Berching
"Bauernbürgermeister" und "Bergkraxler"

11.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:04 Uhr

Als Bruder Barnabas derbleckte Manfred Heim. - Foto: Karg

Berching (aka) Gaudi und gute Unterhaltung gab es beim traditionellen Politischen Aschermittwoch der Freien Wähler (FW) Berching im Sportheim.

Neben den zwei Fastenpredigern Bruder Franz (Franz Blomeier) und Bruder Barnabas (Manfred Heim), die Berchinger Begebenheiten pointieren, griff auch Bürgermeister Ludwig Eisenreich zum Mikrofon, der statt eines kurzen Grußwortes eine "Predigt" in Form eines Gedichts hielt. Zum Politischen Aschermittwoch in der Sulzmetropole waren einige FW-Granden aus dem Landkreis gekommen, unter ihnen der Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann und der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Hans Gerngroß. Sieglinde Hollweck, die Vorsitzende der FW Berching, führte durch das Programm.

Bürgermeister Eisenreich (CSU) nahm in seinem Pamphlet sich selbst und seine vier FW-Stadträte leicht auf die Schippe. Die Sieglinde (Hollweck) sei die Haderthauer der Berchinger Freien Wähler, der Leidl (Josef) sei stolz auf seine Heimat Holnstein, beim Boda Fips (Erich Steindl) erfahre man gemeindliche Nachrichten nicht im Rathaus, sondern zu allererst in dessen Salon, und der Ritzermüller (Franz Blomeier) züchte jetzt statt Rinder im Stall Biber im Fluss, stellte das Stadtoberhaupt fest. Er selbst, Eisenreich, habe ein "dickes Fell und Leidenschaft" gebraucht, um aus der "Hechtenkrise" (er hatte den alten Hechten im Käfig im Rathaus durch einen neuen ersetzen lassen) unbeschadet herauszukommen.

Bruder Franz stichelte gegen den Kreisvorsitzenden: "Den Gerngroß wenn ich sehe, da werde ich immer neidisch. Ich würde auch gern so groß sein." Beim Huber Sepp glaubte er nicht, dass der zu den berühmten "Bergkraxlern", den Huber- Buam, gehört. "Denn beim Gewichtigen da reißat da Strick." Der Bauer von Beruf hatte aber auch eine frohe Botschaft im Gepäck seines freien Vortrags. Er sagte: "Ja Leit, jammert’s net imma, macht’s eich koane Sorgen um de Zukunft." Die Staatsregierung habe jetzt statt der Glaskugel den Zukunftsrat installiert und der werde Bayern den richtigen Weg weisen.

Gespannt erwarteten nach der Pause die Zuhörer den Auftritt von Bruder Barnabas, der den Prolog seines Redenschreibers Karl Josef Huber außerordentlich theatralisch vortrug. Sein Text beschäftigte sich mit den Freien Wählern selber, die gewachsen seien nicht an ihrer Zahl oder Bedeutung, aber in ihrer Vielfalt. "Vier Stadträte, acht Meinungen heißt es da. Und wenn das nicht reicht, hat der eine oder andere auch noch eine dritte Meinung." Der Erich (Steindl) könne jetzt als Seniorenbeauftragter darauf spekulieren, "dass er einen schönen Job im Altenheim bekommt, wenn er den Rasierpinsel an den Nagel hängt". Franz Blomeier habe seine wahre Berufung erkannt und werde Wanderprediger, die Sieglinde (Hollweck) steige ins Bestattungsgewerbe ein. Sie sei beim Trauerzug der Freien Wähler durch Berching als Klageweib vorangeschritten. "War echt große Klasse." Und dazwischen immer wieder: "Prost. Denn Flüssiges bricht Fasten nicht."

Wie auch die Jahre vorher kramte Bruder Barnabas "Berchinger Besonderheiten" hervor. Heuer eher milde gestimmt, nicht beleidigend oder verletzend. Ein großes Rätselraten gebe es derzeit um die Autonummer NM BB des Berchinger Bürgermeisters. Böswillige sagten, BB bedeute Bauernbürgermeister, ältere Bürger dichteten die Bedeutung des Doppelbuchstaben in Bertold Brecht oder Brigitte Bardot um, manch andere würden meinen, dass es schlicht und einfach heiße: Bin beschäftigt. In der Neumarkter Zulassungsstelle habe er die Auskunft erhalten: "BB heißt Big Boss."

Mit den Gemeindefinanzen könne es gar nicht so schlimm stehen, meinte Bruder Barnabas. Denn die Stadt habe wieder ein altes Haus gekauft und baue es mit viel Geld um. Gäste sollen aber in dem Gebäude nicht wohnen, die sollen da nur beraten werden. Ob sie allerdings eine Auskunft bekommen, wenn sie fragen, wann wohl das Hotel Post eröffnet wird, oder wie es dem Scheich geht, sei völlig offen. "Die Tourismusbeauftragte weiß das ja selber nicht."

Dass jetzt Hotelschiffe nicht in Berching, sondern in Plankstetten anlegen sollen, komme daher, dass "für die Berchinger Anlegestelle die Schiffe zu lang sind und dass Plankstetten zum zweiten Weltenburg mit Biergarten und allem drum herum ausgebaut werden soll".

Nicht vergessen hat der Redenschreiber Sepp Huber, wie könnte es anders sein, den Spaß, den sich der Bayerische Rundfunk mit dem Berchinger Bürgermeister am Rossmarkt erlaubt hat. "Der Stiegler" habe telefonisch angefragt, ob denn alles für die Hofhaltung des Ministerpräsidenten vorbereitet sei: der Thronsessel, ein Kronleuchter, ein roter Teppich und eine Spiegelgalerie. "Unser Bürgermeister hat sich das alles eifrig notiert und wollte dem Bauhof Anweisungen geben."