Düsseldorf
Baukartell zapft Konzerne an

Ermittlungen gegen neun Unternehmen Auch Audi unter den Geschädigten

03.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Düsseldorf/München (DK) Ein Baukartell soll 20 Energie- und Industriekonzerne – darunter auch Audi – geschädigt haben. Es gehe um den Verdacht auf illegale Preisabsprachen und Scheinrechnungen für nicht geleistete Arbeit sowie in mindestens einem Fall um Bestechung, berichtete das „Handelsblatt“.

Unter Berufung auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München und des Bundeskartellamts in Bonn berichtete die Zeitung, eine Gruppe von acht deutschen und einem niederländischen Gebäudeausrüster solle rund 50 Großbauprojekte mit einem geschätzten Auftragsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro manipuliert haben. Zumindest in einem Fall könnte auch Bestechungsgeld geflossen sein.

Die Staatsanwaltschaft München I teilte auf Anfrage mit, dass sie unter anderem wegen des Verdachts wettbewerbsbeschränkender Absprachen ermittle. Am 3. Februar seien etwa 50 Objekte durchsucht worden. Ausgangspunkt der Ermittlungen sei eine Firma aus der Region München, die auf dem Gebiet der technischen Gebäudeausstattung, Kraftwerks- und Energietechnik tätig sei.

„Die Anzahl der Beschuldigten bewegt sich derzeit in einem unteren zweistelligen Bereich“, erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch in München. Weitere Einzelheiten wollte er mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen und das Steuergeheimnis nicht nennen.

Unter den geschädigten Unternehmen im In- und Ausland soll vor allem Siemens mit allein 20 Kraftwerksprojekten von möglichen Schummeleien betroffen sein. Daneben tauchten in der Liste der Kartellopfer Firmen wie Zeiss, Hitachi, GDF Suez, Eon, Alstom oder die Bayerische Hausbau auf. Ebenfalls betroffen sei Audi in Ingolstadt, schreibt die Zeitung weiter. Bei dem Autohersteller sollen demnach beim Bau eines Verwaltungsgebäudes mehr als 420 000 Euro unrechtmäßig in die Taschen des niederländischen Imtech-Konzerns geflossen sein. Die VW-Tochter wollte gestern wegen der laufenden Ermittlungen zu dem Fall „keine Stellungnahme abgeben“.

Dem „Handelsblatt“ zufolge steht die Staatsanwaltschaft noch am Anfang der Ermittlungen. Zurzeit zählten die Ermittler 30 Verdächtige bei neun Firmen. Neben Imtech zählen nach Darstellung des Blattes zum Kreis der Verdächtigen die Unternehmen Ferrostaal Air Technology, Caverion, Cofely, Kraftanlagen München, Nickel GmbH, Rixner Lüftung Klima, Julius Gaiser sowie Siegle + Epple – Betriebe, die zumeist in der Lüftungs-, Klima- und Energietechnik sowie im Rohleitungsbau tätig sind. „Das betroffene Auftragsvolumen umfasst mehrere hundert Millionen Euro, der Schaden ist noch nicht bezifferbar, schreibt die Zeitung. Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen durch „seltsame Vorgänge“ beim Bau zweier Großkraftwerke des RWE-Konzerns.