Pfaffenhofen
Bayerische SPD kehrt zu ihrer Wiege zurück

25.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:50 Uhr

Pfaffenhofen (apl) Es war eine Rückkehr an einen traditionsreichen Ort: Vor fast 65 Jahren, im November 1945, wurde im Moosburger Hof in Pfaffenhofen die bayerische SPD nach Verbot und Verfolgung in der Nazizeit neu gegründet. Jetzt kamen die Delegierten des sozialdemokratischen Bezirksverbandes Oberbayern in dem im vergangenen Jahr neu eröffneten Hotel zu ihrem außerordentlichen Parteitag zusammen.

Und erneut soll die Kreisstadt in der Hallertau auf die politische Landschaft des Freistaats ausstrahlen. Begeistert lauschten die Delegierten um den Bezirksvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Ewald Schurer den Ausführungen des jungen Pfaffenhofener Bürgermeisters Thomas Herker, der seit zwei Jahren einer Rathauskoalition aus SPD, Freien Wählern, Grünen und ÖDP, dem sogenannten "Bunten Bündnis", vorsteht – ein ungewöhnliches, noch keinesfalls selbstverständliches Konstrukt in Bayern. "Langfristig könnte das ein Modell sein, um die Macht der CSU auch auf Landesebene endlich zu brechen", hofft Ewald Schurer.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Impulsreferat des Münchner Philosophieprofessors und einstigen Kulturministers im Kabinett von Kanzler Schröder, Julian Nida-Rümelin: durchgehend frei gesprochen, intellektuell anspruchsvoll, in angenehmem Timbre vorgetragen und wohltuend frei von der auf Parteitagsreden in der Provinz sonst anzutreffenden Mischung aus bemühter Kampfeslust und aufgesetzter Jovialität. Im Kern ging es Nida-Rümelin, seit Kurzem auch neuer Chef der Grundwertekommission seiner Partei, um die neue Programmatik der SPD: ja zu mehr Staatsintervention, ja zu höheren Steuern und mehr öffentlicher Versorgung.

Bezirksparteichef Schurer kündigte im Gespräch mit dem DONAUKURIER an, die circa 30 hauptamtlichen Beschäftigten der Partei in Oberbayern trotz Mitgliederrückgang beibehalten zu wollen, "aber wir müssen die Leute marketingtechnisch stärker schulen". Auch das Gespräch mit Kirchen, Verbänden und parteipolitisch ungebundenen Interessenten soll künftig stärker gesucht werden. Vom Tisch sei endgültig eine mögliche Abspaltung der Kreisverbände München und München-Land von Oberbayern zu einem eigenen Bezirksverband. "Das funktioniert bei der CSU ja auch nicht."