Schrobenhausen
Bayerische Philosophie im Bierzelt

Politischer Volksfestabend: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer zu Gast

11.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) Guttenberg, Seehofer oder doch ein anderer Redner? Gehörig wirbelte das Kandidatenkarussell im Vorfeld des politischen Abends durchs Volksfestprogramm. Letztendlich waren am Montag Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer zu Gast.

Helmut Schranner und seine Holledauer Musikanten haben bereits eine Stunde früher losgelegt, versucht, Stimmung in die Bude zu bekommen. Draußen im Biergarten ist auch alles voll - drinnen im Festzelt wollen sich nur etwas mehr als 100 Besucher die politischen Reden anhören. Frauenunionsvorsitzende Renate Gampl und Spargelkönigin Isabella Fischer - es ist einer ihrer letzten Auftritte - geleiten Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) dann ins Festzelt, wo CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler die Begrüßung der Gäste übernimmt.

Als "hochanständigen, fleißigen Kerl" habe er Erich Irlstorfer (CSU) kennengelernt, bereitet Lengler das Publikum auf den ersten Redner des Abends vor. Der Bundestagsabgeordnete blickt dann kurz auf den Bundestagswahlkampf voraus, in den die CSU ja mit Joachim Herrmann ziehe. Und er wirft auch einen Blick auf die Krawalle beim G-20-Gipfel in Hamburg. Bei Ereignissen wie diesen müsse der Rechtsstaat Kante zeigen, ist Irlstorfer überzeugt. Und wenn SPD und Linke, "diese Mauerschützenkommunisten", meinten, den Rechtsstaat aushebeln zu müssen: "Die CSU wird dieses Spiel nicht mitspielen!"

Quasi eine "Wohlfühlatmosphäre" habe dagegen vor zwei Jahren beim G-7-Gipfel in Elmau geherrscht, nimmt auch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner Bezug auf Hamburg. Generell sei die Sicherheitspolitik ein Schwerpunktthema der CSU, wozu auch die individuelle Sicherheit der Menschen gehöre. Grundsätzlich fährt Brunner ein ungeheuer breites Spektrum an Themen auf, das von der bayerischen Landes- und Bundespolitik samt Länderfinanzausgleich über den Einsatz für die Mütterrente bis zur Pkw-Maut, die Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt "zu Recht durchgesetzt" habe, reicht. Wort gehalten habe man auch beim Thema Steuererhöhungen, die im Bund verhindert wurden. Dass Bayern heuer wieder ohne neue Schulden auskomme, "das mache uns mal ein anderes Bundesland oder gar ein anderes EU-Land nach", zeigt sich Helmut Brunner selbstbewusst. Weiter streift er dann Themen wie die Familienpolitik oder die Abschaffung des Solis. Bei der Asylpolitik habe die CSU klare Linie gezeigt und erreicht, dass viele der bayerischen Positionen in Berlin übernommen worden seien, sagt Brunner, bevor er auf das "Kartoffelland Neuburg-Schrobenhausen" sowie auf die Städtebauförderung zu sprechen kommt. Zwischen 2013 und 2017 seien über sieben Millionen Euro in den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen geflossen, ruft Brunner den Gästen im Schrobenhausener Bierzelt in Erinnerung und fügt hinzu: "Ich bräuchte mehr Personal und Geld, dann könnte ich noch viel mehr für unsere Kommunen tun." Und er findet: "Landflucht muss in Bayern ein Fremdwort werden."

Der Masterplan Bayern Digital II samt Breitbandausbau sei einer der wichtigen Pfeiler des bayerischen Weges, sagt Brunner und fragt: "Wenn diese bayerische Philosophie nicht funktionieren würde - warum ist noch jeder dritte Bauernhof Deutschlands eigenbewirtschaftet" Auch weiterhin gelte es, Bauernfamilien den Rücken zu stärken. "Es ist kein sozialer Abstieg, wenn man nicht mehr als Haupterwerb wirtschaften kann", findet Brunner. Die Gemeinwohlleistungen, die die Bauern erbringen, müssten der Gesamtbevölkerung immer wieder klargemacht werden. "Das ist kein Eigenzweck und kein Eigennutz, sondern im Interesse des ganzen Landes", findet Brunner. "Mein Credo lautet eindeutig: Nicht die Hektarzahl und die Zahl der Tiere im Stall sollen über die Zukunftsfähigkeit eines Betriebes entscheiden, sondern die Kreativität, die Innovationskraft, die Bildung und Ausbildung sowie die Qualifikation unserer Betriebsleiter."

Der bayerische Landwirtschaftsminister ist außerdem davon überzeugt: "Unsere Mitbürger wollen keine industrialisierte Landwirtschaft, sie wollen Nachvollziehbarkeit der Nahrungsmittelproduktion, sie wollen, dass regionale Produkte erzeugt werden - na bitteschön: Das bieten wir alles an!" Andererseits erwarte er aber auch, "dass die Verbraucher bereit sind, einen vernünftigen Preis für unsere Lebensmittel zu zahlen".

Besonders viel Applaus heimst der Landwirtschaftsminister dann ein, als er von seinen weltweiten Reisen erzählt: "Wenn ich sage, ich komme aus Deutschland, dann wird mir Respekt gezollt. Wenn ich aber sage, ich komme aus Bayern, dann leuchten die Augen meiner Gesprächspartner."

Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) nutzt zum Abschluss des politischen Abends im Bierzelt die Gunst der Stunde, einerseits bei Bundestagsabgeordnetem Erich Irlstorfer, der für gleiche Lebensbedingungen in Stadt und Land plädiert hatte, für Unterstützung beim Thema Gesundheitspolitik zu werben. Schließlich drohe da, so Stephan, ein "Absacken des flachen Landes im Vergleich zu den Metropolen". Und bei den von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner angesprochenen "100 Genussorten in Bayern", mit denen Brunner mehr Wertschöpfung für Land- und Ernährungswirtschaft sichern möchte, würden sich die Stadt und der Spargelerzeugerverband "herzlich gern auch mit ins Spiel bringen", versichert der Schrobenhausener Bürgermeister.