Roth
Barrieren abbauen

SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher lobt Rother Inklusionsnetzwerk

14.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
"Ein Musterbeispiel auf dem Weg zur Barrierefreiheit" lobt SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher (3. v. re.) bei seinem Besuch das Rother Inklusionsnetzwerk. Landtagskandidat Marcell Schneider (li.) und Bezirkstagskandidat Sven Ehrhardt (re.) sehen trotzdem Aufholbedarf. −Foto: Inklusionsnetzwerk

Roth/Hilpoltstein (HK) Bayern barrierefrei - ein ehrendes Ziel, von dem der Freistaat noch weit entfernt ist.

Das wurde beim Fachgespräch des Fraktionsvorsitzenden der SPD im bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, mit Vertretern des Rother Inklusionsnetzwerks, der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatungsstelle Mittelfranken-Süd (kurz EUTB) sowie des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter an diversen Stellen der Diskussion deutlich.

Dass die einst vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in einer Regierungserklärung ehrgeizig herausgegebene Zielmarke 2023 nur noch schwerlich erreichbar ist, darüber waren sich alle Diskutanten einig. "Trotzdem hat seit dem ein gesellschaftliches Umdenken begonnen", würdigte Paul Rösch, Vorsitzender des Rother Inklusionsnetzwerkes, die Bemühungen auf verschiedenen politischen Ebenen.

"Barrieren müssen vor allem im Kopf abgebaut werden", pflichtete ihm Markus Rinderspacher bei. Trotzdem genügten insbesondere viele staatliche Gebäude und Bahnhöfe nicht den Anforderungen an Barrierefreiheit. Daher habe die SPD-Landtagsfraktion erst in dieser Woche einen Antrag auf ein Sonderinvestitionsprogramm von jährlich 200 Millionen Euro gestellt. Eine Initiative, die Klaus Mattlak als Leiter der örtlichen Kontaktstelle des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter mit Blick auf den Georgensgmünder Bahnhof nur begrüßen konnte. Allerdings mangele es oft auch an zugänglichen behindertengerechten Toiletten. Von der Schwierigkeit, barrierefreien und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum zu finden oder gar neu zu schaffen, berichtete Paul Rösch aus seiner Erfahrung bei der Beratung von Betroffenen, aber auch interessierten Bauträgern.

Dass Barrieren nicht nur im öffentlichen Raum, sondern insbesondere auch bei der Teilhabe am beruflichen, kulturellen oder sozialen Leben bestehen würden, darauf verwies Maria Rützel von der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatungsstelle Mittelfranken-Süd: "Oftmals existieren bei den Betroffenen auch Barrieren im Sinne von Hemmschwellen. " Für Janet Meyer, Mitarbeiterin der vom Rother Inklusionsnetzwerk getragenen EUTB-Stelle, sei hier aber auch die Politik gefragt, spielte sie beispielsweise auf den bürokratischen Aufwand bei der Beantragung einer Arbeitsassistenz an. Diese Hürden, aber auch die Verweigerung zahlreicher Unternehmen, schwerbehinderte Mitarbeitende zu beschäftigen, stieß dem örtlichen SPD-Landtagskandidaten Marcel Schneider sauer auf: "Hier wird in Zeiten des Fachkräftemangels viel Potenzial verschenkt, den Betroffenen aber auch die Möglichkeit einer sinnstiftenden Beschäftigung genommen. " Ein Umstand, den auch Markus Rinderspacher mit Verweis auf die Arbeitslosenstatistik bestätigen konnte. So seien im Jahr 2017 in Bayern mit 9,2 Prozent im Bundesvergleich (6,4 Prozent) mehr schwerbehinderte Menschen arbeitslos gewesen.

Mit der Inklusion nicht erst im Berufsleben, sondern möglichst frühzeitig bereits in der Kindertagesstätte, der Schule oder dem Ausbildungsbetrieb zu beginnen, war das Credo des SPD-Bezirkstagskandidaten Sven Ehrhardt. "Hierzu müssten jedoch auch die Fachkräfte entsprechend geschult werden", sagte Ehrhardt.

Als Musterbeispiel auf dem Weg in Richtung der angestrebten Barrierefreiheit und Inklusion lobte der SPD-Landespolitiker Rinderspacher die ehrenamtlich getragene Initiative des Rother Inklusionsnetzwerkes: "Trotzdem entlässt das freiwilliges Engagement die Politik nicht aus ihrer Verantwortung", sagte Rinderspacher.

Dass mit der "Peer-Methode" bei den beiden EUTB-Beratungsstellen "Betroffene Betroffene unterstützen", würdigte der SPD-Kreisvorsitzende Sven Ehrhardt als folgerichtigen Ansatz. Dem konnte auch Marcel Schneider beipflichten, würden gehandicapte Menschen auch aus ihrer eigenen Lebensgeschichte heraus Barrieren identifizieren, die der Umwelt sonst verborgen blieben. Die Vertreter der Behinderten-Beratungsstellen und die SPD-Delegation vereinbarten daher, den fachlichen Austausch auch in Zukunft fortzusetzen und zu vertiefen.