Nürnberg
Bayern erinnert an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

25.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:46 Uhr
Ludwig Spaenle (CSU), Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung. −Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Mit zahlreichen Veranstaltungen wird in Bayern im übernächsten Jahr an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland erinnert. Das Jubiläum geht auf die erste Nennung einer jüdischen Gemeinde in Köln in einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin im Jahr 321 zurück. In Bayern sei jüdisches Leben seit 1000 Jahren urkundlich nachweisbar, sagte Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle am Freitag in Nürnberg bei einer Tagung zur Vorbereitung des Erinnerungsjahres „321 - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

„Wir dürfen aber davon ausgehen, dass Juden bereits in der Spätantike im Gebiet des heutigen Bayern gelebt haben“, betonte Spaenle. Das Jubiläum biete die Chance klarzumachen, dass Juden ganz selbstverständlich das Alltagsleben, die Kultur, die Gesellschaft und die Wirtschaft in Deutschland und Bayern mitgeprägt und gestaltet haben.

Bei der Tagung beraten Kulturreferenten von Kommunen und jüdischen Gemeinden, Bezirksheimatpfleger, Museumsleiter, Künstler und Musiker über Veranstaltungen im Erinnerungsjahr. „Nur Bildung und Aufklärung können dazu führen, dass Vorurteile, dass Stereotypen, dass Unrat und Wahnsinn, der im Antisemitismus gerinnt, von den Menschen nicht angenommen werden“, mahnte Spaenle.

Angedacht seien etwa die Digitalisierung der Archive von rund 300 ehemaligen jüdischen Gemeinden, die sich in Israels Nationalarchiven befinden und künftig auch Forschern und Interessenten in Bayern zur Verfügung stehen sollen, so der Antisemitismusbeauftragte. Außerdem sollen die rund 100 noch in Bayern bestehenden jüdischen Friedhöfe dokumentiert und wissenschaftlich bearbeitet werden. Zudem möchte Spaenle Biografien bedeutender jüdischer Persönlichkeiten mit Bezügen zu Bayern aufbereiten - etwa des Physikers Albert Einstein, des FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer, des Jeans-Erfinders Levi Strauß und der Mathematikerin Emmy Noether.

Andrei Kovacs vom Kuratorium des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ sagte, das Jubiläumsjahr sei eine einmalige Gelegenheit, Antisemitismus zu überwinden und eine überzeugende Antwort auf das Attentat von Halle zu geben. Dort hatte am 9. Oktober ein schwer bewaffneter Rechtsextremist versucht, in eine Synagoge einzudringen und zwei Menschen getötet.

Webseite 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

dpa