten – und spendet kräftigen Applaus.
 
In den Liedern und G’stanzln geht es um gute alte bayerische Traditionen, um Leid und natürlich um die Liebe: Der Fassbinder erzählt romantisch und fröhlich von seinem Tagwerk, das ihm sowohl im Sommer als auch im Winter sein tägliches Brot einbringt und ihm genug Zeit lässt für die schönen Seiten des Lebens („fort auf die Nacht, heim in der Früh, so machen wir das“). Dramatischer wird es beim Andreas-Hofer-Lied. Hier geht es um den berühmten Tiroler Freiheitskämpfer, der drei erfolgreiche Schlachten geschlagen hat, hinterher aber am Verhandlungstisch kapitulieren muss, als seine Heimat vom Feind aufgeteilt wird.
 
Die Mischung der Stücke, gespielt auf Quetschn, Hackbrett, Gitarre, Kontrabass, Tuba und Trompete, ist bunt: Mal ruhig, mal zünftig und manchmal auch zum Mitsingen einladend. Wie kurz vor der Pause, als viele im Saal aus voller Brust „Heut’ gibt es a Rehragout“ mitschmettern.
 
Den Hoagartn gibt es seit 30 Jahren. „Seit 20 Jahren regelmäßig“, sagt Fritz Mezger. Zwei Monate vor dem Termin fängt er an, den Abend, der von der Freiwilligen Feuerwehr Rothenturm- Niederfeld mitveranstaltet wird, zusammenzustellen und die Gruppen einzuladen. Diesmal unter anderem mit dabei: die Rosenwirth- Sänger, der Niederfelder Hausgsang, Klaus und Therese Schiller und Hoggableiba. Viele davon kennt er persönlich. Mit dem Abend ist er „hochzufrieden“, wie er sagt. Der Saal sei von der Größe her genau richtig. Denn hier können die Musikanten noch ohne Mikrofon und Verstärker aufspielen. „Sonst wäre es nicht mehr authentisch“, meint Mezger.
 
Ob auch das Mittel gegen Amseln im Kirschbaum, das Martin Dick den Zuhörern vorschlägt, authentisch ist, das weiß wohl nur er genau. Dick hängt die Kleider seiner Frau in die Äste, und die Vögel suchen das Weite. „Sie mögen ihren Stil nicht“, frotzelt er boshaft. Andererseits kann seine bessereHälfte beruhigt sein: Vor Amseln sei sie, so gekleidet, auf der Straße sicher.Dafürhat Dick im Haus die Hosen an, wie er berichtet. Kleine Entscheidungen treffeimmer seine Frau, große und wichtige er selbst. „Und wissen Sie was? In 30 Jahren Ehe haben wir noch keine wichtige Entscheidung gehabt!“
 
Das Publikum brüllt vor Lachen, und dann singen wieder alle: „Noch eine Halbe, noch eine Mass. Oder bringt mir lieber das ganze Fass!“