Baudarlehen mit Ausstiegsrecht - Wann lohnt sich der Zinsaufschlag?

09.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Teure Stornogebühren machen die vorzeitige Kündigung eines Baudarlehens unrentabel. Preiswerter ist ein Kredit mit Ausstiegsrecht. Wann rechnet sich das?

Wer sein Baudarlehen vorzeitig kündigen möchte, der muss ordentlich ins Portemonnaie greifen. Denn klassische Baudarlehen besitzen eine festgelegte Zinsbindungszeit und die kann man nicht einfach umgehen. Normalerweise laufen Baukredite 10, 15 oder 20 Jahre. Während dieser Zeit zahlt man den festgeschriebenen Zinssatz sowie einen bestimmten Tilgungsbetrag. Neuere Darlehen erlauben inzwischen den Tilgungssatz während der Zinsbindungsfrist zu ändern, der Zinssatz selbst steht aber fest. Allerdings darf die Bank den Kunden nicht bis zum Ende aller Tage an den Kredit binden. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass man nach Ablauf von zehn Jahren aus einem Baukredit mit sehr langer Zinsbindungsfrist aussteigen kann.

Sind die Kreditzinsen nach ein paar Jahren gesunken und möchten Verbraucher von den günstigeren Konditionen profitieren, dann hilft der Umstieg auf ein preiswerteres Darlehen. Bei festgelegter Zinsbindung ist dies innerhalb der ersten zehn Jahre aber nur gegen eine saftige Vorfälligkeitsentschädigung möglich. Dabei gilt als Faustregel: Die Entschädigung entspricht in etwa dem Zinsausfall, den die Bank durch das vorzeitige Stornieren des Baukredits erleidet. Dazu gesellt sich meistens noch eine Strafgebühr. Das hat zur Folge, dass sich ein vorzeitiger Ausstieg eigentlich nicht lohnt.

Baukredit mit Kündigungsoption
Einige Banken bieten allerdings Baukredite mit vorzeitigem Tilgungsrecht an, zum Beispiel die Münchner Hypothekenbank oder der Versicherer Hannoversche Leben. Hier können Sie bereits nach kurzer Laufzeit aus dem Vertrag aussteigen und das Baudarlehen zurückzahlen. In der Regel wird dafür keine Entschädigung fällig. Ohne Extrazahlung kommen Sie allerdings nicht davon. Die Kreditinstitute lassen sich die Stornooption mit einem Zinsaufschlag von 0,2 bis 0,3 Prozent bezahlen. Bei hoher Kreditsumme und langer Laufzeit können dadurch mehrere tausend Euro zusammen kommen. Hier gilt es also genau abzuwägen, ob sich das flexible Tilgungsrecht lohnt. Wann rentiert sich die Stornofreiheit? Trotz Zinsaufschlag kann sich ein Baukredit mit vorzeitiger Kündigung in bestimmten Fällen lohnen. Ein solcher Baukredit ist zum Beispiel interessant, wenn Sie davon ausgehen, in absehbarer Zeit Geld aus einer Erbschaft, einer Lebensversicherung oder dem Verkauf einer anderen Immobilie zu erhalten. Mit diesem Kapital können Sie den offenen Darlehensbetrag tilgen und sind dann schuldenfrei.

Ein weiterer interessanter Fall ist, wenn Ihr Baukredit hohe Hypothekenzinsen festschreibt und Sie mit sinkenden Bauzinsen in der Zukunft rechnen. Dann hilft die Kündigungsoption, das teure Darlehen vorzeitig abzulösen und zu einer günstigeren Baufinanzierung zu wechseln.

Letzterer Fall dürfte allerdings bei aktuell abzuschließenden Baukrediten kaum in Frage kommen. Weil die Bauzinsen bereits extrem niedrig sind, ist eine weitere Verbesserung der Konditionen kaum noch zu erwarten. Zehnjährige Baukredite kosten laut Biallo-Baugeldindex derzeit im Schnitt nur 1,55 Prozent, einzelne Anbieter liegen sogar deutlich darunter. Sollten die Bauzinsen aber wieder steigen, könnte ein Baudarlehen mit flexibler Ausstiegsoption wieder interessant für Immobilienkäufer werden.

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