Ingolstadt
Bauen im Bestand: So spart man "graue Energie"

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Ingolstadt (sic) Die Bayerische Architektenkammer und das Bayerische Kultusministerium haben den Preis "Bauen im Bestand" heuer zum ersten Mal vergeben. Ausgezeichnet wurden "Werke und deren Urheber, die mit zukunftsweisenden architektonischen Konzepten sowohl die Geschichte des Bestands wie auch deren ,graue Energie' in besonderem Maße berücksichtigen und sich damit um einen vorbildlichen Umgang mit bestehender Bausubstanz verdient gemacht haben", so die Architektenkammer.

Ansgar Reiß, der Leiter des Bayerischen Armeemuseums im Neuen Schloss, erklärt, was Fachleute unter dem Begriff "graue Energie" verstehen: Sie steckt in der Bausubstanz, weil das verwendete Material einen Wert bedeutet, ebenso der Aufwand, der einst betrieben wurde, um ein Bauwerk zu errichten. Ein vermeidbarer Abriss sei somit die Verschwendung "grauer Energie". Stattdessen laute das Ziel: "Bauen im Bestand". Es sei wichtig, "die wesentlichen Strukturen eines Gebäudes zu bewahren, sie so weit wie möglich weiter zu nutzen und weiterzuentwickeln und so die beim Bau investierte Energie zu erhalten", erklärt Reiß. Das sei nicht nur bei denkmalgeschützten Gebäuden lohnenswert. "Der Preis ,Bauen im Bestand' wird auch für Betonbauten aus den 1960er-Jahren vergeben." Der Denkmalschutzstatus sei keine Voraussetzung dafür, dass ein Bauprojekt prämiert wird. Hier lässt sich noch ein aktuelles Argument anschließen: "Beton setzt immense Mengen an Kohlenstoffdioxid frei", erzählt Reiß. "Das übersieht man oft." Deshalb sei es auch eine sinnvolle Maßnahme gegen die Erderwärmung, Bausubstanz möglichst zu erhalten, statt sie wegzureißen.

Der Preis "Bauen im Bestand" in der Kategorie 1 ("Gebäude, die ursprünglich vor 1900 errichtet wurden") geht an das Richard-Wagner-Museum Bayreuth. Der Architekt ist Volker Staab. Er hat auch den Anbau des Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt entworfen. In der Kategorie 1 gab es außerdem vier Anerkennungspreise, darunter der Lift im Neuen Schloss. Reiß: "Eine große Ehre!"