Neustadt
Baumarkt darf umziehen

Stadtrat stimmt Neubau im Ortsteil Wöhr zu Bedenken wegen Hochwasser und zu viel Verkehr

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Neustadt (DK) Mit 14 zu 4 Stimmen haben Neustadts Stadträte jetzt die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den umstrittenen Bau eines Baumarkts im Ortsteil Wöhr geschaffen. Damit sei nun "der Prozess des Abwägens" auf den Weg gebracht, betonte Bürgermeister Thomas Reimer.

Schon im Vorfeld hatte er die Kollegen gebeten, "in gehobener Form" zu diskutieren, denn die Stimmung im Sitzungssaal schien angeheizt: Eines so großen Publikums (die meisten darunter aus Wöhr) durfte sich das Plenum in den letzten Jahren nicht gerade oft erfreuen. Doch es blieb ruhig, zumal jeder Redner sachlich argumentierte.

Gegen die Änderung der Bauleitplanung mit dem Baumarkt auf einer Fläche von rund zwei Hektar zwischen den Firmengebäuden von Reng und Rothdauscher führte Bernhard Rieger (SPD), Dritter Bürgermeister und Referent für Neustadts Hochwasserschutz, die noch bestehende latente Überschwemmungsgefahr an: "Der Bau liegt in einem Risikobereich." Da sei es "mit einem sehr hohen Aufwand" verbunden, mögliche Schäden zu minimieren. Rieger erinnerte in diesem Zusammenhang an das Hochwasser 1999, betonte aber: "Seitdem ist beim Schutz gegen Überschwemmungen in Neustadt viel unternommen worden." Dieser Argumentation folgte auch Alois Schweiger (Wählergemeinschaft Hienheim-Arresting). Dort sei weder für Wohnen noch ein Gewerbe "ein guter Platz." Auch Werner Reichl (CSU) gab Rieger Recht: "Er ist in Sachen Hochwasser der Experte." Auf der anderen Seite würden die bestehenden Supermärkte und Firmen in diesem Gewerbegebiet durch einen Baumarkt an Reiz gewinnen. Helga Weigl (SPD) wies auf die wachsende Verkehrsbelastung hin: Bereits jetzt würden zahlreiche Autos im Berufs- und Einkaufsverkehr durch Wöhr rollen und nur wenige gingen innerhalb der Wohnbebauung runter vom Gas: "Ich habe große Bedenken, wenn die Donaustraße dann auch noch den Verkehr zum Baumarkt aufnehmen soll." Weigl plädierte für einen Baumarkt in Neustadt Süd, "in unmittelbarer Nachbarschaft zahlreicher branchennaher Gewerbebetriebe".

Karl Zettl (FW) sprach sich für eine komplette Überplanung des gesamten Gebiets aus: "Dann können wir sehen, ob wir uns dort ein Wohn- oder Gewerbegebiet vorstellen können." Jeder wisse zudem, dass Wöhr noch immer zu den Bereichen gehöre, die von Überschwemmungen gefährdet seien, "doch wenn wir hier keine Neubauten mehr zulassen, kann dort und in anderen gefährdeten Gebieten überhaupt nicht mehr gebaut werden." Hans Weber (CWMG) erinnerte daran, "wie lange es gedauert hat, bis Neustadt endlich einen Baumarkt hatte". Er versteht, dass der bestehende Markt vom jetzigen Standort umziehen möchte, die Stadt aber nicht über genügend Auswahl an dafür geeigneten Flächen verfüge: "Wenn wir diesen Standort nicht nutzen, dann haben wir bald überhaupt keinen Baumarkt mehr." Erhard Garbe (SPD) kann sich einen Baumarkt dort nur vorstellen, "wenn fließender Verkehr und Parksituation in Ordnung sind." Günther Schweiger (Wählergemeinschaft Schwaig) erinnerte daran, dass in der Phase der konkreten Planung die Bürger mitreden durften, "so wie wir in Schwaig bei dem Neubau für die SMP".

Ob schließlich auf dem Areal weiterhin ausschließlich Gewerbe oder zusätzlich mit Wohnbebauung oder ein reines Wohngebiet, so wie es sich die Bewohner von Wöhr wünschen, entsteht, bleibt noch offen.