Bayerisches Expertengremium veröffentlicht Gutachten: "Bildung ist mehr als Fachwissen"

Forderung nach Mehrdimensionalität von Schulen

06.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:20 Uhr

München (dpa/lby) Schulen in Deutschland sollten mehr Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen legen - zumindest nach Ansicht des Aktionsrats Bildung, einem Expertengremium der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Lehr- und Lernprozesse dürften sich nicht nur auf die Vermittlung von Wissen beschränken, heißt es in einem neuen Gutachten der Bildungsexperten.

Wichtig sei vielmehr eine "mehrdimensionale Bildung". Deren Aufgabe sei es, Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene "bei der Entwicklung einer verhaltenssicheren und lebensfähigen Persönlichkeit zu unterstützen".

"Bildung ist mehr als Fachwissen. Überfachliche Kompetenzen müssen stärker als heute in den Lehrplänen verankert werden", betonte der Präsident der vbw, Alfred Gaffal, anlässlich der Veröffentlichung des Gutachtens.

"Nicht nur Mathematik, Deutsch und Englisch sind relevant. Eine gesunde Charakterbildung ist genauso wichtig", so Gaffal. Auch aus Sicht der Arbeitgeber seien moralische, interkulturelle und soziale Kompetenzen unverzichtbar. Die vbw hatte den Aktionsrat, ein Expertengremium verschiedener Bildungswissenschaftler, 2005 ins Leben gerufen.

Konkret spricht sich der Aktionsrat unter anderem für eine getrennte Förderung von Jungen und Mädchen in der Grundschule aus. "Um möglichst allen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, ihre Potenziale in den jeweiligen Fachgebieten voll auszuschöpfen, ist eine geschlechtsspezifische Förderung unabdingbar", heißt es in dem Papier. Gesteigert werden sollten die Motivation und Lernfreude in Mathematik "besonders bei Mädchen", Lesemotivation und die soziale Kompetenz von Jungen und die Durchsetzungsfähigkeit von Mädchen.

Darüber hinaus fordert der Aktionsrat eine Forcierung des Medieneinsatzes in Grundschulen, einen Ausbau von Ganztagsangeboten und eine "Förderung von außerunterrichtlichen Bildungsgelegenheiten". Gaffal ergänzte, Lehrer und Führungskräfte in der Wirtschaft müssten in der Beurteilung von "überfachlichen Kompetenzen" geschult werden.